Sie brennen für die Tradition des Brennens

Am Samstag, 11. November ist nationaler Brennertag. Unter dem Motto «Die Schweiz brennt» öffnet Familie Kohler die Türen zu ihrem neuen Showroom.
Freuen sich, Interessierten im neuen Showroom ihre Brennkunst zu zeigen: Ruedi, Moreno und Dora Kohler. (Bild: aru)

Am 11. November zelebriert die Vereinigung Schweizer Brenner den nationalen Brennertag. Dann steht – unter dem Titel «Die Schweiz brennt» – das Können der Schweizer Brennerinnen und Brenner im Fokus. Viele Betriebe öffnen ihre Türen und geben dem Publikum einen Einblick in das Schweizer Kulturgut. Auch Familie Kohler aus Schinznach-Dorf ist mit dabei – als einziger Betrieb aus dem Verteilgebiet des «General-Anzeigers». Im neu gebauten Showroom, der direkt an den Hof grenzt und im Frühjahr eingeweiht wurde, lässt Ruedi Kohler die Gäste direkt an der Brennkunst teilhaben. «Der Showroom ist vor allem ein Arbeitsraum», sagt der 68-Jährige und zeigt auf die kupferrote, glänzende Brennanlage. Hier entwickelt er das Handwerk weiter, das bereits sein «Grossätti» praktizierte. «Ich tüftle gern», sagt der Landwirt und präsentiert die insgesamt 27 verschiedenen Destillate, die in gemeinsamer Arbeit mit der Familie hergestellt werden.

Brugger Renette und Alte Birne
Diesen Oktober haben die Kohlers bei der Prämierung von Distisuisse neun Medaillen erhalten. Ausgezeichnet wurden unter anderem die Produkte Mirabelle, Alte Birne, Alte Traube und Brugger Renette. Dieser Schnaps wird aus einer alten regionalen Hochstammapfelsorte gewonnen und ist exklusiv bei Familie Kohler erhältlich. «Ich freue mich, dass wir ihn nun wieder anbieten können», sagt Dora Kohler. Da die alten Bäume nicht mehr trugen, musste die Familie zwei neue pflanzen. «Bis sie gross genug waren, um eine Ernte abzuwerfen, war Geduld gefordert», erklärt die 63-Jährige.

In knalligem Rot zieht die Flasche namens «Chriesiträumli» den Blick auf sich. Auch diese Sorte – ein Likör, das sind aromatische Spirituosen mit leichtem Zuckergehalt – trägt eine Medaille. Derzeit kämen die leicht süssen, alten Brände, darunter etwa die «Alte Zwetschge» (Vieille prune) oder die «Alte Birne» (Vieille poire), bei den Konsumentinnen und Konsumenten am besten an, sagt Moreno Kohler. Er ist seit einiger Zeit auf dem Betrieb tätig und übernimmt dereinst auch das Brennrecht von seinem Vater.

Gin und Absinth im Sortiment
Moreno Kohler engagiert sich in der Brennerei mit demselben Herzblut wie seine Eltern. «Unsere Produkte sind gut unterwegs, daran gibts nichts zu rütteln», sagt der 40-Jährige. Einzig ins Marketing – dazu gehören neue Etiketten, eine neue
Website und später vielleicht ein Webshop – will der junge Landwirt investieren. «Wir leben aber vom Direktverkauf», sagt Mutter Dora Kohler. Im neuen Showroom können die Kundinnen und Kunden die Produkte besichtigen und degustieren. Schön angeordnet, stehen die Destillate und Weine auf den Regalen bereit. Seit einigen Jahren stellen die Kohlers auch Gin und Absinth her. «Dass wir den Absinth so gut verkaufen, hätte ich nie gedacht», erklärt Ruedi Kohler. Doch nicht immer lässt sich vorhersehen, was den Konsumentinnen und Konsumenten schmeckt.

Über 350 Hochstammbäume
Blickt man auf die Geschichte, hat sich das Sortiment auf dem Steinachhof oberhalb der «Graströchni» ständig erweitert. Brannten Morenos Urgrossvater und Grossvater noch hauptsächlich Kirschen und Zwetschgen, steht heute bei den Kohlers eine reiche Auswahl an Obstdestillaten zur Verfügung. Auf dem Land der Familie wachsen über 350 Hochstammbäume, die in guten Jahren bis zu 5000 Liter Schnaps abwerfen. Sie zu unterhalten, ist eine äusserst aufwendige Arbeit. «Die Hochstammbäume werden extensiv bewirtschaftet», erklärt Moreno Kohler. Ob die Früchte von Hochstammbäumen besonders viel Geschmack in den Destillaten zur Folge haben, darüber scheiden sich in der Familie die Geister. Moreno findet, das sei einerlei, Mutter Dora hält dagegen. «Fürs Landschaftsbild und für die Tierwelt sind Hochstammbäume enorm wertvoll», lenkt sie ein – und lässt den Blick durch das grosse Fenster über die bunte Herbstlandschaft schweifen.

Nebst den Obstkulturen bewirtschaften die Kohlers zwei Hektaren Reben. Die daraus gewonnenen Weine keltern sie selbst, fünf verschiedene Sorten lagern im eigenen Weinkeller der Familie. Diese können – ebenso wie die Destillate – am kommenden Samstag im Rahmen von «Die Schweiz brennt» degustiert und gekauft werden. Dazu stehen die neuen, einladenden Räumlichkeiten zur Besichtigung offen. Zudem wird den Gästen eine kleine Verpflegung angeboten. Und Ruedi, Dora und Moreno Kohler stehen bereit, um alle Fragen rund um das traditionelle Handwerk des Schnapsbrennens, das sie bereits in vierter Generation pflegen, zu beantworten.

Samstag, 11. November, 10 bis 17 Uhr
Steinachhof 744, Schinznach-Dorf
kohler-weine.ch