Er war mit Leib und Seele Arzt

Zwei Wochen nach seinem 98. Geburtstag ist der frühere Brugger Kinderarzt Hans Bosch im Alterszentrum ­Sanavita Windisch gestorben.
Dr. med. Hans Bosch: Sein Name war in der Region Brugg ein Begriff. (Bild: hpw)

Während 30 Jahren, von 1960 bis 1990, praktizierte Dr. Hans Bosch als erster und während längerer Zeit einziger Kinderarzt der Region Brugg in der «Schönegg», neben dem Bezirksspital. Er war ein sehr gewissenhafter, zugänglicher und gerade für junge Patienten unkomplizierter, warmherziger Doktor. Sein Name war ein Begriff. Niemand wusste über den Nachwuchs in Stadt und Bezirk besser Bescheid als er. Er untersuchte in den Spitälern Brugg und Leuggern die Neugeborenen, kurierte Kinderkrankheiten und rettete durch beherztes Handeln junge Menschenleben. 

Mit Eltern teilte er die Freude, wenn alles gut ging, und tröstete sie bei einem weniger gnädigen Schicksal. Die am Anfang seiner Tätigkeit noch üblichen Hausbesuche sowie die Funktion als Schularzt verschafften ihm erhellende Einblicke in die sozialen und wirtschaftlichen Verhältnisse der Bevölkerung. Mit sechs Brugger Arztkollegen leistete er über Jahre zudem Notfalldienst im Bezirk. Man ging früher bei Notfällen in der Regel zuerst zum Praxisarzt und nicht direkt ins Spital. Hans Bosch erlebte einen enormen Wandel in der medizinischen Versorgung. Er war ihr durch intensive Weiterbildung gewachsen.Hans Bosch kam am 5. Januar 1927 als Sohn des Bezirkslehrers und späteren Kantonsarchäologen Reinhold Bosch in Seengen zur Welt. Das an­regende Familienumfeld weckte sein lebenslanges kulturelles Interesse. Nach dem Besuch der Kantonsschule Aarau studierte er in Lausanne, Zürich und Wien Medizin. Erste Erfahrungen als Arzt sammelte er am ­Kantonsspital Frauenfeld, wo er auch Vreni Dietz – eine Blinddarmpatientin – behandelte. Die Chefsekretärin eines Thurgauer Textilunternehmers wurde seine Lebensgefährtin und Praxisassistentin. Dem Paar, das selber drei Kinder bekam, war ein langes, gemeinsames Leben beschieden. Hans Bosch starb nach kurzer, schwerer Krankheit zweieinhalb Jahre nach seiner Gattin.