Widerstand gegen Mastbetrieb

18 000 Poulets sollen zukünftig in Freienwil eine neue ­Heimat finden. Zwei Einhei­mische machen jetzt gegen den Betrieb mobil.
Thomas Rosenheck und Martin Rupf auf der betroffenen Wiese. (Bild: zVg)

Ende November kam bei der Gemeindeversammlung in Freienwil das Poulet auf den Tisch. Nach vielen Diskussionen entschieden die Stimmbürgerinnen und Stimmbürger, dass der ausgewählte Standort im Süden der Gemeinde doch am geeignetsten sei und es keine erneute Abklärung seitens des Gemeinderats bezüglich ­Naturschutz und neuer Landschaftszonen benötige. Am Ende waren die Befürworter und Befürworterinnen des neuen Geflügelmaststalls des einheimischen Bauern Vinzenz Burger sogar überraschend deutlich in der Mehrzahl, und der Gemeinderat akzeptierte die Entscheidungen.

Dass das Thema für die Menschen in Freienwil doch noch nicht ganz abgeschlossen ist, zeigt nun eine gestartete Onlinepetition. Unter dem Titel «Industrieller Pouletmastbetrieb in Freienwil?» sammeln zwei Freien­wiler jetzt Unterschriften gegen den geplanten Betrieb.

Nicht mehr zeitgemäss
Einen Monat lang kann man sich dem Anliegen von Thomas Rosenheck und Martin Rupf anschliessen. Aktuell haben sich 326 Unterstützende auf der Plattform Petitio eingetragen (Stand: 21. Januar). Das Mindestziel von 50 Stimmen, die für eine öffentliche Stellungnahme des Gemeinderats erforderlich sind, erreichte man bereits innerhalb der ersten Tage. Der jetzige Zeitpunkt wurde gewählt, damit man noch Einfluss nehmen kann, bevor das Baugesuch für den Pouletmast­betrieb eingereicht wird.

Andere Ansichten
«Wir fürchten uns nicht in erster Linie vor negativen Auswirkungen, sondern wir sind vielmehr überzeugt, dass eine solche Fleischproduktion einfach nicht mehr zeitgemäss ist», erklärt Martin Rupf die Motivation hinter der Petition. Dabei spielen die Themen Emissionen in Boden und Luft sowie Nachhaltigkeit und Tierwohl natürlich eine Rolle bei einem Mastbetrieb mit geplanten 18 000 Hühnern. «Eine industrielle Massentierhaltung steht im Widerspruch zur ländlichen und nachhaltigen Ausrichtung der Gemeinde», so Thomas Rosenheck.

Als konkrete Belastungen für die Umwelt nennt die Petition die Ammoniak-Emissionen, den enormen Wasserverbrauch und den Einsatz von Futtermitteln wie Soja aus dem Ausland, die so ein Grossbetrieb vor Ort mit sich bringen würde. Bei dem möglichen Problem einer Geruchsbelästigung gehen die Initianten sogar von einer potenziellen Wertminderung von Immobilien aus. Die Petition soll auch aufzeigen, dass ein nicht unwesentlicher Teil der Bevölkerung den Mastbetrieb ablehnt. «Die Gemeindeversammlung ist selten repräsentativ, da in der Regel nur ein kleiner Teil der Bevölkerung anwesend ist», sagt Martin Rupf zur einseitigen Debatte im vergangenen November. Zudem sprachen sich die Freienwiler nur gegen einen alternativen Standort und weitere Abklärungen aus und nicht direkt für den Bau des Mastbetriebs.

Das Gegenargument «Die Nachfrage nach Poulet ist gross, es ist doch besser, wenn es in der Schweiz produziert wird.» lassen die beiden Initianten nicht gelten. «Eine zukunftsgerichtete Tierproduktion sollte gut sein, nicht nur besser als die schlechte Situation im Ausland», erklärt Thomas Rosenheck.

Redimensionierung
Wenn es nach Martin Rupf und Thomas Rosenheck geht, steht am Ende der erfolgreichen Kampagne ein Projekt, das Rücksicht auf die Dorfbe­völkerung nimmt und den Leitbildern der Gemeinde entspricht. Eine mögliche Alternative könnte laut Thomas ­Rosenheck ein dimensioniertes oder ökologisch verträglicheres Projekt sein.

 «Wir haben bereits ein Gespräch mit Herrn Burger geführt und unseren Standpunkt erläutert. Mitte Fe­bruar werden wir die Petition dem Gemeinderat überreichen», so Martin Rupf über die nächsten Schritte. Mitmachen kann man noch unter petitio.ch bis zum 13. Februar.