Gewinneinbusse trotz Umsatzsteigerung

Gestiegene Kosten, der Fachkräftemangel, finanzielle Anreize und der Hotelneubau beschäftigen die Bad Schinznach AG.
Rolf Tanner, Direktor Finanzen/Controlling, und Daniel Bieri, Direktor Privatklinik im Park und Kurhotel im Park, vor dem Aquarena. Hans Rudolf Wyss konnte an der Bilanzpressekonferenz krankheitshalber nicht teilnehmen (BILD: PG)

Die Geschichte der Thermalquelle Bad Schinznach geht bis auf das 17. Jahrhundert zurück. Als die Aare 1651 nach einer Überschwemmung ihren Lauf änderte, fand man eine heisse, nach Schwefel riechende Quelle und stellte fest, dass deren Wasser heilende Kräfte besitzt. Dem Berner Landvogt Samuel Nöthiger gelang es 1660, die Brugger bei der Vergabe der Badekonzession auszustechen. Damals dürfte die Anlage aus zwei Gebäuden, einer Scheune und zwei Badehäusern bestanden haben.

Mittlerweile hat die Bad Schinznach AG eine lange und erfolgreiche Tradition. Dank einer stets von Verantwortungsbewusstsein, Weitsicht und Investitionen zum richtigen Zeitpunkt geprägten Geschäftspolitik ist die Bad Schinznach AG für die Zukunft bestens aufgestellt und in der Lage, sich gegenüber des Badener Thermalbads Fortyseven und der Therme Zurzach zu behaupten.

1000 Gäste am Tag
Anlässlich des Bilanzgesprächs vom vergangenen Donnerstag war zu erfahren, dass der Umsatz im Berichtsjahr noch einmal deutlich auf 56,84 Millionen Franken gesteigert werden konnte. «Das Umsatzwachstum beläuft sich auf 6,2 Prozent oder 3,3 Millionen Franken», so Daniel Bieri, Vorsitzender der Geschäftsleitung. Der grösste Teil des Mehrumsatzes konnte im Bereich der Kliniken erwirtschaftet werden. «Das vor allem in der ebenfalls zur Gruppe gehörenden Klinik Meissenberg Zug, wo im Jahr davor aufgrund von Zimmersanierungen ein etwas tieferer Erlös ausgewiesen werden musste», sagte Bieri weiter. Eine erfreuliche Zunahme konnte im Bäder- und Saunabereich verzeichnet werden. Waren es 2022 nach Corona noch 330 400 Eintritte, konnten im Berichtsjahr 365 182 Besuchende verzeichnet werden, was einem Tagesdurchschnitt von 1000 Gästen entspricht. Bieri bestätigte, dass die heissen Sommermonate und Anlässe im Umkreis von 40 Kilometern die Frequenz der Badegäste beeinflusst hätten. Aus diesem Grund möchte man mit entsprechenden Sommeraktionen wiederum Besuchende gewinnen.

Therme in Bad Schinznach.

Erhebliche Mehrkosten
Die seit Ende 2022 angestiegene Inflation macht sich auf der Kostenseite deutlich bemerkbar. «In den Bereichen Warenaufwendungen und direkte Dienstleistungen sind die Kosten im Vergleich zu 2022 um über 8 Prozent gestiegen», so Rolf Tanner, Direktor Finanzen und Controlling. Ebenso verzeichnen die Personalkosten einen erheblichen Mehraufwand, sind sie doch um 6,4 Prozent oder 2,05 Millionen Franken auf über 34 Millionen Franken gewachsen.

Rolf Tanner führt die höheren Löhne vorab auf den Fachkräftemangel in den Bereichen Pflege und Therapie zurück. Derzeit sind von den insgesamt 343 Vollzeitstellen 6 offen. Eine Herausforderung war es, Personal für die Wochenendeinsätze zu gewinnen, weshalb eine wirkungsvolle Lösung eingeführt wurde. «Im März 2023 begannen wir, am Samstag und Sonntag, aber auch in den Abendstunden über alle Bereiche einen Zuschlag von 8 Franken pro Stunde auszuzahlen. Das hat dazu geführt, dass sich die Frage, wer am Wochenende arbeitet, nicht mehr stellt», so Bieri.

Hotelneubau verschoben
Nebst grosser Kostendisziplin, vorab im Bereich des übrigen Betriebsaufwands, und dank des Umsatzwachstums konnte der Betriebsgewinn vor Abschreibungen um 680 000 Franken auf 8,33 Millionen Franken verbessert werden. Im Vergleich zu 2022 erhöhte sich das Betriebsergebnis um annä- hernd 20 Prozent von 1,96 Millionen Franken auf 2,36 Millionen Franken. Die Bad-Schinznach-Gruppe mit ihrem grossen Immobilienbestand weist eine entsprechende Fremdverschuldung aus. Die Zinserhöhungen der Schweizerischen Nationalbank haben dazu geführt, dass die Finanzierungskosten deutlich angestiegen sind. Der Mehraufwand an Zinsen von 350 000 Franken führte deshalb zu einem schlechteren Finanzergebnis. Der mit 1,45 Millionen Franken bezifferte Jahresgewinn liegt 136 000 Franken unter dem Ergebnis des Jahres 2022. Daniel Bieri äussert sich zum Schluss zu dem für dieses Jahr angekündigten Start des auf 27 Millionen Franken veranschlagten Hotelneubaus, für den die Baubewilligung vorliegt. «Um die Finanzierung des mittlerweile mit einem Preisschild von 32 Millionen Franken versehenen Neubaus sicherzustellen, wurde der Baustart auf 2025 verschoben.»