Ein Aargauer Rohrsystem im Eis

In einer deutschen Forschungsstation in der Antarktis liegt ein Hightechrohr aus dem Aargau. Gebaut hat es die Firma Brugg Pipes.
Aargauer Rohre in der Antarktis. (Bild: zVg | Alfred-Wegener-Institut)

Es liegt tief in der Eiswüste, in der klirrenden Kälte der Antarktis, rund 13 000 Kilometer von der Heimat entfernt. Das Rohr aus dem Aargau ist Teil eines polaren Forschungsinstituts und dient der Entsorgung von Abwasser. Es ist 50 Meter lang und mit zwei integrierten Heizdrähten versehen. Das System leitet behandeltes und unschädliches Abwasser aus der Küche, der Wäscherei und den Waschräumen der Station in eine Grube im Schnee. Damit das Wasser unterwegs nicht gefriert, kommt das beheizte und isolierte System für extreme klimatische Bedingungen zum Einsatz.
Bereits der Transport des Rohrs in die Antarktis sei eine Herausforderung gewesen, sagt David Jägle von Brugg Pipes. «Nur wenige Schiffe fahren in unregelmässigen Abständen die Forschungsstation an.» Ebenso sei die Installation vor Ort aufwendig. «Die Montagezeit ist wetterbedingt beschränkt, und von Brugg Pipes konnte niemand für den Einbau vor Ort mitfahren», so Jägle. «Deshalb mussten wir die Mitarbeitenden des Alfred-Wegener-Instituts in unserer Niederlassung bei Hannover schulen und mit dem richtigen Installationsmaterial ausstatten.»

Das Rohr kommt in einem 50 Meter langen Graben zu liegen. (Bild: zVg | Brugg Pipes)


Im antarktischen Schnee musste schliesslich ein 50 Meter langer Graben ausgehoben werden, in dem das System verlegt wurde. Ein Pistenbully verrichtete diese Arbeit, ebenfalls das anschliessende Verlegen des Rohrs. Um eine konstante Heizleistung zu erreichen, wurde es mit einem Regler ausgestattet, der die Leistung auf 30 Watt pro Meter begrenzt. Und wegen der extremen Temperaturen wurden das Mediumrohr und alle aussen liegenden Komponenten mit Edelstahl versetzt. Am Ende der Leitung wurde eine Schweissanschlussverbindung mit zusätzlicher Abdichtung und einem Schrumpfschlauch eingebaut.

Station in sechs Meter Höhe
Der Auftraggeber in der Antarktis ist die Neumayer-Station III. Sie wird vom deutschen Alfred-Wegener-Institut für Polar- und Meeresforschung betrieben und wurde 2009 eröffnet. Die Station ist ein wichtiger Stützpunkt für Inlandexpeditionen und Polarflugzeuge, sie besteht aus mehreren Ebenen und ist auf 16 Fundamentplatten gebaut, die wiederum in einem acht Meter tiefen Graben im Schnee verankert sind. Darüber befindet sich eine Plattform mit Modulen aus Containern, die von einer schützenden Aussenhülle umgeben sind. Die Hauptstation steht sechs Meter über der Schneeoberfläche.
Zur Zusammenarbeit zwischen Brugg Pipes und dem Alfred-Wegener-Institut kam es 2007. «Das Institut war damals auf der Suche nach einem geeigneten Partner für Spezialrohre, und für uns war klar, dass wir bei diesem Pionierprojekt dabei sein wollten», erzählt David Jägle. «So kam der Kontakt zustande.»
Der Auftrag in der Antarktis war für Brugg Pipes aber nicht der erste in extremen klimatischen Verhältnissen. «Unsere Rohre wurden schon auf 3000 Metern über dem Meeresspiegel eingesetzt, zum Beispiel am Kitzsteinhorn. Dort sind Temperaturen von bis zu minus 30 Grad keine Seltenheit.»

Die Neumayer-Station III in der Antarktis. (Bild: zVg | Alfred-Wegener-Institut)