Erste Reisernte bereit zum Genuss

Drei Landwirte aus der Region haben sich zusammen­getan, um an der Limmat Nassreis anzubauen. Nun kommt dieser in den Verkauf.
Teamwork für den perfekten Reis. Auf dem Heuboden des Bauernhauses von Familie Umbricht in Untersiggenthal wird derzeit mit Hochdruck Reis abgefüllt.

Auf dem Heuboden über dem Hof­laden von «Wein & Gemüse Umbricht» wird fleissig gearbeitet. Sandro Märki (35) stülpt braune Beutel mit Sichtfenster über einen Holzpfahl, Marke Eigenbau: «Der gefaltete Boden öffnet sich nicht automatisch, wenn das Säckchen befüllt wird, und der Reis läuft über», erklärt der Landwirt aus Rüfenach. Die vorgedehnten Beutel legt Märki in eine Kiste für Janis Looser (34) vom Würenlinger Lindenhof bereit. Sein Job ist es, diese zu befüllen. Mit dem Fuss betätigt Looser das Pedal, und der Reis strömt aus der Maschine mit integrierter Präzisionswaage ins Behältnis – exakt 400 Gramm.

Bis zu 300 Beutel pro Stunde
Die gefüllten Beutel kommen auf ein kleines Fliessband, wo sie verschweisst werden. Und Pirmin Umbricht (45) ist dafür zuständig, die fertige Ware fein säuberlich in Kisten zu schichten. Rund 250 bis 300 Stück schaffen sie pro Stunde. «Wir haben mal 7500 Aufkleber bestellt», sagt der Hausherr. Zum Team gehört auch sein Bruder Fredy (43), der allerdings beim Besuch der «Rundschau» in den Ferien weilt. Seit rund zwei Wochen füllt das Trio täglich nach Feierabend und am Wochenende – oft unterstützt von Familie und Freunden – den Nassreis der Sorte «Loto» ab, den sie im Sommer auf drei Feldern in der Region um das Wasserschloss gepflanzt haben. «Wir sind froh, dass wir das zu dritt machen können», sagt Sandro Märki.

2020 hatten die drei beim Pilot­projekt «Wasserschlossreis» der Schwarz AG mitgemacht. «Verschiedene Punkte haben dazu geführt, dass eine weitere Zusammenarbeit für uns drei nicht mehr infrage kam. Es hat einfach nicht mehr gepasst», so Pirmin Umbricht. Vor einem Jahr haben sie sich deshalb mit dem Label «IG Aargauer Reis» mit drei anderen Produzenten aus Jonen, Mühlau und Stetten zusammengetan und gemeinsam eine Aussaat- und Pflanz­maschine in China gekauft.

Der erste Versuch 2021 war noch nicht nach Wunsch gelungen, gibt Umbricht zu: «Wir hatten den Reis damals noch angesäät. Begünstigt durch das kalte Wetter im Frühling, wuchs das Unkraut schneller als der Reis. Wir mussten die Felder aufgeben.» Dieses Jahr haben sie zuerst die Setzlinge in Tunneln gezogen und dann erst ins Feld gesetzt.

Nachhaltigkeit und Umweltschutz ist den drei Reisbauern wichtig. Beim Anbau verzichten sie auf Pflanzenschutzmittel und Dünger. Die Wasserpumpe wird mit Solarstrom betrieben. Die seichten Wasserflächen des Reisfelds bieten Lebensraum für Insekten und Amphibien und fördern so die Biodiversität. Damit der für Risotto und Milchreis geeignete Reis gut gedeiht, braucht es jedoch nicht nur gutes Handwerk der Produzenten, sondern auch eine Portion Wetterglück. Nach dem guten Sommer 2022 konnten die drei Landwirte Mitte Oktober nun stolze 6,5 Tonnen Rohreis ernten. Dieser wurde in der spezialisierten Mühle Kofmel in Deitingen (SO) entspelzt (geschält), gereinigt und poliert. «Rund ein Drittel des Gewichts fällt dabei weg», erklärt Pirmin Umbricht.

400 Gramm netto: Janis Looser füllt den Risottoreis in die Beutel ab. (Bild: is)

Weiter Erfahrungen sammeln
In 25-Kilo-Säcken wurde der fertige Reis nach Untersiggenthal angeliefert, wo er nun für den Verkauf vorbereitet wurde. Der «Aargauer Reis» ist vorläufig an vier Verkaufsstellen erhältlich: bei Gemüse & Wein Umbricht (Untersiggenthal), im Sonnenhof Würenlingen, im Hofladen «S’Chrättli» in Rüfenach sowie im Unverpackt-Laden Marta in Turgi. Die drei Produzenten sind sich einig, dass sie ihr Projekt weiterführen wollen. «Wir sammeln immer noch Erfahrungen», sagt Sandro Märki. Die Präzisionswaage und die Schweissmaschine haben sie deshalb noch nicht gekauft, sondern nur für drei Monate gemietet. Mindestens fünf Jahre brauche es wohl schon, bis man eine Bilanz ziehen und zufrieden sein könne», glaubt Sandro Märki: «Aber wir hoffen, dass wir in zwei Jahren endlich schwarze Zahlen schreiben.»