Das erste Jahr in der neuen Legislaturperiode neigt sich dem Ende zu. Grund für Gemeindeammann Adrian Hitz, zu Beginn der Gemeindeversammlung am vergangenen Donnerstag eine erste Bilanz zu ziehen. «Der Einstieg war heftig», sagte Hitz zu den 108 anwesenden Stimmberechtigten: «Das Bauprojekt Zentrum fordert uns alle sehr, und ein 50-Prozent-Pensum für den Ammann ist aktuell ziemlich theoretisch.» Weil alle Mitarbeitenden der Verwaltung und des Werkdiensts aufgrund der vielen Bau- und Investitionsprojekte sehr engagiert und belastet seien, habe der Gemeinderat entschieden, über sämtliche Kostenstellen der Verwaltung einen Teuerungsausgleich von 2,5 Prozent zu gewähren, so Hitz weiter.
Gewichtige Abgänge
Im Budget 2023 wurden zudem 50 000 Franken eingestellt für den Umbau und die Vergrösserung des Personalaufenthaltsraums im Gemeindehaus. «Ziel der Gemeinde Untersiggenthal ist es, eine attraktive Arbeitgeberin zu sein», sagte Hitz nicht ohne Hintergedanken. Denn bis 2025 werden nicht weniger als sechs leitende Angestellte pensioniert, darunter Verwaltungsleiter Stephan Abegg. Das Budget 2023 wurde einstimmig angenommen. Es schliesst bei unverändertem Steuerfuss von 105 Prozent mit einem Aufwandüberschuss von 180 000 Franken ab. Besonders ins Gewicht fallen die Abschreibungen sowie höhere Ausgaben für die Besoldung im Bereich Bildung, welche 42 Prozent des Nettoaufwands ausmacht. Die Stromkosten wurden über alle Kostenstellen mit 20 Prozent Mehraufwand budgetiert. Auf der Einnahmenseite kann trotz Steuergesetzrevision ein Einnahmeplus von einer Million Franken bei den Einkommens- und Vermögenssteuern budgetiert werden. Der Aufwandüberschuss wird dem Eigenkapital entnommen.
Nachdem eine Woche zuvor bereits die Gemeindeversammlung Turgi den Anschluss an die Musikschule Region Baden (MSRB) angenommen hat, musste nun auch über das «Schicksal» der Musikschule Untersiggenthal-Turgi (MUT) entschieden werden. Der Anschluss an die MSRB soll per 1. August 2023 erfolgen. Vizeammann Christian Gamma erläuterte einige Punkte aus dem Bericht, den eine Arbeitsgruppe mit Vertretungen aller Beteiligten erstellt hat, und betonte einleitend: «Das Angebot der Musikschule wird erhalten oder sogar ausgebaut.»
Musikunterricht weiter im Dorf
Den Schülerinnen und Schülern von Untersiggenthal entstehe dadurch kein Nachteil, da der Unterricht weiterhin in der Wohngemeinde stattfinde, erklärte Gamma. Selbst bei Instrumenten, für die sich lediglich ein Kind angemeldet hat, kann der Unterricht am Wohnort stattfinden – sofern die Lehrperson damit einverstanden ist. Um die Elternbeiträge nicht erhöhen zu müssen, wird die Subventionierung durch die Gemeinde auf 60 Prozent erhöht. Hingegen fällt der Familienrabatt (ab zwei Kindern) weg, und ein Ein- oder Austritt ist nur noch per Ende Schuljahr möglich, nicht mehr pro Semester. Weiterhin sollen etablierte Anlässe wie die Instrumentenvorstellung im Rahmen des Frühlingsmarkts der Schule im Dorf stattfinden, versicherte Gamma.
Die Anmeldung wird künftig über das Sekretariat der MSRB erfolgen. Das Schulverwaltungspersonal der MUT wird nicht übernommen. Die MSRB habe auf Nachfrage bestätigt, die rund 300 «neuen» Musikschülerinnen und -schüler der MUT ohne Pensenaufstockung mit ihrem vierköpfigen Team (inklusive Schulleitung) in Baden bewältigen zu können.
Die Verträge mit dem aktuellen Leiter der MUT Marc Mehmann und Schulsekretär Gian Weibel werden per Ende Juli bzw. Ende März aufgelöst. Vom Anschluss verspricht sich Untersiggenthal auch eine Professionalisierung. Eine Stimmbürgerin fragte nach, was damit genau gemeint sei. Dies sei eine Reaktion auf das Bedürfnis der MUT-Lehrpersonen, antwortete Gamma: «Sie haben sich gewünscht, dass sie jederzeit eine Ansprechperson haben, was bei einem Teilzeitpensum nicht möglich war.» Bezüglich Familienrabatt signalisierte der Ressortleiter jedoch Bereitschaft, diesen beizubehalten, sollte dies gewünscht werden.
Untersiggenthal bezahlt für den Anschluss einen einmaligen Einkaufsbetrag von 100 000 Franken (Turgi: 50 000 Franken), und bereits bekannt ist, dass die MSRB ab dem Schuljahr 2023/24 die Schulgelder um 10 Prozent erhöht. Der Antrag, den Gemeindevertrag zwischen Turgi und Untersiggenthal aufzulösen und der Vereinbarung mit der MSRB zuzustimmen, wurde bei drei «Nein» angenommen.
Genehmigt wurde ausserdem die Kreditabrechnung «Beitrag Fussballplatz Oberau» von den 108 anwesenden Stimmberechtigten (von total 4254). Da das Quorum von 851 Stimmen nicht erreicht wurde, unterstehen sämtliche Entscheide dem fakultativen Referendum.
Glasdach muss saniert werden
Eine unangenehme Botschaft musste Christian Gamma noch im Zusammenhang mit der Sanierung der vier Schulhäuser überbringen: Bei der Planung der Arbeiten bei Schulhaus B hat sich herausgestellt, dass das Glas-dach undicht ist. «Die Glasscheiben haben das Ende ihrer Lebensdauer von 25 Jahren erreicht und müssen ersetzt werden», so Gamma. Dadurch entstehen Mehrkosten von rund einer halben Million Franken. «Die Dachsanierung soll jedoch im Rahmen der laufenden Sanierung, die in den Sommerferien 2023 beginnt und vier Monate dauern soll, erledigt werden», erklärte der Vizeammann. Keine Überraschung war die abschliessende Information von Gemeindeammann Adrian Hitz, dass sich auch beim Bau des neuen «Zentrums» Mehrkosten von total rund vier Millionen Franken abzeichnen. Bis Bauende rechnet man mit Gesamtkosten von rund 36 Millionen Franken. Nach nur 80 Minuten konnte Hitz die Versammlung bereits wieder beenden: «Ich freue mich, Sie am 23. November 2023 im Sikinga-Festsaal in der neuen Mehrzweckhalle Zentrum zur nächsten Wintergmeind begrüssen zu dürfen!»