Er setzte städtebauliche Zeichen

Er baute das markante ­Volksbank-Gebäude am Eingang zur Brugger Altstadt. Jetzt ist Architekt Heinz ­Pfister 95-jährig gestorben.
Heinz Pfister setzte Zeichen. (Bild: zVg)

In den 1960er-Jahren entstanden in Brugg anstelle älterer Bankbauten zwei neue Bankgebäude. Sie stehen immer noch – aber die beiden Banken gibt es nicht mehr. 1966 wurde der moderne Hauptsitz der Aargauischen Hypotheken- und Handelsbank zwischen dem Stadthaus und der katholischen Kirche fertig. 1969 bezog auch die Schweizerische Volksbank ihren markanten Neubau an der Ecke von Schulthess-Allee und Hauptstrasse am Eingang zur Brugger Altstadt. 

Schöpfer des Volksbank-Projekts war der damals 39-jährige Architekt Heinz Pfister. Mit diesem Neubau setzte er ein städtebauliches Zeichen. Ein weiteres Vorzeigeobjekt wurde später das neue Brugger Feuerwehrmagazin am Stahlrain. Das mehrstöckige Volksbank-Gebäude stellt einen dominanten, aber dennoch harmonischen Eckpunkt am Eingang zur Altstadt dar. Es dient seit der Auflösung der Volksbank-Filiale als Laden- und Bürogebäude, unterem anderem als Sitz regionaler sozialer Institutionen.

Wie der Architekt zum Volksbank-Auftrag kam, war eine hübsche Geschichte. Bevor die Bank den Neubau planen konnte, musste sie das angrenzende Restaurant Balance erwerben. Die Wirtefamilie Pfenniger verkaufte die Liegenschaft aber nur unter der Bedingung, dass ihr Schwiegersohn Heinz Pfister das Objekt projektieren durfte. Er hatte 1958 die Wirtstochter Getrud «Trudi» Pfenniger geheiratet. Das Paar bekam zwei Söhne. 

In Brugg sesshaft geworden
Heinz Pfister wurde ein eingefleischter Brugger. Er kam 1930 in Her­zogenbuchsee zur Welt. Während seiner Kindheit wechselte die Familie siebenmal den Wohnort, weil der ­Vater, Fabrikschuhmacher von Beruf, immer wieder neue Arbeit suchen musste. Der Sohn konnte in Zurzach schliesslich die Bezirksschule besuchen, wurde Kadettenhauptmann und bekam in unmittelbarer Grenznähe die Auswirkungen des Zweiten Weltkriegs zu spüren. So sah er als 14-jähriger Fliegerbeobachter auf dem Zurzacherberg am Weihnachtstag 1944 den amerikanischen B-24-Liberatorbomber bei Würenlingen abstürzen.

Nach der Lehre als Hochbauzeichner und einer ersten Stelle in Zürich kam Heinz Pfister ins Brugger Architekturbüro Froelich, wo er 1957 am für damalige Verhältnisse kühnen Neubau des Kabelwerk-Verwaltungsgebäudes mitwirkte. Neben seinem Engagement im eigenen späteren Architekturbüro mit bis zu zwölf Mitarbeitenden beteiligte er sich am gesellschaftlichen und politischen Leben der Stadt. Er wurde 1966 als Fraktionsmitglied der Parteilosen in den neuen Brugger Einwohnerrat gewählt und wirkte aktiv in der traditionsreichen Brugger Standschützengesellschaft mit. 

Ein geselliger Mensch
Durch seinen Schwiegervater Albert Pfenniger kam Heinz Pfister zu seiner grossen Passion: der Jagd. Jahrelang war er Mitglied der Brugger Jagdgesellschaft, auch Jagdleiter und Präsident. Weil die damals noch viel befahrene Bözbergstrasse mitten durch das Jagdrevier führte, liess Heinz Pfister den schweizweit längsten Wildzaun erstellen. Seine waidmännische Aktivität verschaffte ihm kantonsweites Ansehen. Er präsidierte ausserdem den Aargauischen Jagdschutzverein. 

Heinz Pfister war ein geselliger Mensch. Am Stammtisch im «Roten Haus» hatte er einen festen Platz. Begegnete man ihm unterwegs, genügte eigentlich ein Blick auf die Automarke mit tiefer Nummer: ein Range Rover – dann sass Heinz Pfister am Steuer. Als ihm das Fahren alters- und krankheitshalber nicht mehr möglich war, liess er sich chauffieren. Er konnte sich auf eine treue Hauspflege verlassen. An einer Lungenentzündung ist er im Kantonsspital Baden gestorben.