«Das Projekt hat Pioniercharakter»

Schulraumplanung der regionalen Oberstufe Möriken-Wildegg. In kurzer Zeit gelang es, einen Konsens mit neun beteiligten Gemeinden zu finden und einen Gemeindevertrag vorzulegen.
Frau Gemeindeammann Jeanine Glarner, Möriken-Wildegg, und Gemeinde­ammann Ulrich Salm, Veltheim. (Bild: pbe)

Im Januar 2023 erging die Anfrage aus dem Schenkenbergertal an Möriken-Wildegg, ob eine Zusammenarbeit in Sachen Oberstufe möglich wäre. Schon zwei Monate später, im März 2023, traf von dort eine grundsätzliche Zusage ein. Und genau ein Jahr später konnten nun Frau Gemeindeammann Jeanine Glarner von Möriken-Wildegg und Ulrich Salm, Gemeindeammann Veltheim und Präsident der Kreisschule Oberstufe Schenkenbergertal, den unterschriftsreifen Vertrag und die Schulraumplanung vorlegen. Beteiligt an dem Grossprojekt sind die Gemeinden Auenstein, Brunegg, Holderbank, Möriken-Wildegg, Niederlenz, Rupperswil, Schinznach, Thalheim und Veltheim. Alle neun mit individuellen Voraussetzungen, jedoch mit dem festen Willen, die Frage des zukünftigen Bildungsstandorts eigenständig und gemeinsam zu lösen. Dazu Jeanine Glarner: «Wir wollen eine Verfügung des Kantons vermeiden.»

Aussenstandort Sereal Veltheim
Konkret geht es darum, künftig ungefähr 1200 Schülerinnen und Schüler an fünf Standorten zu unterrichten. Aus dem Schenkenbergertal sollen die Jugendlichen der Bezirksschule dem Standort Möriken-Wildegg zugewiesen werden, während die Sekundar- und die Realschule in Veltheim bestehen bleiben. Ihr kommt die Funktion eines Aussenstandorts der regionalen Oberstufe zu. Sie behält damit eine gewisse Eigenständigkeit, kann aber von den Vorzügen eines grossen Schulverbands profitieren. Ulrich Salm verwies auf diese Vorteile und nannte unter anderem die Attraktivität von höheren Pensen sowohl für Lehrpersonen als auch für die Schulleitung, die Verfügbarkeit schulergänzender Dienste und die Führung von Spezialangeboten. Er nannte aber ebenfalls Herausforderungen, denen besondere Beachtung geschenkt werden muss, wie zum Beispiel eine durch die grosse Schülerzahl bedingte Situation mit erhöhten Konflikten oder eine unerwünschte Anonymität.

Erhebliche Investitionen
Die Schulraumplanung in Möriken-Wildegg ist bereits weit fortgeschritten. Für 27 Abteilungen muss Schulraum geschaffen werden. Das bedingt den Neubau einer Dreifachturnhalle, eines Oberstufenschulhauses und die Sanierung von zwei weiteren Gebäuden. Im Moment geht man von einem Investitionsvolumen von 34 Millionen Franken aus.

Die Gemeinderäte haben sich darauf geeinigt, dass Möriken-Wildegg die Hälfte dieser Summe, also 17 Millionen Franken, trägt und die anderen acht Gemeinden die übrigen 17 Millionen Franken gemäss ihrem Schüleranteil untereinander aufteilen. Bei der gegenwärtigen Schülerprognose würden für die Schenkenberger Gemeinden die folgenden Kosten anfallen: Auenstein: 1,9 Mio. Franken, Schinznach: 3,27 Mio. Franken, Thalheim: 1,44 Mio. Franken und Veltheim: 1,93 Mio. Franken Im Gegenzug erhalten die Vertragsgemeinden Einsitz im strategischen Schulführungsorgan sowie im Umfang ihrer Beteiligung ein Mitnutzungsrecht an den Oberstufenanlagen.

Anlagekosten einer Oberstufe wie Abschreibungen und Zinskosten werden über ein jährliches Schulgeld an die «Zulieferer-Gemeinden» weiterverrechnet. Indem die Gemeinden Investitionsbeiträge leisten, reduziert sich für sie das jährliche Schulgeld um die Abschreibungen und Zinskosten. Ulrich Salm betonte: «Entsprechend sind die Investitionsbeiträge für die Gemeinden ein Nullsummenspiel, weil sie damit weniger Schulgeld zu bezahlen haben.» Mit den Investitionsbeiträgen reduzieren sie aber das finanzielle Risiko der Gemeinde Möriken-Wildegg und unterstreichen ihren Willen für eine langfristige Zusammenarbeit.

Wie weiter?
An den Sommergemeindeversammlungen im kommenden Juni ist in allen neun Vertragsgemeinden der Gemeindevertrag zur Führung der regionalen Oberstufe Möriken-Wildegg sowie der jeweilige Investitionsbeitrag traktandiert. Danach geht es an die Realisierung der Bauvorhaben. Ab dem Schuljahr 2028/29 wechselt die Bezirksschule Schinznach gesamthaft nach Möriken-Wildegg.

Anzufügen bleibt, dass mit dem Rückzug von Villnachern aus der Oberstufe Schinznach die Schülerzahlen für die Weiterführung der Bezirksschule Schinznach definitiv zu gering sind. Man hat hier ferner geprüft, ob in Zukunft die Stadt Brugg als Schulstandort für die Schenkenberger Bezirksschüler infrage käme. Es zeigte sich aber, dass die Gemeinde Möriken-Wildegg mit ihrer Schulraumplanung weiter fortgeschritten war und sich deshalb für eine Lösung anbot.