Wer beim Thema Modellbahnbau nur Bahnhof versteht, ist bei Martin Langenbach gut aufgehoben. Er ist ein Kenner der Materie, weiss sie einem humorvoll näherzubringen und hat Geduld. Auch mit sich selber. Denn infiziert mit dem «Bähnler-Virus» wurde er bereits in jungen Jahren. Damals half er einem Kameraden aus der Rekrutenschule aus der finanziellen Patsche, indem er ihm Märklin-Loks abkaufte.
Fokus Rhätische Bahn
Über die Jahrzehnte erweiterte und veränderte sich seine Sammlung stetig. «Mein Vater kochte immer in den Ferienlagern der reformierten Kirche Basel-Landschaft in Madulain, und wir begleiteten ihn. Die Verbindung zum Engadin ist geblieben. Noch heute bin ich gerne dort in den Ferien.» So ist es nicht verwunderlich, dass sich die Sammelleidenschaft von Martin Langenbach irgendwann auf die Rhätische Bahn konzentrierte. Schliesslich kam die Idee auf, St. Moritz und Abschnitte der historischen Berninabahn zum Thema einer Modellbahnanlage zu machen. Rhätische Bahn heisst Schmalspur. «Dieser Markt ist überschaubar. Wir tauschen uns aus, helfen einander weiter, sind mehr Kollegen als Konkurrenten.»
Von Basel nach Baden
Martin Langenbach wuchs in Arlesheim zusammen mit vier Geschwistern auf. Er studierte Pharmazie in Basel und übernahm nur eine Woche nach der Diplomübergabe die – nomen est omen – Bahnhofapotheke in Baden. Familie, Beruf und Aufgaben wie beispielsweise das Stadtratsmandat liessen ihm nicht allzu viel Zeit für sein Hobby. Vor sechzehn Jahren verlegte er seine Modellbahnbau-Tätigkeit ins Dachgeschoss des Badener Kornhauses. Dessen Vorzüge aus seiner Sicht: «Keine Fenster, wenig Russ.»
Weichen-Walter und Co.
«Jetzt bleibe ich dran», ist Martin Langenbach überzeugt. Das ist mit Blick in den 225 Quadratmeter grossen Raum wahrlich eine Ansage. «Ich bin Perfektionist, will alles genau wissen, bevor es an die Umsetzung geht», erklärt der mittlerweile 75-Jährige. Geplant ist alles bis ins Detail. Martin Langenbach nimmt einen Ordner zur Hand. Die Rhätische Bahn hat ihm alle Originalpläne des Bahnhofs St. Moritz zusammengestellt. Er hat sie im Modellbahnbau-Massstab 1:87 auf Millimeterpapier übertragen. Das Elektrische ist ebenfalls sein Ding. Software-Fragen sowieso. Gewisse Arbeiten delegiert er aber. So hat die fahrbare Grundkonstruktion der Anlage ein Schreiner gefertigt. Überdies gibt es für viele Elemente des Modellbahnbaus Spezialisten. Wie den ehemaligen Bäcker, der seinen angestammten Betrieb mittlerweile verpachten konnte, weil er sich als «Weichen-Walter» derart einen Namen gemacht hat. Oder den in Schweden lebenden Türken. Der Tunnelbau-Ingenieur hat sich auf den Bau von Oberleitungen spezialisiert. Traurig ist die Geschichte jenes Viadukt-Künstlers, der infolge eines Velounfalls seine Passion nicht mehr ausleben kann. «Aber er hat nun mithilfe seiner Familie eine Anleitung veröffentlicht.»
Nie fertig ist Ehrensache
«Früher wurden wir als Eigenbrötler taxiert und belächelt», erinnert sich Martin Langenbach. «Heute zeigen wir, was eine Modelleisenbahn alles kann.» In diesen Tagen erhält er den elfteiligen «Giruno» von Stadler Rail als Modell. «Der Modell-Giruno kann alles, was sein Original ausmacht. Er tönt sogar gleich, inklusive Kurvenpfeifen!» Das Tolle am Modell im Unterschied zum Original: Der Ton lässt sich je nach Gusto dimmen. An einer Modellbahn wird immer gebaut. Nie soll sie fertig sein. Vielleicht auch, weil rund um die Entstehung unzählige schöne Geschichten geschrieben werden. Wie diese: Als Martin Langenbach Anfang Oktober seinen Geburtstag auf der Alp Grüm – der höchstgelegenen Bahnalpentransversale Europas – feierte, wollte es der Zufall, dass der Direktor der Rhätischen Bahn ebenfalls vor Ort war, Wind vom bahnbegeisterten Jubilar bekam und spontan gratulierte.