Brugggore zeigt Mut zur Farbe

Die Leitung des Filmfestivals Brugggore gibt das Motto für das Season Special 2024 bekannt. In der vierten Ausgabe des Filmfests wird die Tradition einer jährlich neuen Farbwahl weitergetragen. Orange wirkt dabei auch programmatisch.
Im Film «The Bride of Frankenstein» (USA, 1935) fordert die Protagonistin (Elsa Lanchester) die binär festgelegten Machtverhältnisse heraus. (Bild: zVg)

Das Brugggore bringt unter dem Festivalattribut «fantastic horror and ­beyond» Genrefilme in einem breit gefassten Spektrum auf die Kino­leinwand – und eine besondere Filmfestatmosphäre nach Brugg. Vom 24. bis 27. April 2024 findet das Brugggore zum vierten Mal statt. Bei der Farbwahl für die Saison 2024 liess sich Michel Frutig, der Leiter des Brugger Filmfestivals, vom Filmplakat des Klassikers The Bride of Frankenstein (USA, 1935) inspirieren.

Das Filmfestival mit Bekenntnis
«Mit kräftigem Orange bezieht das Brugggore 2024 klar Position und gibt sich als Ort der Toleranz zu erkennen», heisst es in der Medienmitteilung vom 1. Dezember. Die Farbe Orange sei der Haarpracht von Frankensteins Braut entliehen. Der Film gelte als eine Leitidee der LGBTQIA+-Bewegung und habe allein schon wegen seiner Herstellung ikonischen Charakter. Regie führte der erste offen homosexuelle Regisseur Hollywoods, James Whale, der die tragende Rolle des Dr. Pretorius gezielt queer angelegt hat. Vor allem aber wird Frankensteins Braut (verkörpert von Elsa Lanchester) stellvertretend für den Kampf der LGBTQIA+-Community verstanden. Geschaffen, um Frankensteins Monster als Braut zu dienen, widersetzt sie sich den Erwartungen ihres Schöpfers und stellt sich so symbolisch gegen die vorherrschenden Machtverhältnisse. Der Film sei mehr als ein Horrorklassiker – er habe Menschen, die nicht der Norm entsprächen, bereits 1935 das Gefühl gegeben, gesehen zu werden, heisst es im Schreiben.

Das Filmplakat des Klassikers «The Bride of Frankenstein» (USA, 1935) inspirierte zur bekennenden Farbwahl. (Bild: zVg)

Die Aussenseiter im Mittelpunkt
Auch das Festivalmotto «fantastic horror and beyond» schreibe diese Orientierung fest: Das Brugggore öffne den Blick für ein Jenseits unserer Erwartungen. «Inklusion spielt in der Filmauswahl und in der Kommunikation eine explizite Rolle», schreibt Festivalleiter Michel Frutig in der Pressemitteilung. 

Das Filmfestival zeigt in seiner vierten Ausgabe Mut zu einer aussagekräftigen Farbe mit starkem Symbolcharakter und bekennt sich bei der Programmgestaltung zur freien Interpretation von Vielfalt, denn Diversität wird cinematisch gezeigt. «Diversität spielt vor allem beim Season Special eine wichtige Rolle, auch wenn fünf Filme bei Weitem nicht ausreichen, um dem umfangreichen Thema gerecht zu werden», kommentiert Frutig die Entscheidung, das Festival dem Klassiker «The Bride of Frankenstein» und das Season Special vier weiteren, thematisch passenden Filmen zu widmen. «Unter dem Motto ‹celebrating the underdog› feiern wir 2024 das Aussenseitertum und das Anderssein.»

Am nächsten Brugggore, das wieder von der Stadt Brugg und dem Swisslos Fonds unterstützt wird und dessen Hauptsponsor die Zürcher Filmproduktion Polymorph Pictures ist, werden vom 24. bis 27. April 2024 in den Kinos Excelsior und Odeon wieder über 40 internationale Langspielfilme gezeigt. Neben vielen schweizweit exklusiven Vorstellungen und Premieren wird erneut eine umfangreiche Retrospektive Teil des Festivalprogramm bilden.

Genrefilme in enormer Vielfalt
«Die Auswahl der meisten neuen Filme und der Retrospektive hat einen Bezug zum Season Special. Wir sehen uns weiterhin als Filmfestival für «fantastic horror and beyond» und da soll die ganze Vielfalt an Genrefilmen abgebildet werden: Dokumentarfilme, Animationsfilme oder Experimental- und Arthouse Filme», so der Festivalleiter zur Programmierung. «Die genaue Filmauswahl werden wir jedoch erst anfangs März kennen.»

Bis Ende Januar können Filme noch direkt eingereicht werden. «Wir akquirieren weiter Filme und suchen nach spannenden Neuerscheinungen rund um die Welt», erklärt Frutig das Auswahlverfahren für die Festivalfilme.

Wer nicht warten mag und sich den Filmspass in Brugg keinesfalls entgehen lassen will, kann sich auf der Website brugggore.ch einen Festivalpass besorgen. Bis Ende Jahr gibt es den Viertagespass noch zum Early Bird Preis von 133 Franken. Ab Januar kosten die Viertagespässe 166 und Tagespässe 66 Franken.