Selbstbewusst und emanzipiert

Im 102. Lebensjahr ist in Windisch Alice Stirnemann-Lanz gestorben. Sie war die erste Co-Leiterin des 1967 eröffneten Altersheims.
Alice Stirnemann-Lanz. (Bild: zVg)

Ein grosser Wunsch von Alice Stirne­mann-Lanz erfüllte sich noch am Ende ihres langen Lebens: Sie durfte den ersten Geburtstag ihres Urgrosskindes Amelie erleben und am 24. und 25. Dezember mit ihren Liebsten zweimal Weihnachten feiern. Bis dahin wohnte sie in den eigenen Wänden. Selbstbestimmung und Selbstständigkeit waren ihr wichtig. Sie wünschte keinen Mahlzeitendienst, und die Wäsche besorgte sie bis zuletzt allein. Aber am 27. Dezember erkrankte sie an einer Lungenentzündung und starb kurz danach im Spital.

Alice Stirnemann-Lanz war eine couragierte und engagierte Persönlichkeit. Sie kam am 8. März 1923 als ältestes von vier Kindern auf einem Bauernbetrieb im bernischen Untersteckholz zur Welt, absolvierte nach der Schulausbildung ein Welschlandjahr und begann mit 20 Jahren als Hausbeamtin zu arbeiten.

Anfang der 50er-Jahre trat sie in die Dienste des Zürcher Frauenvereins Olivenbaum für alkoholfreie Wirtschaften und führte selbstständig zwei Häuser. Dabei lernte sie ihren Gatten Otto Stirnemann kennen, der in jungen Jahren nach Argentinien und Brasilien ausgewandert war. Alice, 35-jährig, folgte ihm spontan nach Südamerika, wo die beiden heirateten und die Tochter Katrin zur Welt kam. Darauf entschloss sich das Paar zur Rückkehr in die Schweiz. Hier wurde ihr Sohn Thomas geboren.

Otto und Alice Stirnemann-Lanz übernahmen die Leitung des am 30. September 1967 neu eröffneten Altersheims Windisch. Das auf individuelles Wohnen ausgerichtete Heim wurde im Geiste eines Hotelbetriebs geführt. Diese Aufgabe entsprach dem Temperament und Können von Alice Stirnemann-Lanz. Sie konnte organisieren, beraten, tatkräftig anpacken – und befehlen, was sie manchmal recht resolut tat. 

Nach acht Jahren stand wieder ein Wechsel bevor. Otto Stirnemann wurde zum Amtsvormund des Bezirks Brugg gewählt. Und Alice engagierte sich unter anderem im Quartierverein, im Lesezirkel der Bibliothek sowie an den Römerfesten. Sie liebte die Geselligkeit und pflegte einen grossen Freundeskreis. Alice blieb auch informiert und behielt ihren ­Optimismus und ihren Schalk.