Bedenken einer Randgemeinde

Als letzter Ort im Surbtal lud Tegerfelden zur Informationsveranstaltung. Nach wie vor gibt es zur geplanten Fusion zahlreiche Fragen.
Klappt es mit der Fusion? An der Informationsveranstaltung über eine Fusion der Surbtaler Gemeinden Endingen, Lengnau, Schneisingen und Tegerfelden. Bild: sma)

Tegerfelden – Am vergangenen Donnerstag, 8. Mai, fand in der Mehrzweckhalle Teger­felden die letzte der vier Informationsveranstaltungen des Projekts «Kompass Surbtal» statt. Über zwei Stunden lang lauschten die etwa 100 Anwesenden den Vorträgen und nutzten die letzte Gelegenheit vor der ausserordentlichen Gemeindeversammlung im Juni, noch einmal ihre Bedenken und Argumente zum Thema Fusion im Surbtal zu äussern.
Die beiden Tegerfelder Gemeinderäte Reto Merkli und Anya Berner eröffneten den Abend und baten um Offenheit in der Diskussion, selbst wenn es ein emotionales Thema sei. Nach einem Rückblick auf den bisherigen demokratischen Weg folgte eine Vorschau auf die ausserordentliche Gemeindeversammlung am 23. Juni, die in allen vier Surbtaler Gemeinden zeitgleich stattfindet. Aus diesem Grund gibt es keine Änderungen und Zurückweisungen an der Gemeindeversammlung. Themen wie die Wappenwahl würden bei einem Ja erst viel später folgen.
Ein zentraler Verwaltungsort sei derzeit nicht mehr im Fusionsvertrag enthalten, und auch das Gerücht über einen Eingriff ins bestehende Schulwesen vom neuen Surbtaler Gemeinderat wurde entkräftet. Ebenso bleiben die Feuerwehrmagazine an den beiden bisherigen Standorten. Dass schon zu Beginn zu kleineren Themen Stellung bezogen wurde, zeigt die Vielzahl an Bedenken, welche die Tegerfelder Bevölkerung beschäftigen. Die Gemeinderäte versuchten an allen Fronten, den Mehrwert für das Tal in den nächsten zehn Jahren zu vermitteln.

«Seien Sie offen!», empfahl Gemeindeammann Reto Merkli den Anwesenden zu Beginn der Veranstaltung. (Bild: sma)

Bühne frei für die Komitees
Anschliessend durfte Fabian Zöbel vom Komitee Gemeinden erhalten ans Podium treten. Mit dem Verweis auf die Schlussberichte der Arbeitsgruppen sei man selbst zu dem Fazit gekommen, dass die Zeit für eine Fusion im Surbtal noch nicht reif sei. «Fusionieren auf Vorrat ist unverantwortlich», so der Unternehmer aus Tegerfelden mit dem Verweis, dass man zurzeit gut aufgestellt sei.
Als Randgemeinde könnte Tegerfelden im demokratischen Prozess vergessen gehen. Einerseits weil kein Sitz im Gemeinderat garantiert ist, andererseits weil man zusammen mit Schneisingen bei den Stimmbürgern den beiden Zentralgemeinden unterlegen ist. Dazu kämen die längeren Wege und die Angst vor dem Verlust von Kultur und Bildungseinrichtungen vor Ort. Vor allem die Schiessanlage in Tegerfelden sieht Zöbel ab dem zweiten Tag einer neuen Gemeinde Surbtal in Gefahr. Anschliessend bezeichnete er die Fusion als Bürokratiemonster und reklamierte die zahlreichen Änderungen in den bestehenden Verträgen. «Es wurde kein einziges Argument pro Fusion gegeben», beschloss Zöbel seinen Vortrag mit einem Verweis auf die Abstimmungsempfehlung: «Fusionsvertrag bachab schicken!»
Das Rednerpult übernahm Thomas Baumgartner, Präsident des Forums aktives Tegerfelden und Mitglied des Komitees Pro Surbtal. Der angezweifelte Steuerfuss von 108 Prozent einer möglichen Gemeinde Surbtal belegte Baumgartner mit Zahlen und verwies darauf, dass man finanziell gesund aufgestellt, gleichzeitig aber schon lang voneinander abhängig sei. Die Fusion ist deshalb nur «der nächste logische Schritt». Angesichts der bevorstehenden Pensionierungen von gleich drei Gemeindeschreibern braucht es nicht nur im Bereich der Verwaltung zeitnahe Lösungen. Die Fusion sei eine Entscheidung für Jahrzehnte, die sich nicht aufschieben lasse.

So viele Themen wie Fragen
Bei der ausführlichen Fragerunde spielte der Steuerfuss ebenfalls eine grosse Rolle. Auf der einen Seite gibt es heute aktuellere Zahlen als zum Abschluss der Berichte von Kompass Surbtal, auf der anderen Seite lässt sich ein Jahrzehnt nicht auf den Rappen genau planen. So entkräftete der ebenfalls anwesende Endinger Gemeindeammann Ralf Werder selbst den Vorwurf, dass zum Beispiel Endingen seinen Bedarf für eine neue Turnhalle nicht in den Fusionsbericht eingebracht habe. Stand heute wisse man noch gar nicht, welche Grösse eine neue Turnhalle hätte und was zusätzlich erneuert werden solle. Trotzdem hat man im Bericht für die Jahre 2032 bis 2034 bereits 10 Millionen Franken zusätzlich budgetiert. Es folgten Meldungen zum konkreten Text des Fusionsvertrags, zu den Vorteilen des Status quo sowie zum Einsparungspotenzial. Es bleibt abzuwarten, welches der vorgebrachten Argumente tatsächlich noch jemanden im Publikum umstimmen konnte – versucht haben es beide Seiten.

Gemeindeversammlung: 23. Juni, 19.30 Uhr, MZH Tegerfelden