Ehrendingen – Ob Saal- oder Mehrzweckhallenprojekte – sie decken Bedürfnisse der Vereine ab und sorgen an Gemeindeversammlungen für einen Grossaufmarsch. So bereits im Juni 2023, als es in Ehrendingen um einen Kredit für die Konzeption einer Dreifachturnhalle mit Nebenräumen ging. Damals wich man mit 324 anwesenden Stimmberechtigten in die Kirche aus. Diese Woche stand für die Gemeindeversammlung ein Zelt auf der Aussensportanlage der Schulanlage Lägernbreite parat. Begrüssen konnte Frau Gemeindeammann Dorothea Frei 558 Bürgerinnen und Bürger. Für abschliessende Beschlüsse ohne Referendumsmöglichkeit wären allerdings 653 Stimmen nötig gewesen.
Gemeinderat Yvan Mülli stellte das als Raum 3 bezeichnete Mehrzweckgebäudeprojekt und seine Geschichte nochmals im Detail vor. Im Juni 2023 standen Baukosten von rund 12 Millionen Franken auf dem Tapet. Nun ging es um einen Bruttokredit von 20,28 Millionen Franken. Zusätzliche 2 Millionen Franken wurden nötig, damit das Bauprogramm um Werkräume der Schule sowie Lokalitäten für musische Vereine erweitert werden kann. 1,5 Millionen Franken entfallen auf eine ortsplanerisch bessere Platzierung der Halle, die eine neue Aussensportanlage mit sich zieht, und zusätzliche 600 000 Franken auf eine Erdsondenheizung. Ursprünglich wollte man den Bau an die Fernwärmeversorgung anschliessen, die jedoch noch nicht zur Verfügung steht. Hinzu kommt eine Baukostenteuerung von rund 2,5 Millionen Franken.
Zusätzliche Einstellhalle
Für den Raum 3 mit seiner Dreifachturnhalle ist die Gemeinde baurechtlich verpflichtet, 40 Parkplätze zur Verfügung zu stellen. «Der Gemeinderat schlägt vor, eine Parkierung zu schaffen, die das ganze Oberdorf entlastet», sagte Yvan Mülli.
Konkret will man unter dem Mehrzweckgebäude eine Einstellhalle mit 58 Abstellplätzen realisieren. Kostenpunkt: 3,5 Millionen Franken. Mit einem weiteren Kredit von 380 000 Franken soll das Dach von Raum 3 eine Photovoltaikanlage mit 1860 Quadratmetern Fläche und einer Stromproduktion von 353 600 KWh pro Jahr erhalten.
Wie kann die Gemeinde eine Investition von insgesamt 24 Millionen Franken stemmen? Dazu Gemeinderat Erich Frei. Er zeigte zum einen auf, dass die Gemeinde in ihren Büchern ein beachtliches Vermögen (rund 45 Millionen Franken) hat und die neuen Schulden – diese steigen mit dem Projekt auf neu 5900 Franken pro Kopf – durch eine Umzonung von Grundstücken der Einwohnergemeinde «Im Brühl» und «Im First» etwas reduziert werden können. «Als Bauland haben die Parzellen einen erheblich höheren Wert und liefern uns, im Baurecht abgegeben, entsprechende Einnahmen», so Erich Frei. Einnahmen ergeben sich auch aus Gebühren der Abstellhallennutzung sowie der Stromproduktion der Photovoltaikanlage.
Vorfinanzierung des Projekts
Ein weiteres Element, um die Verschuldung zu dämpfen, ist eine Vorfinanzierung des Projekts. «Damit verhindern wir, die finanziellen Folgen vollumfänglich der nächsten Generation zu überlassen», sagte Frau Gemeindeammann Dorothea Frei dazu. «Die Überschüsse der Jahresrechnungen sollen bis zum Zeitpunkt der Inbetriebnahme zurückgestellt und dann für die Abschreibung der Anlage eingesetzt werden», fuhr Dorothea Frei fort. Mit grossem Mehr stimmte die Versammlung dieser Idee zu.
Und was meint die Finanzkommission (Fiko) zu den Projekten? Fiko-Mitglied Daniel Hehl: «Werkräume müssen wir so oder so schaffen – auch die bestehenden Turnhallen sind zu klein.» Als Sparpotenzial konnte die Fiko einzig die Einstellhalle ausmachen, «womit aber die Parkplätze fehlen würden». Nach relativ wenigen und überwiegend positiven Wortmeldungen aus der Versammlung beschloss diese den Bau des Mehrzweckgebäudes mit 520 gegen 8 Stimmen. Mit ähnlichen Mehrheitsverhältnissen wurden auch die Kredite für Einstellhalle und Photovoltaik genehmigt. Gibt es keine Verzögerungen, kann das Gebäude 2028 in Betrieb genommen werden.