Stärken und Schwächen des Museums

Die Ergebnisse einer Analyse der Fachhochschule Graubünden zu den Chancen und Risiken des Stadtmuseums zeigen ein durchzogenes Bild.
Vor einem Bild von Adolf Stäbli: Die Studierenden erläutern die fünf Hauptaufgaben eines Museums. (Bild: vt)

Die Fachhochschule Graubünden ­bietet seit Jahren einen Grundlagenkurs in Museumsarbeit an, mit dem Ziel, dass die Studierenden ein Certificate of Advanced Studies (CAS) ­erwerben können. Dieser Kurs findet berufsbegleitend an 25 Wochen­enden statt und umfasst 200 Lektionen, was einen beachtlichen Arbeitsaufwand von geschätzten 450 Stunden ergibt.
Die Studierenden werden in regelmässigen Abständen berufsbegleitend mit elementaren Themen der Museumsarbeit vertraut gemacht: Sammeln, Bewahren, Forschen, Ausstellen, Vermitteln, aber ebenso Marketing und Public Relations und nicht zuletzt mit den Finanzen. In der Schlusswoche untersucht man einen konkreten Museumsbetrieb und sein Management. Der gesamte Lernstoff wird abschliessend zusammengeführt, und zwar bewusst ausgerichtet auf Übungen mit konkreten Beispielen aus dem analogen Museumsalltag.
Das CAS schliesst mit einer mündlichen Prüfung und einer schriftlichen Arbeit ab, die sowohl die theoretischen Fragestellungen reflektieren als auch die realen Aspekte der Museumswelt abbilden. Die Absolventen des CAS lernen so die unterschiedlichsten Möglichkeiten und Herausforderungen kennen, denen sich heutige Museen gegenübersehen.

Resultate aus Brugg
Das gilt nun auch im Fall des Stadtmuseums Brugg, dem ehemaligen 1673 erbauten Zeughaus, wo heute im ersten Stock die grösste öffentliche Sammlung von Gemälden eines bedeutenden Landschaftsmalers der Spätromantik, Adolf Stäbli, zu entdecken ist – in einem Raum, der überdies Trauungen einen feierlichen Rahmen verleiht. Im zweiten Obergeschoss ist eine Auswahl von Brugger Trouvaillen zu finden. In diesem Kontext haben die Studierenden in ihrem analytischen Resümee die Chancen und Risiken für eine gesicherte und besucherfreudige Zukunft des Museums erforscht und am vergangenen Freitag in Anwesenheit von Frau Stadtammann Barbara Horlacher und Yvonne Buchwalder-Keller, Finanzen und Kultur, einer geneigten Hörerschaft präsentiert. Schon im Verlauf ihrer Ausführungen wurde klar: Hier liegt eine profunde und umfassende Detailanalyse vor, die nach allen Regeln des Metiers durchgeführt wurde.

Analysen und Fazit
Überzeugt haben die Stärken-Schwächen-Analysen, die als Vorteile das historische Gebäude, die grosszügig angelegten Räume und die gut funktionierenden technischen Installa­tionen hervorheben. Als Schwächen hingegen sieht man offenbar die Signalisierungen, die mangelhafte Sammlungspflege und die ungünstige Raumnutzung.
Aufgefallen ist die teilweise bedenkenswerte Beschaffenheit der auf fünf Standorte verteilten Depots, die zwar kein Ramschladen sind, aber vermutlich wieder einmal nach einer Remedur verlangen. Ausserdem scheint das Dachgeschoss nicht ausreichend isoliert zu sein. Eine weitere Analyse wies auf knappe personelle und finanzielle Ressourcen und auf das Fehlen eines Fördervereins und «Freundeskreises» hin. Zudem soll die finanzielle Abhängigkeit von der Ortsbürgergemeinde nicht unbedingt nur ein Vorteil sein.
Auf die Frage aus dem Publikum, ob die CAS-Studierenden dem
Stadtmuseum eine Chance für die Zukunft einräumen, fiel die Antwort klar aus: «Ja, aber es gibt einiges zu tun.» Die Stadt und ihr Museum sind gefordert.