Das Grundstück des ehemaligen Lengnauer Schützenhauses zu verkaufen und so für eine Wohnüberbauung nutzbar zu machen, ist seit 2019 ein Thema. Im Sommer 2023 liess der Gemeinderat die Idee einfliessen, die Parzelle auf Kosten der Gemeinde für 400 000 Franken erschliessen zu lassen, um einen höheren Verkaufspreis zu erzielen. Das fand die Gemeindeversammlung sinnvoll, lehnte aber einen Verkauf ab. Moniert wurde, dass sehr viele private Bauvorhaben in der Pipeline seien und die öffentliche Hand das Wachstum Lengnaus nicht zusätzlich anheizen dürfe.
Inzwischen habe sich die Ausgangslage verändert, teilte der Gemeinderat den an der aktuellen Gemeindeversammlung anwesenden 162 (von 1973) Stimmberechtigten mit. Vizeammann Werner Jetzer: «In Lengnau stehen wichtige Investitionen an, die umfangreiche Mittel benötigen. Der Erlös aus diesem Landverkauf soll die finanzielle Belastung der Gemeinde mindern helfen.» Die Infrastruktur sei für ein Wachstum der Bevölkerung von heute 2950 Personen auf 3400 ausgelegt. Mit dem Verkauf generiere man Kapital und neue Steuerzahlende.
Rückweisungsantrag abgelehnt
Konkret beantragte der Gemeinderat, die 2365 Quadratmeter Bauland der insgesamt 3815 Quadratmeter grossen Parzelle für mindestens 800 Franken pro Quadratmeter verkaufen zu dürfen. Der mit Hecken bestockte Rest liegt in der Landwirtschaftszone und soll als Teil der Gesamtparzelle für mindestens 15 Franken pro Quadratmeter veräussert werden. Ein Haar in den Reihen der Zahlen machte Grossrat Philipp Laube aus, Präsident der Mitte-Partei Lengnau und Mitglied der Finanzkommission. Der Baujurist bemängelte, dass das Heckenareal zur Optimierung der Fläche als Grenzabstand zu den Nachbarliegenschaften dienen könnte und so das Grundstück wesentlich wertvoller mache. Das gelte auch für die vorgesehene Gestaltungsplanpflicht, aus der sich eine höhere Nutzung – ein Mehr an Wohnungen – ergebe. Ein Rückweisungsantrag Laubes wurde mit 55 gegen 63 Stimmen abgelehnt, die Verkaufsvollmacht wurde mit 88 zu 37 Stimmen erteilt.
Apropos Wachstum, ein solches erfahren ebenfalls die Tagesstrukturen der Lengnauer Schule. Diese sollen, so Gemeinderätin Sandra Laube, auf das Schuljahr 2025/2026 zu einem Angebot für die ganze Fünftagewoche ausgebaut werden. Laut einer Umfrage besteht hierfür ein Bedarf in der Gemeinde. Hier steht die heutige Plafonierung der Defizitgarantie der Gemeinde auf 95 000 Franken pro Jahr quer in der Landschaft. «Das Kostendach», sagte Laube, «ergibt deshalb keinen Sinn mehr, weil die im Betriebsreglement vorgesehenen Subventionen gesetzlich verankert sind.» Das leuchtete ein, und das Geschäft wurde mit grossem Mehr verabschiedet.
25 000 Franken für Vereine
Ohne Diskussion genehmigte die Versammlung den Kauf einer 223 Quadratmeter grossen Baulandparzelle für 176 000 Franken (790 Franken pro Quadratmeter). Das Grundstück grenzt unmittelbar an die Schulanlage Dorf und soll diese mit Blick auf künftige Bauten arrondieren. Für eine Überraschung und Applaus war anschliessend Verkäufer Peter Laube besorgt. Er spendet 25 000 Franken des Verkaufserlöses an 13 Vereine, die sich um das Dorf verdient gemacht haben.
Alle weiteren Geschäfte wurden ebenfalls mit grossem Mehr verabschiedet, darunter ein Planungskredit für ein Weilerkonzept und das Budget 2025. Dieses basiert auf einem gleichbleibenden Steuerfuss von 103 Prozent und schliesst mit einem Ertragsüberschuss von 123 000 Franken.