ÖV ja – aber nicht um jeden Preis

Eigentlich war das Thema gar nicht traktandiert: die Busanbindung des Oberdorfs in Schneisingen, die in ihrer aktuellen Form einige Kritik auslöst.
Der Objekt- und damit der Ortsbildschutz ist ebenfalls ein Thema der neuen Bau- und Nutzungsordnung. Im Bild Mittelschneisingen mit dem Löwenhof (das Türmchen), schützenswerten Agronomiegebäuden und der Antonius-Kapelle. (Archivbild: bkr)

Das dürfte eine kantonale Rekordmarke darstellen: Die Schneisinger Gemeindeversammlung hat die neue Bau- und Nutzungsordnung (BNO) samt den zugehörigen Bau- und Kulturlandplänen innert 25 Minuten behandelt und ohne Gegenstimmen verabschiedet. Dank einer umfassenden Präsentation und Gesprächen im Vorfeld der Gemeindeversammlung sowie zusätzlichen Ausführungen von Gemeindeammann Adrian Baumgartner blieben bei den 99 Versammlungsteilnehmerinnen und -teilnehmern (von 1114 Stimmberechtigten) kaum Fragen offen. Eine wurde aber dennoch gestellt, und die Antwort ist für die ganze Region Surbtal interessant.

Der Votant wollte wissen, weshalb man in der neuen Industriezone Bucher-Guyer künftige Verkaufsflächen auf maximal 3000 Quadratmeter beschränken will – kundenintensive Geschäfte (Supermärkte) gar auf 1000 Quadratmeter. «Grössere Flächen sind im kantonalen Richtplan nicht enthalten und für eine sogenannte ländliche Entwicklungszone auch nicht vorgesehen», antwortete Baumgartner. «Ein Verkehrsgutachten hat zudem gezeigt, dass die Surbtaler Strassen das Verkehrsaufkommen grösserer Einkaufszentren gar nicht bewältigen könnten.» Nadelöhre wären insbesondere die beiden Verkehrskreisel in der Ehrendinger ­Tiefenwaag.

ÖV löst Emotionen aus
Eine phasenweise emotional geführte Diskussion löste der Kreditantrag (120 000 Franken) für die Projektierung einer Sanierung der Dorfstrasse aus. Dabei ging es weniger um die Strasse als um die Erschliessung von Oberschneisingen mit dem Postauto. Um das Gebiet versorgen zu können, muss der Bus durch schmale Quartierstrassen kurven – nicht nur für kritische Anwohnerinnen und Anwohner ein Sicherheitsrisiko und eine Lärmbelastung. Bis anhin wurde das dadurch entschärft, indem ein Rufbus verkehrte, der das Oberdorf nur ansteuerte, wenn er benötigt wurde. Mit dem Fahrplanwechsel wird die Strecke zu einem regulären Buskurs mit 52 Fahrten pro Tag. Eine Rückkehr zum bisherigen Regime ist derzeit nicht möglich.

Runder Tisch wird einberufen
Im Zusammenhang mit dem Strassenprojekt wollten verschiedene Votantinnen und Votanten für den Bus eine neue Linienführung. Konkret am Eingang zum Oberdorf eine Wendeschlaufe im Bereich Obstgartenweg – leider auf einer Parzelle, die mit der neuen BNO Bauland geworden ist. Schliesslich wurden sich Gemeinderat, Anhängerinnen und Anhänger des heutigen Busregimes sowie dessen Kritikerinnen und Kritiker einig, für die Suche nach Lösungen einen runden Tisch einzuberufen. Und der Kreditantrag? Der wurde ohne Gegenstimmen bewilligt.

Das Budget 2025 mit einem gleichbleibenden Steuerfuss von 115 Prozent – aber einem Defizit von rund 300 000 Franken – wurde bei vier Gegenstimmen genehmigt. Der Schlusspunkt: Im Sommer haben Bürgerinnen und Bürger angeregt, der Gemeinderat solle für die Kinder, deren Eltern an der Gemeindeversammlung teilnehmen, einen Hütedienst anbieten. Einen solchen gab es aktuell noch nicht. Allerdings wurde zu der Wintergemeindeversammlung kein einziges Kind angemeldet.