Waldbrände mit Wissen bekämpfen

Unentgeltlich arbeitender Ausbildungschef für Waldbrandbekämpfung in Bolivien, aber auch bei Aargauer Feuerwehren als Instruktor im Einsatz.
Daniel Aeschbach aus Freienwil ist mit Herz und Seele Feuerwehrmann, ehrenamtlicher Instruktor und Organisator von Schulungsveranstaltungen des Vereins «@fire». (Bild: bkr)

Mit Herzblut geleistete Einsätze wie 2021 bei den verheerenden Überschwemmungen im deutschen Ahrtal oder 2013 nach dem grossen Erdbeben in der Türkei, diesen Frühling als Ausbildner für «Firefighters» in Bolivien tätig – das ist der Freienwiler Daniel Aeschbach. Was ist seine Motivation? Wer ist dieser Mann, der auch Aargauer Feuerwehren fit für die Bekämpfung von Wald- und anderen Vegetationsbränden macht?
Aufgewachsen ist der heute 62-jährige in Suhr und im Badener Kappelerhof. Sein Vater Anton war Badener Steueramtschef und legendärer Zinngiesser, der an Badenfahrten seine ­gegossenen und bemalten Spanisch-Brötli-Bahn-Zugskompositionen anbot. An Onkel Gustav Aeschbach dürften sich nur ältere Lesende noch erinnern. Dieser war zeitlebens freier Journalist und belieferte die einst sechs eigenständigen Aargauer Tageszeitungen – unter ihnen das «Brugger Tagblatt» des Effingerhofs – mit Gerichtsberichterstattungen und seinem «Brief aus Aarau».

Rescue Ranger
Daniel Aeschbachs Berufskarriere startete mit einer KV-Lehre und anschliessenden Anstellungen bei der Raiffeisen in Nussbaumen und Fislisbach. Bei der damaligen SBG konnte er die Kaderschulung durchlaufen und wurde Berufsbildner. Dem Thema Ausbildung von Bankangestellten ist er verbunden geblieben und heute in einem 50-Prozent-Pensum Chefexperte beim Zürcher Bankenverband. Dieser ist mit der Durchführung der betrieblichen Lehrabschlussprüfungen beauftragt.
Aeschbach trägt die Verantwortung für den Einsatz von rund 240 nebenamtlichen Expertinnen und Experten. «Ausbilden und organisieren liegen mir», sagt Aeschbach, der einst auch dem Freienwiler Gemeinderat angehört hat.

Das andere berufliche Standbein ist feuerwehraffiner. Bei K.A.B. Brandschutz in Dietikon ist Aeschbach im Bereich Qualitätssicherung und Beratung tätig. K.A.B. – das sind unter anderem die bekannten «Gloria»-Feuerlöscher. Als Feuerwehrmann durchlief Aeschbach die verschiedenen Karrierestufen bei den Feuerwehren Fislisbach sowie Baden und war Offizier im Stab der Feuerwehr Ehrendingen-Freienwil. Aktuell gehört er dem Vorstand des Aargauischen Feuerwehrverbands an, ist im Stab der Betriebsfeuerwehr Accelleron Baden sowie Ausbildungschef und Vizepräsident von «@fire Schweizer Katastrophenschutz». Das ist eine gemeinnützige Hilfsorganisation, die weltweit schnelle Nothilfe nach verheerenden Naturkatastrophen leistet. Dabei gliedert sich der Verein in die zwei Sparten USAR (Urban Search and Rescue) sowie in die Bekämpfung von Wald- und Flächenbränden. Für Letzteren war Aeschbach kürzlich mit einem sechsköpfigen Team zur Ausbildung einheimischer Ranger in Bolivien.

Daniel Aeschbach kümmert sich in einer gemeinnützigen Hilfsorganisation um die Weitergabe seines Fachwissens, in dieser Funktion war der Freienwiler mit einem sechsköpfigen Team zuletzt in Bolivien unterwegs. (Bild: zVg)


Weshalb Bolivien? «Die Initiative geht vom Tierschutzverein Animalma aus», sagt Aeschbach. Gegründet wurde dieser Verein 2014 von der ­Zürcherin Sarah Fehr, «welche das Schicksal ins Tierreservat Senda Verde in Bolivien geführt hat», wie sie erzählt. Neben vielen Problemen wie Futter- und Medikamentenmangel und illegalem Wildtierhandel sah sie sich – und die Tiere – mit Waldbränden konfrontiert. Die Landwirtschaftszonen werden durch Abholzung und Brandrodung immer weiter ausgedehnt, und die Klimakrise sei auf dem südamerikanischen Kontinent durch lange Dürreperioden und kurze, wenig ertragsreiche Regenzeiten deutlich spürbar. Die Ranger der Schutzzonen verfügten über ein breites Wissen und langjährige Erfahrung. Ihnen fehle es jedoch oft an Ausrüstung, Logistik und Organisation, um Bränden schnell und effizient entgegenzuwirken.

Vom Telefon in den Dschungel
Nachdem Aeschbach von diesen Pro­blemen erfuhr, nahm er mit Sarah Fehr Kontakt auf. Aus einem Telefonat wurde ein Projekt vom «@fire». Ende April reiste der Freienwiler mit sechs Mitstreitern nach Bolivien und unterrichtete in drei Kursen Ranger verschiedener Naturschutzgebiete und freiwillige Feuerwehrleute in der Bekämpfung von Waldbränden. Das unentgeltliche Engagement, der Instruktoren und «gesponserte» Flugtickets, ermöglichten es, das Projekt mit Kosten unter 20 000 Franken abzuwickeln – Geld, das Spenderinnen und Spender aufgebracht haben. Dazu Aeschbach: «Wir benötigen auch in Zukunft Geld. Nach dem Pilotprojekt sollten die Schulungen während zehn Jahren regelmässig durchgeführt werden können. Nur so werden sie nachhaltig.»

Wie bekämpft man Vegetationsbrände? «Klar, auch mit Wasser, vor allem aber indem man das Feuer aushungert», sagt Aeschbach. «Mit Werkzeugen schaffen die Feuerwehrleute eine Schneise, damit sich das Feuer nicht weiter ausbreiten kann.» Das gilt nicht nur im Urwald, sondern auch in der Schweiz. «Der grösste Unterschied zum Gebäudebrand», so Aeschbach, «ist der Wassereinsatz. In der Waldbrandbekämpfung verwenden wir dünnere Schläuche.» Der Grund? «Das Wasser gelangt schneller zum Einsatzort, wenn weniger Wasser in der Leitung ist.» Um solches Wissen zu erwerben, bildet «@fire» auch Schweizer Feuerwehren aus. So hat beispielsweise auch die Stützpunkt-Feuerwehr Baden ein solches Training gebucht.