«Wir werden an unseren drei Aufführungen alle Register ziehen», sagt Rebekka Renggli unternehmungslustig. Sie führt Regie am speziell für das Gäbifäscht inszenierten Freilichttheaterspiel «Grossvater Thomas – am Afang stoht en Traum». Das Mehrgenerationenstück basiert auf einem Roman des tschechischen Malers und Autors Štěpán Zavřel. Lore Nöthiger, ehemalige Lehrerin aus Gebenstorf, hat das Drehbuch dazu verfasst. Sie führte bereits das Skript für die Produktion, die am Gäbifäscht 1997 mit grossem Erfolg aufgeführt wurde. Die Umsetzung auf der Bühne überlässt die mittlerweile 83-Jährige allerdings lieber einem jüngeren Team.
Die Gemeinde hat deshalb Renggli mit dem aufwendigen Projekt betraut, der Katrin Janser als Regieassistentin und Mitarbeiterin Administration zur Seite steht. Die zwei Schwestern verfügen seit Kindesbeinen an über Theatererfahrung und leiten das von ihrer Mutter gegründete Kindertheater Turgi in zweiter Generation.
Das Publikum darf sich deshalb auf eine professionelle Inszenierung freuen. Über 40 Protagonistinnen und Protagonisten im Alter von 6 bis 83 Jahren werden auf der Freilichtbühne vor der reformierten Kirche Gebenstorf agieren. Sie haben sich auf einen Aufruf in der Zeitung gemeldet. Weil die meisten keine Schauspielerfahrung haben, schult sie Renggli seit Februar, um ihrer Bühnenpräsenz den richtigen Schliff zu verleihen. «Viele zeigten anfangs Hemmungen, die sie aber dank der Trainings nach und nach ablegen konnten. Es freut mich riesig, wie viel Selbstvertrauen und überraschendes Talent dabei freigesetzt wurde», meint Renggli, die früher Hebamme war und heute hauptberuflich als medizinische Praxisassistentin tätig ist. Janser hat eine Ausbildung in Theaterpädagogik absolviert und arbeitet als Leiterin Buchhaltung und Administration in einer Finanzierungsfirma.
Ein Spektakel, gespickt mit Überraschungen
«Grossvater Thomas – am Afang stoht en Traum» spielt in zwei verschiedenen Zeitebenen. In der Gegenwart erzählt eine Lehrerin ihrer Klasse eine Geschichte aus den 70er-Jahren, die auf der Bühne zum Leben erweckt wird. Die alten Leute in einem Dorf sollen in ein Heim abgeschoben werden, weil sie anscheinend als Last empfunden werden. Das sehen die Schülerinnen und Schüler anders. Sie sind empört und hecken einen abenteuerlichen Plan aus. Vergangenheit und Gegenwart verschmelzen in der turbulenten Geschichte mehr und mehr ineinander. «Das Problem von Seniorinnen und Senioren auf dem Abstellgleis ist heute leider aktueller denn je», bekundet Renggli, die dem Drehbuch einen modernen Twist verpasst hat. Allerdings werde in keiner Art Moralin versprüht, und es gebe immer wieder viel zu lachen.
Besonders raffiniert sind die verschiedenen Plattformen, auf denen gespielt wird. Die Schulklasse sitzt auf einer erhöhten Bühne, das Geschehen in den 70ern spielt davor auf dem Kirchplatz. Rechts wird die rund sechs Meter hohe Kulisse eines Altenheims aufgebaut, die Schreiner Adrian Meier aus Würenlingen konstruiert. Ebenfalls erwähnenswert sind die opulenten Requisiten von Brigitte Dubied, die eine Augenweide sind. Für die Maske ist Judith Ruckstuhl besorgt, die auch am Schauspielhaus Zürich tätig ist. Mehr wollen Renggli und Janser jedoch nicht verraten. «Unser Open-Air-Stück über das Zusammenleben verschiedener Generationen ist gespickt mit Überraschungen. Das Publikum darf sich freuen», meinen die beiden engagierten Theaterfrauen vielversprechend. Vor allem passt es genau zum Ziel, das sich der Gebenstorfer Gemeindeammann Fabian Keller gesetzt hat: Das Gäbifäscht soll das ganze Dorf zusammenbringen und zu einem rauschenden Fest für Jung und Alt werden.