Ein Dorf im Rausch der Geschwindigkeit

Zum 25. Mal fand am Sonntag der legendäre «GP Lengnau» statt. Auch die Zwillinge Lena und Noah aus Tegerfelden waren wieder am Start.
Vom Seifenkisten-Virus befallen: Lena und Noah (14) mit Fabio (14) sowie ihren Eltern Daniel und Marion. (Bild: isp)

Der 14-jährige Noah prüft ein letztes Mal die vier Blechräder, vergewissert sich, dass das Lenkrad auch wirklich hält, und setzt seinen Helm auf. Zwillingsschwester Lena und der gemeinsame Kollege Fabio Lozza (14) beobachten ihn gespannt. In wenigen Minuten fällt der Startschuss zum Seifenkisten-GP in Lengnau. Noah und Lena Masanti nehmen bereits zum sechsten Mal daran teil. Dieses Jahr starten die beiden Jugendlichen in der höchsten Kategorie, der «Formel 1». Jetzt gilt es für die waghalsigen Piloten, die 1,5 Kilometer lange Rennstrecke möglichst schnell und fehlerfrei zu absolvieren. Vorbei an Pylonen und Heuballen, die als Aufprallschutz dienen. Gestartet wird im Weiler Vogelsang. Das Ziel befindet sich oberhalb des israelitischen Friedhofs. Das Startgeld von 20 Franken ist bezahlt, die Spannung steigt.

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Bald gehts los: Die Piloten positionieren sich am Start. (Bild: isp)

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Das OK des GP Lengnau sucht dringend neue Mitglieder – zwei verlassen das Team. (Bild: isp)

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Kein lizenziertes Rennen
«Unser GP ist kein lizenziertes Rennen im Rahmen des Lista-Cups», sagt OK-Mitglied Urs Hauser. «Aber ich weiss von Familien, die mit ihrem Wohnwagen fast jedes Wochenende durch die Schweiz tingeln und mit ihren Kindern an der Lista-Serie teilnehmen. Das sind die ganz Angefressenen.» Beim GP Lengnau steht vor allem der Spass im Vordergrund. Das ist auch bei Familie Stöckli Masanti aus Tegerfelden so. Die Eltern Daniel (57) und Marion (45) begleiten ihre Zwillinge Noah und Lena (14) auch in Lengnau am vergangenen Sonntag. «Durch einen Kollegen sind wir an eine ausgediente Seifenkiste gekommen, und seitdem die Kinder erstmals an einem Rennen teilgenommen haben, sind wir vom Seifenkisten-Virus befallen», erzählt Daniel Stöckli.

Nachdem sie die 55 kg schwere Seifenkiste sanft renoviert, leicht umgestaltet und frisch geölt haben, kommt das Gefährt nun wieder sehr chic daher. «Es gibt aber technische und optische Vorgaben, an die man sich halten muss», so Stöckli.

Es besteht aber auch die Möglichkeit, eine Seifenkiste selber zu bauen. Dazu kann man via Website einen (fast) kompletten Seifenkistenbausatz bestellen. Ganz billig ist das allerdings nicht: Ein Baukasten kann gegen 800 Franken kosten. Gemäss OK-Mitglied Urs Hauser können sich auch zwei Familien zusammentun und eine Kiste bauen: «Denn Kisten dürfen am Rennen auch geteilt werden», so Hauser. 

Familie Stöckli Masanti hat ihrer Seifenkiste sogar einen Namen gegeben: Flash. Wenn sie nicht im Einsatz ist, steht die Kiste in der Tiefgarage in Tegerfelden. Vor dem Rennen wurde zu Hause noch geübt, erzählt Vater Daniel. «Ich habe Flash an einem Seil angebunden und die Raihalde hochgezogen. So konnten sich unsere Zwillinge einfahren und Sicherheit gewinnen.» Die Eltern sind stolz auf ihre Jungpiloten. Lena hat an ihrem ersten Rennen vor ein paar Jahren den dritten Platz eingefahren, und Noah holte später sogar die Silbermedaille. «Damals durfte Noah sogar TeleM1 ein Interview geben», erzählt Mutter Marion.  Das Video ist noch heute auf der Website www.gplengnau.ch abrufbar.

Verstärkung fürs OK gesucht
Noah, Lena und Fabio haben beim diesjährigen Grand-Prix sehr gut abgeschnitten. Noah hat in der Kategorie «Formel 1» doch tatsächlich Gold geholt. Fabio Lozza schaffte es auf den dritten Platz, und Lena wurde Sechste von 16 Teilnehmenden der Kategorie «Formel 1». Insgesamt waren am Jubiläums-GP 39 Teilnehmende am Start. Noah, Lena und Fabio werden auch nächstes Jahr wieder dabei sein – allerdings zum letzten Mal: Die Teilnehmenden dürfen nicht älter als 15 sein. So will es das Reglement. Trotz des 25-Jahr-Jubiläums ist die Freude der Organisatoren getrübt, wie OK-Mitglied Roman Uhland zugibt: Zwei langjährige Mitglieder verlassen das siebenköpfige Team, und noch wurden keine Nachfolger gefunden. «Das OK ist dringend auf Verstärkung angewiesen, damit wir den Anlass weiterhin auf diesem Niveau ausrichten können», so Uhland.