Grosses Interesse für Fusionsprojekt

Wo steht das Projekt bezüglich Zusammenschluss von Brugg und Villnachern? In der Turnhalle kamen Behörden und Bevölkerung in Kontakt.
Informierten gemeinsam zum Zusammenschluss der Gemeinden: Stadtrat von Brugg und Gemeinderat von Villnachern. (Bild: aru)

Vor voller Turnhalle informierten der Stadtrat Brugg und der Gemeinderat Villnachern in corpore – einzig Marianne Möckli fehlte ferienhalber – über den angedachten Zusammenschluss der beiden Gemeinden. Den Ursprung dieser Idee bildete eine Meinungsanalyse, welche die Gemeinde Villnachern im Jahr 2015 durchführte. Diese ergab ein deutliches Resultat: 88,8 Prozent der Teilnehmenden sprachen sich damals für die Prüfung eines Zusammenschlusses mit einer angrenzenden Gemeinde aus. In der Folge ging der Gemeinderat auf Brugg zu. Die Verhandlungen verzögerten sich – da Brugg zuerst die Fusion mit Schinznach-Bad gut über die Bühne bringen wollte, bevor weitere Zusammenschlüsse geprüft wurden.

Attraktiver Brugger Steuerfuss
Ab 2020 nahmen die Exekutiven von Brugg und Villnachern den Austausch wieder auf und erarbeiteten die Grundlagen, bevor sie in diesem Jahr entschieden, den Gemeindezusammenschluss per 1. Januar 2026 ernsthaft zu prüfen. Über den Projektierungskredit von insgesamt 120 000 Franken stimmt der Einwohnerrat Brugg am 28. Oktober ab, die Gemeindeversammlung Villnachern beschliesst am 23. November darüber.

An der gemeinsamen Veranstaltung vom 24. September informierten der Stadtrat Brugg und der Gemeinderat von Villnachern über die Ausgangslage und präsentierten, unter Einbezug der verschiedenen Ressorts, Chancen und Risiken eines Zusammenschlusses. Bereits jetzt arbeiten die Gemeinden in den Bereichen Regionalpolizei/Bevölkerungsschutz/Feuerwehr, Waldbewirtschaftung, Betreibungsamt, Friedhof, regionales Zivilstandsamt, Kindes- und Erwachsenenschutz/Mütter- und Väterberatung und Alters- und Pflegeheim Schenkenbergertal/Spitex Region Brugg zusammen.

Chancen sieht man bei einem Zusammenschluss vor allem im zusätzlichen Entwicklungspotenzial, in der besseren Nutzung der vorhanden Bodenreserven, der Stärkung des politischen Enflusses, der stabilen und professionellen Besetzung der Verwaltung und der langfristigen Sicherung bestehender Zusammenarbeiten. Ebenfalls böte ein Zusammenschluss den Villnache-rern einen attraktiven Steuerfuss und robuste Finanzen. Aktuell liegt der Steuerfuss in Brugg bei 97 Prozent und in Villnachern bei 120 Prozent. Gemeindeammann Roland König sprach die Frage, die allen auf der Zunge brannte, aus: «Bleibt der Brugger Steuerfuss bei einem Zusammenschluss bestehen?» Die Antwort von Stadtrat Leo Geissmann, Finanzen, war klar: «Wir gehen davon aus, den Steuerfuss von 97 Prozent gut behalten zu können.»

Als Schwächen nannten die beiden Exekutiven etwa die steigende Komplexität und die Ansprüche an die Stadtentwicklung, den Verlust der Eigenständigkeit und den gefühlten Verlust von Identität oder Mitbestimmung aufseiten der Villnacherer. Was die Identität angeht, wurde aber klar festgehalten, dass die Gemeinde Villnachern als Ortsteil von Brugg den Namen auch auf dem Ortsschild behalten würde. Ebenfalls bleiben würden die Strassennamen und das Wappen, das einzig auf der Ebene von Behörden und Ämtern wechseln würde. «Für die Vereine ändert sich nichts», betonte Roland König. «Beide Exekutiven kamen zum Schluss, dass eine Fusion mehr positive Effekte, mehr Chancen als Risiken hat», zog Frau Stadtammmann Barbara Horlacher das gemeinsame Fazit der als Einheit auftretenden Exekutiven.

Einzig Gemeinderat Stephan Breitenmoser gab sich bezüglich des Zusammenschlusses zögerlich. «Dies ist keine Fusion, sondern eine Übernahme», betonte er und wies auf den Verlust der kurzen Amtswege vor Ort und der Abstimmungen in der Turnhalle hin, der im Falle eines Zusammenschlusses auf Villnachern zukämen. «Auch die Fragen der Badi werden dann in Brugg entschieden», so der Gemeinderat.

Zukunft von Badi und Schule
Die Badi war auch Thema vieler Voten und Fragen im Anschluss an die Information der Exekutiven. Roland König wies aber darauf hin, «dass das Badi-thema gelöst sein muss, bevor die Abstimmung zur Fusion kommt». Einen entsprechenden Bericht mit dem Aufzeigen von Lösungen will der Gemeinderat demnächst publizieren. «Es gibt Möglichkeiten, das Areal kostenneutral zu betreiben», versprach auch Gemeinderat Richard Zickermann. Ein weiteres Thema, das für Emotionen sorgte, war die Schule. Bezüglich Kindergarten und Primarschule ändere sich bei einer Fusion nichts, versicherten beide Behörden. Anders sieht es bei der Oberstufe aus. Aber auch hier laufen, unabhängig von der Fusion, intensive Prozesse im Rahmen der Schulraumplanung des Kantons. Entsprechende Gespräche zwischen den Kreisschulen finden noch im September statt. Der Projektierungskredit, über den nun in beiden Gemeinden abgestimmt wird, soll für detaillierte Abklärungen unter professioneller Leitung, Arbeitsgruppen, die Information an die Bevölkerung und für die Ausarbeitung des Fusionsvertrags verwendet werden. Im März 2023 ist die Urnenabstimmung bei Referendum vorgesehen, die Abstimmung über den Fusionsvertrag erfolgt frühestens im Sommer 2024.