Für den Ernstfall gewappnet sein

Zum ersten Mal haben die Zivilschutzorganisationen Brugg Region und Baden den jährlichen Wiederholungskurs zusammen durchgeführt.
Hochwasserschutz war ein Teil der Übung. (Bilder: mg)

Brugg – Bruggerberg ist holperig, die Räder der drei Busse wirbeln Staub auf. In ihnen sitzen gut 20 Behördenmitglieder der Gemeinden, die von den Zivilschutzorganisationen (ZSO) Brugg Region und Baden im Ernstfall unterstützt werden. Behördentag hiess der Anlass vom letzten Donnerstag, an dem die beiden ZSO sozusagen einen internen Tag der offenen Tür durchführten, um zu zeigen, was am jährlichen Wiederholungskurs (WK) gelernt wird.
Erstes Ziel des Abends ist ein Arbeitsplatz mitten im Wald beim Aussichtspunkt Wasserschlossblick. Hier stellen Angehörige des Zivilschutzes den Wanderweg instand und sägen neue Holztritte. Das Rautenmuster, das sie zusätzlich fräsen, unterstützt die Trittsicherheit. Den Hang roden WK-Teilnehmer, die gegen Absturz gesichert sind, damit man den Ausblick wieder besser geniessen kann.
Pascal Meier, Chef Ausbildungsplätze der beiden ZSO, erklärt: «Diese Arbeiten hier nennen sich Dienst an der Gesellschaft. So erarbeiten wir in Verbindung mit der Detailausbildung etwas Notwendiges, und die WK-Teilnehmer können sich in der Handhabung grosser Gerätschaften wie Motorsägen, Seilzügen und vielem mehr üben. Unter den 300 Teilnehmern sind alle Berufe vertreten, und nicht jeder ist Schreiner oder Forstwart. Wir haben Informatiker, Banker, Köche – sie haben nicht jeden Tag eine Motorsäge in der Hand.»

Unterschiedliches Lernen und Auffrischen
Die Kadermitglieder der beiden ZSO, von den 320 Teilnehmern sind das gut 100 Personen, stellten ein abwechslungsreiches Programm zusammen: Am Vormittag wurde das Thema Evakuierung geprobt, drei Altersheime und eine Schule wurden geräumt, die Personen mit Cars an sichere Orte gebracht.
Beim Abendprogramm für die Behörden werden unterschiedliche Arbeitseinsätze gezeigt.
David Henzmann, stellvertretender Kommandant der ZSO Brugg Region, ist der Einsatzleiter des diesjährigen WK: «Wir haben ein straffes Programm in diesen zehn Tagen. Die Züge, ein Zug umfasst ungefähr 30 Personen, rotieren zwischen den verschiedenen Arbeitsplätzen, sodass jeder möglichst viel Unterschiedliches lernt, denn im Ernstfall, zum Beispiel bei Hochwasser oder einer Evakuierung, kann man überall eingesetzt werden.»

Von links: Alessandro Rüedi (Kommandant ZSO Baden), Noah Bonito (Kompaniekommandant ZSO Baden), David Henzmann (stellvertretender Kommandant ZSO Brugg Region) und Robert Stöckli (Kommandant ZSO Brugg Region).


Mit den drei Bussen geht es weiter nach Windisch. Dort wird eine Notleitung direkt entlang der Strassenlampen installiert, die 6,1 Kilometer lang wird. So kann im Notfall telefoniert werden. Hier braucht es unter anderem Leute, die schwindelfrei sind und in bis zu fünf Metern Höhe arbeiten können.
Robert Stöckli, Kommandant der ZSO Brugg Region, erklärt, dass ein WK immer rund zehn Tage dauere. «Generell arbeiten die Teilnehmenden von 8 bis 17 Uhr und können danach nach Hause. Bei diesem WK gibt es aber drei Nachtübungen in Eiken beim Kantonalen Zivilschutzausbildungszentrum, das erfordert etwas Flexibilität, bietet aber neue Erlebnisse.» Die Teilnehmer sind zwischen 20 und 34 Jahre alt, im Kader bis 40 Jahre. Leider sind aktuell keine Frauen dabei. Weitere Etappen sind die eindrückliche Hochwassersperre mittels eines wassergefüllten Damms, der das ­Wasser möglichst weit im Flussbett halten soll, und eine Notbrücke, die aus Paletten, Seilen und Titanankern errichtet wird. Die schwankende ­Brücke zu überqueren, braucht ein bisschen Mut – im Ernstfall muss aber jeder herüber, natürlich mithilfe der Zivilschutzangehörigen.

Titananker, Seile und Paletten: Diese Notbrücke entstand in 90 Minuten.


Alessandro Rüedi, Kommandant der ZSO Baden, sagt, dass die erstmalige gemeinsame Durchführung des WK für beide Organisationen spannend sei: «Der Grund für den gemeinsamen WK ist Angehörigenmangel: Wir haben zu wenig Zivilschutzangehörige. Indem wir zusammenarbeiten, können wir ein grösseres Programm auf die Beine stellen und Synergien nutzen. Es ergeben sich neue Blickwinkel, und ein frischer Wind weht.»

«Wir finden es bereichernd»
Robert Stöckli, der die Idee angerissen hat und sich bei Alessandro Rüedi meldete, informiert: «Im Kanton Aargau sind wir die ersten beiden ZSO, die zusammen einen WK durchführen. Wir finden es bereichernd und sind gespannt, wie die Zukunft bezüglich Zusammenarbeit kantonsweit aussieht.»
Wichtig ist den Verantwortlichen zu erwähnen, dass Zivilschutz nicht dasselbe wie Zivildienst ist: «Angehörige des Zivilschutzes sind Männer und Frauen, die keinen Militärdienst leisten dürfen. Sie sind aber schutzdiensttauglich und werden dem Zivilschutz zugeteilt. Wer keinen Militärdienst leisten will, aber militärdiensttauglich ist, muss Zivildienst leisten. Die Aufgaben sind sehr unterschiedlich und ähneln sich nur ansatzweise. Zivilschutz kann man zudem freiwillig leisten, wir sind sehr auf zusätzliche Zivilpersonen angewiesen», erläutert Kommandant Robert Stöckli.