Es ist doch irgendwie spannend: Da gibt es vier kleine Buchstaben, die bei besonderen Einladungen diskret darauf hinweisen, dass um Antwort gebeten wird. Ganz egal, ob Zu- oder Absage, mit oder ohne Begründung. Wenn man sich das so überlegt, wäre doch die Idee gar nicht so abwegig, jedem Menschen bei seiner Geburt auch so ein kleines Zettelchen anzuhängen mit eben dieser leisen Aufforderung: U. A. w. g.
Denn genau genommen ist jede Geburt nichts anderes als eine Einladung zum Leben, und das wiederum eine Aufforderung, an jenem Geschehen teilzunehmen, das uns lebenslang auf die eine oder andere Art aufgetischt wird. Dabei wissen wir nur zu gut, dass dieses Leben endlos Fragen bereithält, auf die wir gegenüber wem auch immer Antworten finden sollten. Ich will jetzt nicht so weit gehen und noch die Ver-Antwortung bemühen – die ergibt sich ja fast von selbst.
Interessant wäre aber zu ergründen, wer da alles rundherum von uns Antwort erwartet. Klar sind es in erster Linie die Eltern, die ihr grosses kleines Glück als unmittelbare Antwort auf ihre Liebe verstehen, selbst wenn dieses zunächst ziemlich lallend daherkommt. Aber bald wird ebenso klar, dass das Leben bis ans Ende unserer Tage immer neue und höchst persönliche Fragen bereithält, die weder Eltern noch Kollegen, weder Lehrpersonen noch Lebenspartner für uns beantworten können. Die Begegnungen mit anderen Kindern, später mit Berufskolleginnen und Partnern, Gesinnungsgenossen oder mit Menschen mit gegenteiligen Ansichten, mit allen grossen und kleinen Fragen der Zeit und der Welt, in der wir leben – das alles ist doch ein einziges und unablässiges U. A. w. g.
Und selbst wenn genau das nie abschliessend möglich ist, bleibt die Einladung zum Leben doch vielleicht gerade deshalb lebenslänglich spannend. Spannender jedenfalls als die letzten drei Buchstaben R. I. P., wenn dann mal alles vorbei ist. Und falls Sie damit nicht einverstanden sind: U. A. w. g.
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