Teilen statt besitzen

E-Bike-Sharing liegt im Trend. Denn wer ein Zweirad mietet statt kauft, spart Unterhaltskosten. Mietvelos für den Lastentransport werden auch in unserer Region gern genutzt.
Mit dem Carvelo lassen sich Lasten bis zu 100 Kilo transportieren. (Bild: zVg)

Publibike ist der grösste Schweizer Anbieter von stationären Veloverleihsystemen in der Schweiz und betreibt rund 1000 Stationen mit etwa 8500 Fahrrädern. «Wo wir präsent sind, bestimmen nicht wir. Aufträge erfolgen meist durch die öffentliche Hand an uns als Generaldienstleister. Die Auftraggeber entscheiden zudem über die Grösse der Flotte, die sie der Öffentlichkeit zur Verfügung stellen wollen», erklärt Publibike-CEO und Mitinhaber Markus Bacher. 3,9 Millionen Fahrten verzeichnet sein Unternehmen mittlerweile pro Jahr, 80 Prozent davon auf Elektrovelos. «Pro Standort eröffnen wir stets ein Netz mit mindestens fünf bis zehn Stationen, sonst lohnt sich der Aufwand nicht», bekundet Bacher. Mit 100 000 bis 200 000 Franken muss eine Gemeinde oder Stadt für ein solches Netzwerk rechnen. Das Personal stellt Publibike entweder aus den eigenen Reihen oder beauftragt Privatunternehmen, lokale Velohändler, Sozialinstitutionen und Stiftungen. Am besten läuft der Veloverleih in Bern. Dort wurden 2023 1,6 Millionen Fahrten verzeichnet. Es folgen Zürich, Lausanne, Fribourg, Basel und Lugano. In den Regionen Baden und Brugg ist bis jetzt kein Veloverleihsystem von Publibike vorgesehen. Der erste Standort im Aargau wird diesen Sommer in der Kantonshauptstadt Aarau mit 15 Stationen und 130 Velos eröffnet und soll kontinuierlich erweitert werden. Wer ein E-Bike mietet, zahlt 5.50 Franken für 30 Minuten. Dafür sind die Mietobjekte auf dem neuesten Stand und immer gut gewartet. Bike-Sharing eignet sich vor allem für kurze Strecken im innerstädtischen Bereich und entlastet sowohl die Umwelt als auch den öffentlichen Verkehr. Publibike existiert seit 2014. «Damals fingen wir in Bern und Zürich mit je 3000 Velos an. Diese Zahl haben wir mittlerweile verdoppelt, zusätzlich kamen laufend neue Standorte hinzu. Und es ist in der Schweiz noch ganz viel Potenzial vorhanden», sagt Bacher erfreut. 

Unkompliziert und flexibel
In den Regionen Baden, Wettingen und Brugg bereits etabliert hat sich das E-Cargo-Bike-Sharing. An sieben Stationen stehen insgesamt acht sogenannte Carvelos zur Verfügung, die ganz unkompliziert in Betrieb genommen und wieder abgestellt werden können. Die Gefährte verfügen zwischen Lenkstange und Vorderrad über eine Ladefläche mit bis zu etwa 100 Kilogramm Fassungsvermögen und sind ideal für die Beförderung von Kindern oder Einkäufen. «In nordischen Ländern sind Lastenräder gang und gäbe und erfreuen sich auch hierzulande zunehmender Beliebtheit», sagt Mirjam Stawicki. Sie leitet bei der Mobilitätsakademie des TCS den Sharing-Betrieb mit den Carvelos. Als Gründungsmitglied der Swiss Alliance for Collaborative Mobility (Chacomo) setzt sich die Mobilitätsakademie zudem für die Anliegen von geteilter Mobilität in der gesamten Schweiz ein. Im Gegensatz zu den E-Bikes im klassischen Bike-Sharing sind Carvelos auch für längere Distanzen konzipiert und eignen sich beispielsweise für Ausflüge mit der Familie. Stawicki bestätigt ebenfalls, dass der Betrieb einer Flotte relativ aufwendig sei. Vor allem wegen der Akkus, die von den Betreibern geladen werden müssten. Unliebsame Ausfälle seien aber von den Mieterinnen und Mietern nicht zu befürchten. «Der Akkustand ist immer deutlich sicht- und planbar», versichert Stawicki. Die Miete für ein Carvelo beträgt 3.50 Franken pro Stunde, hinzu kommen 5 Franken Grundgebühr pro Buchung. Im Abonnement sind die Preise tiefer. Betreut werden die Lastenvelos von sogenannten Hosts, die sich aus lokalen Betrieben wie Bäckereien, Apotheken, Cafés und anderen Geschäften vor Ort zusammensetzen. Sie übergeben den Nutzenden bei Mietantritt Schlüssel und den geladenen Akku und nehmen beides am Ende der Fahrt wieder in Empfang. Als Gegenleistung erhalten sie 25 Gratismietstunden pro Monat und können die Carvelos dann für ihre eigenen Zwecke nutzen.

«43 Prozent aller Schweizer Gemeinden verfügen heute über mindestens ein Shared-Mobility-Angebot und bieten dadurch Mobilität ohne eigenes Transportmittel», bekundet Stawicki. Die geteilte Nutzung von Verkehrsmitteln hat definitiv Zukunft.