Papeterist mit TV-Vergangenheit

Jahrzehntelang führte Peter Karpf mit seiner Frau die hiesige Papeterie. Zuvor spielte er in einer Fernsehshow eine wichtige Rolle.
Peter Karpf: Trotz besonderer Erfolge bescheiden geblieben. (Bild: zVg)

1968 hatten die Eltern von Peter Karpf die kleine Papeterie Ehreiser an der Zürcherstrasse in Windisch übernommen und sie zwei Jahre später dem Sohn und der Schwiegertochter Elisabeth übergeben. Diese führten den Laden erfolgreich bis Mitte 2011, daneben zusätzlich zwölf Jahre lang eine Papeterie in Turgi. 1986 konnte das Windischer Geschäft in die grösseren Räumlichkeiten der Liegenschaft Weibel an der Dohlenzelgstrasse verlegt werden, wo ein grosses und vielseitiges Sortiment angeboten werden konnte. Dieses wurde von der Bevölkerung sehr geschätzt, ebenso die herzliche Bedienung, die kompetente Beratung und der Kundenservice. Sogar besondere Kundenwünsche wurden umgehend erfüllt. Beliefert wurden ausserdem viele Schulen und Firmen. Über 70 Lehrtöchter hat das Ehepaar ausgebildet.

Technisch interessiert
Silvia Humm, eine Freundin der Familie, blickte in ihrem feinfühlig verfassten und in der reformierten Kirche vorgetragenen Nachruf auf frühere und spätere Zeiten zurück. 1944 in Baden geboren, durfte Peter Karpf mit seiner Schwester eine glückliche Kindheit erleben. Bei der BBC absolvierte er eine Lehre als Feinmechaniker, dann schloss er eine Elektronikausbildung an. Alsdann arbeitete er als Techniker in der Produktionsfirma Schmid (dazu im letzten Abschnitt mehr) und lernte in dieser Firma 1967 seine spätere Gattin Elisabeth Blumer kennen.

Nach der Heirat sattelte Peter Karpf beruflich um und übernahm mit seiner Frau wie geschildert die Windischer Papeterie. 1972 konnte sich das Paar über die Geburt seines Sohnes Thomas freuen. Die Familie machte aktiv im Dorfleben mit. So wirkte Peter Karpf bis zu seinem Tod als Kassier im Vorstand des Quartiervereins Oberburg. Erholung fand die Familie an Wochenenden und in den Ferien in den Flumserbergen. Nach der Geschäftsaufgabe brachten Schiffs- und andere Reisen in fernere Gefilde viele Erlebnisse.

Der Windischer war allgemein sehr geschätzt, er sei, wie Silvia Humm anführte, bescheiden, sympathisch, grosszügig und hilfsbereit gewesen. Bis zum 75. Altersjahr erfreute er sich einer guten Gesundheit, dann raubten ihm zwei Operationen viel Kraft, und von einer starken Erkältung konnte er sich nicht mehr erholen. Am 2. April ist er verstorben. Er hinterlasse eine grosse Lücke, wie Pfarrerin Ursina Bezzola im liebevoll gestalteten Abschiedsgottesdienst erklärte.

«Goldener Schuss» war ein Volltreffer
Der Windischer erlebte in jungen Jahren aktiv ein Stück Fernsehgeschichte. Zu einer der populärsten und spektakulärsten Spielshows entwickelte sich von 1964 bis 1970 der im ZDF und auf weiteren Kanälen ausgestrahlte «Goldene Schuss». Im Mittelpunkt stand ein Schiessspiel mit der Armbrust um den Titel eines Schützenkönigs. Kandidaten im Saal konnten an Ort, Fernsehzuschauer zu Hause, telefonisch und per Bildschirm versuchen, dank der auf der Armbrust montierten Kamera mit Anweisungen an den Kameramann die Mitte einer Zielscheibe zu treffen. Am Schluss galt es, als Hauptgewinn ein aufgehängtes Säckchen Goldmünzen abzuschiessen. Das war die erste interaktive Fernsehsendung und im August 1967 die erste in Farbe ausgestrahlte Sendung des deutschen Fernsehens. Moderiert wurde sie zuerst von Lou van Bourg, dann vom Schlagersänger Vico Torriani.

Ausgeheckt wurde das Spielkonzept von Schweizern, an vorderster Front Hannes Schmid mit Umsetzung bei der Produktionsfirma von Werner Schmid, in der Peter Karpf wie auch sein Schwiegervater in spe, Bruno Blumer, beruflich tätig waren. Blumer wie Karpf wirkten bei der technischen Weiterentwicklung der Fernseharmbrust entscheidend mit. In den ersten Sendungen sorgte Blumer für die technische Bedienung, dann trat in dieser Funktion jahrelang Karpf persönlich in der Spielshow auf. Van Bourg und Torriani gaben ihm vor den Schussabgaben das Kommando: «Bitte, Peter, den Bolzen» – den er dann auf die Armbrust zu legen hatte.

Ausstrahlung in weiteren Ländern
Das erfolgreiche Spielkonzept wurde in der Folge an über 20 Fernsehanstalten in Europa, ja selbst nach Japan verkauft. Peter Karpf bekam daraufhin zahlreiche Aufträge, in diesen Ländern und Studios Instruktionen zu Aufbau und Bedienung der Armbrust zu vermitteln.

Das von Torriani und van Bourg im ZDF an den Windischer gerichtete Kommando wurde zu einem geflügelten Wort. In einer Ausgabe der späteren Unterhaltungssendung «Wetten, dass …» inszenierte der Moderator Thomas Gottschalk ein ähnliches Armbrustspiel und rief (ohne dass Karpf zugegen war): «Bitte, Peter, den Bolzen» – und fügte scherzhaft an: «Seit dem ‹Goldenen Schuss› wissen wir: Bolzen heissen immer Peter.»