Ein letztes Mal Fastensuppe kochen

45 Jahre lang haben Beni und Edith Dänzer keinen Suppentag verpasst. Nun legen sie das Rührscheit und den Schöpflöffel definitiv nieder.
Freuen sich auf mehr Freizeit: Edith und Benedikt Dänzer mit dem grossen Schöpflöffel. (Bild: isp)

Eine Suppe zu kochen, sei wirklich nicht so schwer, sagt Benedikt Dänzer. «Knifflig wird es erst in einer ­Gulaschkanone.» Hierbei handelt es sich um einen sogenannten Feldkochherd (FKH): einen Anhänger auf Rädern mit zwei integrierten Gusskesseln und einer Feuerstelle. «Wichtig ist, dass das Holzfeuer immer brennt, sodass es eine konstante Wärme erzeugen kann», erklärt Dänzer. Und der 68-Jährige weiss, wovon er spricht: «Ich lernte als stellvertretender Küchenchef bei den Luftschutztruppen, wie man eine Gulaschkanone bedient.» Dieses Wissen konnte er auch beim ökumenischen Suppentag anwenden. Seit 45 Jahren ist er zusammen mit seiner Frau Edith beim Anlass in der Fastenzeit an vorderster Front engagiert.

Gemüse rüsten und Kesselputzen
Der «Suppentag» ist in zahlreichen Schweizer Pfarreien und Kirchgemeinden ein fester Treffpunkt und Bestandteil in der Fastenzeit. Dabei werden Spenden gesammelt, und so wird die Solidarität mit Menschen in ärmeren Ländern ausgedrückt. In diesem Jahr wird der Reingewinn des Suppentags an zwei Projekte gespendet. Unterstützt wird das Hilfswerk «Hope» für Randständige in Baden sowie ein «Aufbauprojekt der schweizweiten Fastenaktion» im Kongo.

Die umfangreiche Arbeit beginnt für Beni und Edith Dänzer bereits Stunden vor dem eigentlichen Anlass mit dem Rüsten und Schneiden von Zwiebeln, Rüebli, Sellerie, Wirz, Lauch und Peterli für die vegetarische Bündner Gerstensuppe. Noch aufwendiger ist das Reinigen der Gulaschkanone. Diese gehört der Gemeinde Birmenstorf und wird immer nur für den Suppentag verwendet. «Am Vortag des Suppentags sind wir stundenlang am Putzen und Schrubben», ergänzt Edith Dänzer. Auch die Reinigung nach dem Einsatz dauert über eine Stunde.

Am Suppentag selber geht das Ehepaar strikt nach einem durchgetakteten Ablaufplan vor. «Um sechs Uhr feuern wir ein und kochen das Suppenwasser auf. Die Garzeit für die weitherum geschätzte Suppe beträgt fast zwei Stunden», erklärt der dreifache Vater. In den letzten Jahren seien stets etwas mehr als 120 Liter Suppe verzehrt worden, in den besten Zeiten noch einiges mehr.

Die Dänzers können auf die tatkräftige Unterstützung ihres bewährten Kochteams zurückgreifen. «Wir sind eine eingeschworene Clique», freuen sich die beiden. Seit Jahren gehören auch Heidi und Urs Kleiner dazu. Schön sei, dass bei solchen Anlässen immer ganz Birmenstorf mitziehe, so Dänzer. Die Zutaten werden von «Rey Gemüse» gesponsert, und die Suppe wird jedes Jahr restlos aufgegessen.

In all den Jahren haben die Dänzers mit mehr als zwanzig Pfarrern den Suppentag organisiert – allerdings immer wieder an anderen Orten. «Schön ist auch, dass man immer auf Stammgäste zählen darf», betont das Paar. Und während früher öfter Suppe abgeholt worden ist, stehe inzwischen das gemeinsame Zusammensein im Vordergrund, um die Gemeinschaft zu pflegen.

Bierflasche als Erinnerung
Die katholische und die reformierte Kirchgemeinde wechseln sich bei der Organisation des Suppentags ab. Einmal sei dies bei den Katholiken total vergessen worden, erinnern sich die Dänzers lachend. Ohne ihre spontane Einsatzbereitschaft hätte der Suppentag damals wohl nicht statt­gefunden. Aber auch wehmütige Begebenheiten gehören zum Suppentag. Ein Mitglied des Organisationsteams trank am Suppentag sein letztes Bier und starb kurze Zeit später, «viel zu jung». Die Bierflasche steht noch heute als Erinnerung in einer kleinen Seitentüre der Gulaschkanone.

Obschon die Dänzers in den vergangenen 45 Jahren viel Herzblut in den ökumenischen Suppentag gesteckt haben, wollen sie nun Schöpflöffel und Rührkelle definitiv weiterreichen. «Unser Hund ist vor zwei Jahren verstorben, und wir möchten wieder mehr spontan etwas unternehmen und unsere Freizeit geniessen», begründen sie. Zudem pflegen beide intensive Hobbys und wollen diesen künftig ausgiebiger nachgehen.

Beni und Edith Dänzer hoffen, dass ihre Nachfolger bald gefunden werden. Sie seien auch gerne bereit, ihr umfangreiches Wissen an künftige «Suppentägler» weiterzugeben und diese ein­zuarbeiten, beteuern die beiden. Auch aus dem Rezept für ihre vegetarische Gerstensuppe macht das Ehepaar Dänzer kein Geheimnis. Es ist auf ihre-region-online.ch zu finden.

Samstag, 11. März, 11 bis 14 Uhr
Don-Bosco-Haus, Kirchstrasse 13
Birmenstorf