In seinem Wohnort Schneisingen und entlang des Richtung Rhein fliessenden Tegerbachs nennt man ihn «Biber-Daddy». Gemeint ist der Landschaftsgärtner und Tierfreund Markus Moor, welcher sich im Auftrag der Kantonalen Jagdverwaltung nebenamtlich und unbesoldet der hier lebenden Biber annimmt. Der 54-Jährige und eines «seiner» Tiere standen vor zwei Jahren in die Schlagzeilen. Einer der Nager hatte sich in einem Stück engmaschigem Elektrozaungeflecht – wie es auf Schafweiden zum Einsatz kommt – verheddert und kam nicht mehr vorwärts. Moor rettete den Biber und transportierte ihn auf dem Anhänger seines Traktors nach Hause, wo er ihn mit einem Seitenschneider befreite und anschliessend zur Erholung in eine Voliere steckte.
Nächtliche Zerstörung
Bereits in der Nacht sei es losgegangen. «Er hatte das Kunststoffbecken zerbissen, in dem ich ihm Wasser hingestellt hatte, und wollte auf mich losgehen, als ich nach ihm schaute», erzählt Moor. Vor dem für den nächsten Tag angesetzten Medientermin war der Nager bereits wieder ausgewildert. «Für Fotos konnte ich lediglich einen ausgestopften Biber – das Opfer eines Verkehrsunfalls – präsentieren», schmunzelt Moor. Und er ergänzt: «Mich mit einem Biber? So ein Bild gibt es nicht.»
Bilder von Bibern im Tegerbach gibt es dennoch: heute Abend um 20.05 Uhr im Rahmen einer «Dok»-Sendung von SRF 1. Darin geht es um Biber und Menschen, die sich freiwillig oder unfreiwillig nahekommen. So freue sich die urbane Bevölkerung über das Treiben der Biber direkt vor ihrer Haustüre. Gezeigt wird als Beispiel eine Biberfamilie, die im Sommer am Platzspitz in Zürich mitten in einer Partymeile lebt. Als Kontrast der Tegerbach, wo die Nager Mais stehlen und das eine oder andere Feld fluten. «Und immer ist Markus Moor zur Stelle und packt an», heisst es im SRF-Beitrag. Der Schneisinger sei für den Kanton ein Glücksfall: eine Lösungsfindung – und die gelinge Moor – sei im Konfliktfall oft langwierig und emotional. «Ich kann es gut mit den Bauern, und es würde mir auch nicht einfallen, jeden Bagatellverstoss gegen die Schutzverordnung anzuzeigen», sagt Moor.
Was viele nicht wissen: sowohl die Biber als auch ihre Lebensräume stehen unter dem Schutz des Bundes. Gerade wenn die Biber ihre Jungtiere aufziehen, ist es nicht möglich, Biberdämme zu verkleinern oder gar zu entfernen. «In diesen Fällen muss man den Betroffenen zu erklären versuchen, dass das Gebiet auch vom Biber beansprucht wird», sagt Moor.
Der Biber und sein Schutz: Darf man entlang des Tegerbachs auf Biberpirsch gehen? Das sei kein Problem sagt Moor. Die Biberfamilien – aktuell leben in den von den Nagern angelegten Stauseen rund 15 erwachsene und 5 junge Tiere – hätten eine «Alarmorganisation» und würden sofort ihre Burg aufsuchen. «Keine gute Idee ist es jedoch, im Frühling, wenn die Jungen da sind, mit einem Hund dem Bach entlang zu spazieren – die Biber zeigen sich dann äusserst wehrhaft.»
Wie wurde er «Biber-Daddy»?
Zurück zur Fernsehsendung: Über deren Macherinnen und Macher, ihre Fachkompetenz und Geduld, zeigt sich Moor begeistert. «Zweimal rund sieben Stunden waren sie da, haben mit mir gesprochen und sich mit ihren Kameras auf die Lauer nach guten Biberaufnahmen gelegt.» Doch weshalb wurde Markus Moor eigentlich zum «Biber-Daddy»? «Die Natur hat mich schon immer interessiert», sagt er. «Bereits als Bub habe ich mich lieber mit Fröschen und Vögeln befasst als mit dem Schulstoff.» Moor haben es nicht nur die Biber angetan – auch die Vögel. Ihn freut es, dass sich ein Schleiereulen-Pärchen in Siglistorf niedergelassen hat und dass die Turmfalken-Nisthilfen, die er an einer Scheune angebracht hat, offensichtlich Anklang finden.
Sein grosses Engagement für die Natur und seine Hilfsbereitschaft werden auch in der Jagdgesellschaft Rümikon geschätzt. «Nein, das Jagdpatent habe ich nicht», sagt Moor, «dazu fehlt mir die Zeit.» Aber er begleitet und unterstützt den Jagdaufseher und ist bei den Jagden als Treiber und Fährtensucher dabei. Einer der Jäger ist Moors Chef Adrian Dillier. «Er zeigt sehr viel Verständnis für mich und mein Engagement», bedankt sich Moor. Benötige er am Tegerbach einen Bagger, dürfe er auf den Gartenbauunternehmer zählen.
DOK: «Von Bibern und Menschen – Wie aus Konflikten Chancen werden»
Donnerstag, 23. November,
20.05 bis 21.05 Uhr, SRF1