Schmuckstück von nationaler Bedeutung

Der Startschuss für das 18-Millionen-Projekt des Kantons ist gefallen. Mit dem nachhaltigen Bau wird die Kapazität der Schule erweitert.
Rektor Paul Zübli, Alex Hürzeler, Architekt Daniel Dickenmann, Markus Dieth und Kantonsbaumeister Urs Heimgartner beim Spatenstich. (Bild: zVg)

Die Kanti Wettingen präsentierte sich beim Spatenstich am vergangenen Donnerstag von ihrer schönsten Seite. Auf dem Vorplatz der Westschöpfe konnten die Gäste aus Behörden, Schule und Nachbarschaft den Ansprachen der beiden Regierungsräte Markus Dieth und Alex Hürzeler lauschen. Orchester und Big Band der Kanti spielten unter der Leitung von Cristoforo Spagnuolo zwei flotte Stücke des Musicals «Kiss me Kate», und der Apéro riche wurde im Schatten der mächtigen Bäume des Klostergartens gereicht. Hochbaudirektor Dieth betonte in seiner Rede, dass dieser Spatenstich für ihn «ein ganz spezieller und freudiger Akt» sei. Das Projekt wurde von langer Hand geplant. «Und nun kann dieses Schmuckstück von nationaler Bedeutung endlich in die Realität umgesetzt werden», freute sich Dieth. Als ehemaliger Wettinger Gemeindeammann war er einst Mitini­tiator des Masterplans Klosterhalbinsel von 2011. Sein Nachfolger Roland Kuster durfte das Projekt weitertreiben und ins Ziel führen.

Kosten trägt der Kanton
Die Kosten trägt vollumfänglich der Kanton. Den beantragten Kredit von 17,93 Millionen Franken hatte der Grosse Rat am 11. Januar 2022 mit 121:6 Stimmen bewilligt. Dafür dankte Dieth den anwesenden Vertreterinnen und Vertretern des Rats nochmals. Mit dem Bauvorhaben reagiert seine Abteilung auf das prognostizierte demografische Wachstum der nächsten Jahrzehnte. Es werden zusätzliche moderne Schul- und Lernarbeitsplätze geschaffen und die Kapazitäten der Kanti deutlich (von
51 auf 55 Abteilungen) ausgebaut – was dringend nötig ist, wie Landammann und Bildungsdirektor Hürzeler vor Augen führte. Die Aargauer Kantonsschulen seien bereits jetzt deutlich über 100 Prozent ausgelastet, nämlich mit 111,5 Prozent – in Wettingen sind es 109 Prozent. Die Schülerzahlen werden bis 2045 um über ein Viertel ansteigen. Als weitere Massnahmen werden bestehende Gymnasien wie Wettingen, Baden, Aarau und Wohlen ausgebaut, und im Fricktal sowie im Aargauer Mittelland sind bekanntlich zwei neue Kantonsschulen geplant.

Cristoforo Spagnuolo dirigiert das «Haus-Orchester» (Bild: zVg)

Das Wettinger Projekt war für die Planer des Kantons und die Architekten des Zürcher Architekturbüros Waeber-Dickenmann eine besondere Herausforderung. Denn der moderne Neubau soll sich harmonisch in die historische Umgebung eingliedern, wie Markus Dieth verdeutlichte. Der neue Westflügel schliesst nämlich gleichzeitig eine historische Bau­lücke: Dort stand bis ins 19. Jahrhundert das sogenannte Hönggerhaus, welches abgerissen wurde – und so den Blick auf den Kreuzgang des Zisterzienserklosters freigab. Im Idealgrundriss dieses Ordens ist der Kreuzgang jedoch auf allen Seiten von Gebäuden umgeben. Dieser Zustand wird mit dem neuen Westflügel wieder hergestellt.

Die alte Sporthalle, die zuletzt weitgehend leer stand, wird abgerissen. Im Neubau sollen zwölf Schulzimmer, eine Lernhalle und zwei weitere Räume entstehen. Zudem werden im Zentrum der Halle Fragmente einer alten Kellertreppe integriert, und ein neues Treppenhaus mit Behindertenlift entsteht. Erstmals seit der Gründung vor rund 800 Jahren wird das Kloster Wettingen weitgehendst barrierefrei sein.

«Die Nachhaltigkeit auf dem Bauplatz, beim Bauen und bei der späteren Bewirtschaftung ist für uns von zentraler Bedeutung», so Markus Dieth. Geschossdecken und Dach werden in einer hybriden Holzbauweise gefertigt. Der historische Flusswackenboden des abzureissenden Gebäudes wird wiederverwendet, und die historisch wertvollen Mauern werden in den Neubau eingebunden.

Hören konzentriert zu: (von links) Lutz Fischer-Lamprecht, Alex Hürzeler, ­Roland Kuster, Daniel Dickenmann, Edith Saner und Markus Dieth (Bild: zVg)

In Betrieb ab Sommer 2024
Für die Beheizung des Westflügels sowie der gesamten Kantonsschule besteht ein Wärmeverbund, welcher mit einer Flusswasser-Wärmepumpe und einem mit Biogas betriebenen Spitzenlastkessel versorgt wird. Dafür wird die Zusammenarbeit mit dem Elektrizitätswerk der Stadt Zürich intensiviert. Somit wird die Kanti Wettingen in Zukunft vollkommen mit erneuerbaren Energien beheizt.

«Ich freue mich jetzt schon, diesen geschichtsträchtigen, zukunftsweisenden und nachhaltigen Bau im Sommer 2024 dem Nutzerdepartement meines Kollegen Alex Hürzeler übergeben zu dürfen», sagte Dieth. Der Kanti Wettingen unter der Leitung von Rektor Paul Zübli werde es dank diesem Neubau auch in Zukunft möglich sein, ihre Aufgabe wahrzunehmen: «Wissen und Bildung in unserem Kanton Aargau weiterzugeben!»