Kaffee bewusst geniessen

Severin Egli setzt sich mit seiner Rösterei für einen ganzheitlichen Kaffeegenuss ein, der Name Kafikultur ist dabei Programm.
Michael Brugger (links) und Severin Egli zelebrieren das Kaffeetrinken als bewusstes Erlebnis. (Bild: zVg | Patrick Fluck)

Wenn Severin Egli auf Kaffee zu sprechen kommt, leuchten seine Augen. Für ihn ist Kaffee kein profanes Getränk, kein brauner Wachmacher. Der Kaffeegenuss ist ihm ein derart grosses Anliegen, dass er es kaum vollständig in Worte fassen kann. 

Freundschaft
Ein grosses Thema, wenn es um Kaffee geht, ist Freundschaft. Egli hat die Rösterei zusammen mit Michael Brugger aus Niederrohrdorf gegründet. Beide sind bereits in der Kaffeebranche tätig, schon lang befreundet und haben sich mehrheitlich hobbymässig in der Kaffeerösterei ausprobiert und an guten Röstungen getüftelt. Hinzu kommt Patrik Fluck. Er ist der Inhaber von Etrex, einer Digitalisierungsfirma, ist beteiligt an der Firma und ebenfalls ein Freund von Egli. 

Hochzeit
Auch der Ursprung der Rösterei basiert auf einer Freundschaft, als Egli vor mehreren Jahren für die Hochzeit von Freunden eigens einen Kaffee röstete. Das damalige Hochzeitspaar wünschte sich den Namen Dickkopf für die Röstung, da Braut und Bräutigam eher dickköpfig sind. Diese Sorte gibt es noch immer im Sortiment der Rösterei. Mittlerweile sind zwei weitere Sorten hinzugekommen: Dampfloki, benannt nach einem Freund, der unaufhaltsam ist, und Luuszapfe, inspiriert vom Sohn von Michael Brugger. Die Freunde und seine Frau begleiten Egli durch seine Kaffeekarriere. So ergab sich organisch eine Zusammenarbeit bei der Rösterei, seine Frau ist dabei eine grosse Stütze im Hintergrund. Seit 2023 arbeiten Egli und Brugger zusammen in ihrer Rösterei, offiziell ist Kafikultur als Unternehmen seit Mitte September tätig. Mit Freunden und ihren Familien feierten Brugger und Egli am vergangenen Donnerstag die Gründung ihres Unternehmens im Badener Restaurant Rampe mit einer Kaffeeverkostung im kleinen Rahmen. 

Wissen
Derzeit rösten Egli und Brugger an zwei Tagen in der Woche in Hausen, insgesamt verarbeiten sie pro Woche zehn Kilogramm Bohnen. Das soll sich bald ändern, sie wollen sich eine grössere Röstmaschine anschaffen. Die beiden Gründer möchten das Kaffeetrinken zu einem bewussten Erlebnis machen und den Kaffee mit Wertschätzung verbinden. Qualität ist dabei das oberste Gebot. Nicht nur bei den Kaffeebohnen, auch bei der Rösterei werden an Temperatur und Röstdauer getüftelt, um ein optimales Ergebnis zu erhalten. Allenfalls werden verschiedene Sorten anschliessend gemischt. Daneben hat die Zubereitung, ob Filterkaffee, Kaffeemaschine oder Siebträgermaschine, einen Einfluss auf den Geschmack des Kaffees, auf die Bitterkeit, die Säure und die Fruchtigkeit. Es sei vergleichbar mit der Weinherstellung, erzählt Egli. Aus einem Naturprodukt entstehe durch diverse Prozesse ein Getränk, das über verschiedene Aromen verfüge. Und ähnlich wie bei Wein spielten die Sorte, der Anbau und das Klima eine Rolle beim Geschmack des Endprodukts.

Kommunikation
«Kaffee ist auch Kommunikation», erklärt Egli. Kaffee trinke man schliesslich meistens nicht allein, sondern in Gesellschaft, dabei würden neue Ideen entwickelt. Nicht selten seien grossartige Erfindungen bei einem lockeren Gespräch während des Kaffeetrinkens gemacht worden, erzählt der Absolvent der Hotelfachschule, der in Brugg lebt.

Die Schweiz ist weltweit die grösste Exporteurin von geröstetem Kaffee, ausserdem haben die Schweizerinnen und Schweizer den drittgrössten Pro-Kopf-Konsum, nach Norwegen und Deutschland. Das ist Grund genug, um in den helvetischen Landen ein genussvolles Kaffeetrinken zu zelebrieren. Dabei sind Egli und sein Team stets an Feedback zu ihren Kaffeeröstungen interessiert, denn nur so könnten sie sich weiterentwickeln und ihre Sorten verbessern, meint Egli.

Wertschätzung
Dieses Wissen rund um den Kaffee möchte Egli zusammen mit der Wertschätzung an seine Kundinnen und Kunden weitergeben. Künftig sollen mit der neuen Röstmaschine 200 Kilogramm Bohnen pro Woche geröstet werden. Dennoch betont Egli: «Wir wollen eine Spezialitätenrösterei bleiben.» Brugger erklärt: «Mit der grösseren Masse müssen wir den Röstprozess anpassen.» Ein Röstvorgang dauere etwa 15 Minuten. Es gelte, die Bohnen genau im Auge zu behalten, die korrekte Temperatur und die richtige Dauer seien elementar für das Ergebnis. Ein Anliegen der beiden ist, dass der Kaffee in der Menge produziert wird, in der er auch abgesetzt wird, damit er frisch konsumiert werden kann. Konventionellen Kaffee wollen die beiden aber nicht verteufeln. Dieser habe seine Berechtigung und müsse gar nicht schlecht sein.

kafikultur.ch