Sportplätze sind nicht gratis

Gemeinde- und Einwohnerrat möchten für genügend und gute Aussensportstätten sorgen – obwohl der Finanzplan düstere Zeiten prophezeit.
Bis 2025 steht das Stadion Altenburg dem FC Wettingen im Baurecht zur Verfügung. Die Tribüne Nordost ist baufällig und gesperrt – sie wird abgebrochen. Eine Wohnüberbauung soll nun aber doch nicht an ihre Stelle treten. (Bild: bkr)

Zu einer attraktiven Gemeinde gehört ein gutes Bildungsangebot in modernen, zweckmässigen Räumen. Dafür will Wettingen im Rahmen seines Masterplans Schule sorgen und bis 2030 200 Millionen Franken investieren. Wichtig sind für die Standortqualität aber auch zeitgemässe Sportstätten. Für jene im Aussenbereich hat der Gemeinderat ebenfalls einen Masterplan ausgearbeitet («Rundschau» vom 3. November) und letzte Woche dem Einwohnerrat vorgelegt. Wichtigste Erkenntnis aus dem Papier: Die Rasensportplätze sind stark ausgelastet, und ein Erneuerungs- und Entwicklungsbedarf zeichnet sich ab. Dazu stellte Ratsmitglied Marco Bonadei (SP/WettiGrüen) in der Debatte fest, dass aktuell mangels Rasenflächen rund vierzig Kinder vertröstet werden müssen, die gerne Fussball spielen würden. «Dabei liefert ja gerade der Mannschaftssport Schlüsselkompetenzen wie jene zur Konfliktbewältigung.»

Kompromisse machen
Ariane Dieth (Die Mitte) begrüsste den Masterplan, forderte den Gemeinderat aber dazu auf, die Nachbargemeinden in die Sportplatzplanung miteinzubeziehen. Und genau wie bei der Nutzung von Kunsteis sollten sich die Sportvereine am Unterhalt neuer Kunstrasenplätze finanziell beteiligen. «Das ist eine wirklich saubere Analyse des Ist-Zustands», lobte Marco Keller (GLP) das gemeinderätliche Finanzpapier. Damien Campino (FDP) fand die Staffelung der geplanten Massnahmen über mehr als ein Jahrzehnt sinnvoll – was ihm aber fehlt, ist eine Verzichtsplanung. Generell müsse man sich überlegen, «was für eine Sportgemeinde wir sein wollen». Ein Fanionteam benötige ganz andere Anlagen als der Breitensport – Wettingen zählt rund siebzig Sportvereine. «Wir sind hier in einem Dilemma und müssen Kompromisse machen.» Ein Kompliment für den Masterplan gab es von der SVP. Daniel Notter sagte aber auch: «Wir müssen uns bewusst sein, dass das Geld kostet», und verwies auf die düstere Prognose der Aufgaben- und Finanzplanung. Die nahm der Einwohnerrat an seiner Sitzung ebenfalls zur Kenntnis.

Eine Aufgaben- und Finanzplanung ist zwar etwas «Rollendes» – ein Papier, das laufend aktualisiert werden muss. In den letzten Wochen und Monaten entwickelte sie sich in Wettingen jedoch zum Turbo – neu gewonnene Erkenntnisse zur Finanzlage wurden immer umgehend «eingepflegt». Das nun vorliegende Papier sei topaktuell, sagte denn auch Vizeammann und Finanzvorstand Markus Maibach: «Wir haben unsere Hausaufgaben gemacht.» Die hohe Aktualität führt allerdings dazu, dass die Angaben zum Finanzplan in der Abstimmungsbroschüre (am 27. November stimmt das Volk über das Budget ab) überholt sind – und sich das Ganze noch schlimmer präsentiert.

Erschlagende Schuldenlast
Aktuell geht es um 210 Millionen Franken Schulden im Jahr 2032 – 9000 Franken pro Kopf der Bevölkerung. Als «tragbar» gelten im Aargau 2500 Franken. «Mit diesem Finanzplan erreicht der Gemeinderat nur das absolute Minimum», sagte Thomas Benz (Die Mitte) als Präsident der Finanzkommission. Um den Schuldenberg nicht weiter anwachsen zu lassen, sei eine weitere Steuererhöhung um 7 Prozentpunkte nicht zu umgehen. Starker Tobak für die SVP-Fraktion, welche (zusammen mit der GLP) bis 2025 weitere Steuerhöhungen verhindern will. Ein entsprechendes Postulat wurde gegen den Widerstand von SP/WettiGrüen überwiesen. Deren Sprecher Leo Scherer empfand den Finanzplan als ehrlich – «ohne Einnahmen lassen sich die Ausgaben nicht finanzieren». Judith Gähler stellte für die FDP fest: «Wettingen hat eine hohe Standortqualität und die ihren Preis». Aber: «Die Bugwelle der Schulden, die wir vor uns hinschieben, ist erschlagend».