Die Eröffnung ist erst in elf Jahren

Am Dienstag, 5. März fällt im Grossen Rat ein erster Grundsatzentscheid zur Kantonsschule. In Lenzburg und Windisch sind zwei neue Kantonsschulen geplant. Doch vor 2035 geht die Windischer Schule kaum in Betrieb.
Im Dreieck zwischen Bahnlinie, Zürcherstrasse und Gaswerkstrasse soll die Kanti Windisch gebaut werden. (Bild: zVg | Telsearch)

Der Brugger Historiker, Bezirkslehrer und FDP-Grossrat Titus Meier hat gerechnet und kommt zu dem Schluss: «Nein, unsere Kinder werden noch nicht in Windisch in die Kantonsschule gehen können.» Zu dem Zeitpunkt, da die Schule in Windisch ihren Betrieb aufnehmen wird, besuchen Tochter und Sohn nämlich bereits die Kantonsschule in Baden, Wettingen oder Aarau. Denn eröffnet wird die Kantonsschule Windisch nach heutiger Planung wohl erst ums Jahr 2035. Der Entscheid, ob auf Windischer Boden in unmittelbarer Nachbarschaft zum Campus der Fachhochschule Nordwestschweiz eine Kantonsschule gebaut wird, fällt jedoch dieses Jahr: Am kommenden Dienstag, 5. März, berät der Grosse Rat in erster Lesung eine Änderung des Schulgesetzes; die zweite Beratung folgt im Herbst. Mit der Schulgesetzrevision sollen Lenzburg und Windisch als zusätzliche Standorte für Mittelschulen neben Aarau, Baden, Wettingen, Wohlen, Zofingen und Stein (ab Schuljahr 2029/2030 in Betrieb) bestimmt werden.

Neue Prognosen
Noch vor fünf Jahren ging die Mittelschulplanung im Aargau davon aus, dass die Zahl der Schülerinnen und Schüler an den Mittelschulen von damals 6000 bis ins Jahr 2045 um rund 25 Prozent auf 7500 steigen werde. Heute wird eine Zunahme auf 8300 Schülerinnen und Schüler bis ins Jahr 2050 prognostiziert.

Die Gründe für diese Korrektur nach oben liegen unter anderem im grösseren Bevölkerungswachstum und in einer stärker steigenden Maturitätsquote – dem Anteil der Jugendlichen, die eine Maturität erlangen. Neben dem Ausbau der Kantonsschulen in Aarau, Baden und Wohlen erachtet der Regierungsrat deshalb die Gründung von zwei weiteren Kantonsschulen im Mittelland als notwendig. Die vorberatende Kommission des Grossen Rats für Bildung, Kultur und Sport (BKS), präsidiert von Titus Meier, empfiehlt dem Parlament einstimmig, die notwendige Änderung des Schulgesetzes abzusegnen und damit die Planung anzustossen.

Campus ist nicht realisierbar
In Windisch soll die Kantonsschule an einem Ort gebaut werden, der auf den ersten Blick überraschen mag: Das heute mit Wohn- und Gewerbebauten sowie einer Tankstelle überbaute, enge Bachtalen-Areal zwischen Bahnlinie, Zürcherstrasse und Gaswerkstrasse erfordert eine kompakte mehrgeschossige Bauweise – ein Campus mit offenen Flächen zwischen den Gebäuden lässt sich auf der Fläche von knapp unter einer Hektare nicht realisieren. BKS-Kommissionspräsident Titus Meier sagt dazu: «Die Politik erwartet von Privaten verdichtetes Bauen. Hier kann der Kanton beweisen, dass er das auch bei öffentlichen Bauten kann.»

Der beschränkte Platz erlaubt auf dem Bachtalen-Areal zudem keine Aussenanlagen für den Schulsport. Hier muss auf das Gelände ennet der Bahnlinie beim Sportzentrum Mülimatt ausgewichen werden. Punkten kann das Bachtalen-Areal dagegen bei der Erreichbarkeit und der Nähe zur Fachhochschule. Vom Bahnhof Brugg wird die Kantonsschule zu Fuss in wenigen Minuten erreichbar sein, und mit der Fachhochschule Nordwestschweiz sind Synergien denkbar.

Für den Bau müssen Wohn-, Gewerbebauten und Tankstelle weichen. (Bild: Archiv)

155 Millionen Franken
Mit dem Standortentscheid des Grossen Rats in diesem Jahr kommt ein Planungsprozess in Gang, der mehrere Jahre dauert. Dazu gehören unter anderem die Anpassung des kantonalen Richtplans, das Gestaltungsplanverfahren, die Definition des Raumprogramms, die archäologischen Abklärungen und die Durchführung des Architekturwettbewerbs. Ausserdem muss der Kanton für die Schule noch Land erwerben und eine Lösung für den bis 2035 laufenden Pachtvertrag für die Migrol-Tankstelle finden. Zwei Grundstücke im Bachtalen-Areal gehören bereits dem Kanton, ein drittes ist aber in privatem Besitz.

Für den Landkauf und für den Architekturwettbewerb will der Regierungsrat dem Parlament noch in diesem Jahr einen Kredit von 22,5 Millionen Franken beantragen. Für den Bau der Kantonsschule Windisch rechnet der Regierungsrat mit Kosten von rund 155 Millionen Franken. Klar ist aber laut Regierungsrat sowohl für die neue Kantonsschule Windisch als auch für Lenzburg: «Aus heutiger Optik ist die früheste Inbetriebnahme für beide Schulen per Schuljahr 2035/36 möglich.»