Die Koordination der Angebote diskutiert

Gemäss der Arbeitsgruppe wäre eine optimierte Zusammenarbeit der Leistungserbringer in der Region in verschiedener Hinsicht wertvoll.
Die Vertreterinnen und Vertreter von Gemeinden und Leistungserbringern erhielten wertvolle Informationen. (Bild: mw)

Rund 50 Vertreterinnen und Vertreter von Gemeindebehörden und Leistungserbringern fanden sich auf Einladung der Arbeitsgruppe Gesundheitsregion Brugg zum Netzwerkanlass im Pflegezentrum Sanavita in Windisch ein. In den vergangenen beiden Jahren hat die 2020 vom Planungsverband Brugg Regio gegründete Gruppe zwei Treffen durchgeführt, in deren Rahmen Wissensaufbau und Visionen zu möglichen Optimierungen der Altersversorgung im Fokus standen.

Zielsetzungen des Gremiums sind die verstärkte Zusammenarbeit der Anbieter aus der Gesundheitsversorgung und der Pflege, die Nutzung von Synergien, der Ausbau der Dienstleistungen und gleichzeitig die Eindämmung der Kosten im Gesundheitswesen. Die Herausforderungen in den Bereichen Demografie und Finanzierung nehmen zu, weshalb die Koordination der umfassenden Angebote auch aus kantonaler Sicht auf Interesse stösst. Der Grosse Rat befasst sich zurzeit mit der gesundheitspolitischen Gesamtplanung 2025. Angedacht ist die Bildung von sogenannten Versorgungsregionen mit zentralen Anlaufstellen.

Blick auf das Oberengadin
Nach der Begrüssung von Martina Sigg, Vorsitzende der achtköpfigen Arbeitsgruppe, stellte Jeanin Büchi in einem ersten Inputreferat die Gesundheitsregion Oberengadin vor. Die Leiterin der dortigen Beratungsstelle Alter und Gesundheit hielt fest, dass diese Informationen und Beratungen für ältere, betreuungs- oder pflegebedürftige Menschen und ihre Angehörigen anbiete. Die mit einem Rahmenkonzept des Kantons geregelten Aktivitäten umfassen unter anderem Öffentlichkeitsarbeit (dazu wurde im Februar 2023 die Broschüre «Wegweiser Alter» mit nützlichen Adressen und Angeboten für Seniorinnen und Senioren in alle Haushalte verteilt), die Abgabe von Gutscheinen für Gratisberatungen sowie Vorträge zu Altersthemen.

Martina Sigg verwies darauf, dass die von ihr geleitete Arbeitsgruppe eine Landkarte der Gesundheitsregion Brugg geschaffen habe, auf der Standorte von Arztpraxen, Apotheken, Spitex-Organisationen und Notfallversorgung ersichtlich seien. Offensichtlich gibt es in unserer Region eine Vielzahl von Angeboten für die dritte Lebensphase. Stichworte dazu sind zum Beispiel Unterstützung zu Hause, Entlastungs- und Mahlzeitendienst, Wohnen im Alter. Im Hinblick auf die demografische Entwicklung wird der Ausbau von Unterstützungsmassnahmen wie Tagesstrukturen und betreutes Wohnen als unumgänglich erachtet.

Später ins Pflegeheim
In einem weiteren Referat ging Stefan Knoth, Geschäftsleitungsmitglied der im Gesundheitsbereich tätigen Beratungsfirma Valecura mit Sitz in Steinhausen, näher auf die sich stellenden Altersfragen ein. Er nannte fünf Gründe für den Eintritt in ein Pflegeheim: Änderung der Wohnsituation, Einsamkeit, Gebrechlichkeit, Demenz und akute Ereignisse wie zum Beispiel Sturz, Krankheit oder Multimorbidität. Zur Vermeidung von frühen Übertritten erwähnte Knoth diverse Alternativen. Generell gehe es darum, betagte Menschen möglichst lang im gewohnten Umfeld zu behalten und zu betreuen. Dazu gehört Wohnen mit Service in verschiedenen Varianten, die den Aufenthalt im Pflegeheim um bis zu zwei Jahre und damit die Kosten entsprechend reduzieren würden. Und nach einem Spitalaufenthalt liesse sich der Eintritt ins Pflegeheim mittels Übergangsbetten und geria­trischer Rehabilitation um bis zu sechs Monate verzögern. Mit all diesen Massnahmen hätte man den Anstieg des Bettenbedarfs und die stationären Restkosten besser im Griff. Zudem könnten Freiwilligenarbeit wie zum Beispiel Nachbarschaftshilfe sowie kombinierte Varianten mit Senioren und jüngeren Mitbewohnern je nach Situation einen wichtigen Beitrag leisten.

Auch Fragezeichen
In zwei Gruppen und dann zum Abschluss des Netzwerkanlasses besprachen die Teilnehmenden im Plenum die Themen und verschiedene Fragen. Dabei wurde in einzelnen Voten die Notwendigkeit der Koordination im Gesundheitswesen hinterfragt und auf das vielerorts gute Funktionieren der Gemeindeverwaltungen sowie der Pro Senectute im Beratungsbereich hingewiesen. Gemäss Aussagen von Martina Sigg entwickelt die Arbeitsgruppe nun in einem nächsten Schritt ein Betriebskonzept, das nach Fertigstellung den beteiligten Kreisen präsentiert wird.