Mit Verbundenheit und Herzblut

Bisera Tasic schöpft ihre Ideen aus ihrem ethnischen Hintergrund. Sie zeigt ihre Kollektion am Swiss Fashion Day. Wie wird das grosse Publikum darauf reagieren?
Bisera Tasic: «Meine Kreationen kommen aus meinem Innersten». (Bild: ejo)

Bisera Tasic setzt sich in einen bequemen Fauteuil und erzählt. Von sich. Von ihrer ganz grossen Leidenschaft, dem Nähen nach eigenem Design. Textile Ausdrucksformen ihrer Herkunft, auf geheimnisvolle Weise geprägt durch ihre familiäre und geografische Wirklichkeit. «Viele meiner Arbeiten basieren auf den Trachten des Balkans», erklärt Bisera Tasic. Tatsächlich zeigt sie einige reich geschmückte Gilets und langärmlige Oberteile, die auch für den Laien die osteuropäischen Anklänge erkennen lassen. Beinahe zärtlich lässt sie Goldfransen durch ihre Finger gleiten. Man spürt sofort: Hier ist mehr als Handwerk, mehr als Handarbeit. Es ist innere Verbundenheit, Herzblut.

Vorfreude und bange Fragen
Bisera Tasic hat Bilder ihrer Schöpfungen auf Instagram gestellt. Das blieb nicht unbemerkt. Die Veranstalterin des renommierten Swiss Fashion Day meldete sich, nachdem Bisera Tasic ihr eine Teilnahmeanfrage zugestellt hatte. Sie wollte Näheres über ihr Profil und ihre Arbeiten in Erfahrung bringen, und sie begrüsste Bisera Tasics Teilnahme an dem Event, der im Zürcher «Kaufleuten» stattfindet. Knapp 20 Designerinnen und Designer werden dort vertreten sein, unter ihnen Bisera Tasic mit ihrer Frühlings-/Sommerkollektion. Selbstverständlich eine Ehre, eine Herausforderung für die junge Frau aus Nussbaumen. Vorfreude, Stolz und – eine Portion Bangigkeit: «Damit stellen sich grosse Anforderungen an mich. Werde ich dem gerecht?» Und die Frage: «Wie reagiert das Publikum auf meine Kreationen?» Es ist das erste Mal, dass sie diesen grossen Schritt vor eine kritische Öffentlichkeit wagt. Sich zu zeigen, birgt immer Risiken. Und sie zeigt sich durch ihre Arbeiten ja auch selbst: in ihrer Ästhetik, ihrem Wesen, ihrem Ich.

Bisera Tasic nutzt jede freie Minute, um in ihrem kleinen Atelier ihrer grossen Leidenschaft nachzukommen: dem Design ihrer Frühlings- und Sommerkollektion, die sie selbst näht. (Bild: ejo)

Ein schöpferisches Tun
Alles beginnt irgendwo in den Tiefen des Unbewussten. Gefühle, Vorstellungen tauchen auf. Verschwommen zunächst, konkretisieren sich, nehmen klare Formen an. Und weisen Bisera Tasic den Weg zu einem weiteren Kleidungsstück, dessen endgültige Form beim Beginn der Arbeit noch gar nicht zwingend feststehen muss. Nach und nach entsteht ein Unikat. Alle Stücke sind Unikate, alle. Sogar die einfachen Modelle, die kleinere Ansprüche an das Geschick der Näherin stellen. Bisera Tasic will mit ihren Kreationen nicht einfach kleiden. Vielmehr hofft sie, dass die Buntheit der Stoffe und die Kunstfertigkeit der verzierenden Elemente eine positive Befindlichkeit bei der Trägerin bewirken: Sich im Schönen zu zeigen, können die Stimmung und sogar die Haltung des Menschen günstig beeinflussen. Das Atelier, in dem Bisera Tasic arbeitet, ist nicht sehr gross. Und heute herrschen dort tiefe Temperaturen, aber die hier präsentierten Modelle erzeugen eine ganz andere Art von Wärme, eine respektvolle Annäherung an die Tradition des Balkans. Bisera Tasic sagt: «Ich möchte aufzeigen, dass sich auch unter schwierigen Voraussetzungen das Beste umsetzen lässt.»

Das Leben selbst
Ist Modedesign eher Handwerk oder doch eine Kunstform? Bisera Tasic zögert keinen Augenblick: «Ganz klar eine Kunstform. Wie andere Künste konkretisiert es sich aus der Inspiration. Inspiration aus meinem Innersten. Es gewährt mir Zugang zu einer inneren, grösseren Welt. Die Arbeit verschafft mir tiefe Befriedigung. Es ist, als ob Eis durchbrochen würde. Als ob das Leben selbst in mein Bewusstsein dringe.»

Bisera Tasic hat ihrem Brand den Namen Ethno Pearls gegeben: Ethno-Perlen. Die Bezeichnung spricht für sich, bekommt aber noch einen zusätzlichen Sinn: «Bisera» bedeutet auf Deutsch – Perle.

Swiss Fashion Day
Sonntag, 25. Februar
Kaufleuten-Club, Zürich