«Wenn früh spürbar ist, dass kein Fest von Rüfenach für Rüfenach zustande kommt, stehen die Vorzeichen für ein gelungenes Fest für alle ungünstig», hält Andreas Ulrich, Gemeindeammann von Rüfenach, fest. Aufgrund kritischer Äusserungen einzelner Vereine und negativer Stimmungsmache im Dorf habe der Gemeinderat in Absprache mit dem OK eine Entscheidung treffen müssen, so Ulrich weiter. Das nun definitiv abgesagte Fest zum 125-Jahre-Jubiläum des Zusammenschlusses mit Rein war für nächsten Sommer vom 30. Juni bis zum 2. Juli 2023 in Rüfenach geplant gewesen.
Auch eine Frage der Kapazität
Das Fest wäre in relativ grossem Rahmen vorgesehen gewesen und hätte die eigenen Kapazitäten überschritten. Dass deswegen auf die Unterstützung von dorffremden Vereinen hätte gesetzt werden müssen, sei nicht überall gut aufgenommen worden, heisst es seitens der Gemeinde. Hinzu kam, dass das achtköpfige OK, das von Roger Schumacher präsidiert wird, in teilweise neuer Besetzung operierte. Die Einarbeitungszeit im OK, die in die erste Planungsphase für das Fest fiel, habe eine schleppende Kommunikation mit den Vereinen zur Folge gehabt. Der Projektstart sei für viele Vereine viel zu spät angesetzt gewesen und die ersten organisatorischen Schritte nur zögerlich in Angriff genommen worden, räumt Ulrich ein. Es seien aber alle Rüfenachener Vereine kontaktiert worden, bestätigt der Gemeindeamman. Auf Anfrage bei den drei grössten Vereinen, dem Männerturnverein (MTV Rüfenach), dem Damenturnverein (STV Rüfenach) und der Schützengesellschaft Rüfenach, reagierte nur Beatrice Zbinden, die Präsidentin des STV Rüfenach. «Die Absage des Dorffests haben wir zur Kenntnis genommen. Der STV Rüfenach hat seine Anliegen immer direkt mit den Verantwortlichen besprochen», so Zbinden. Auf eine ausführliche Stellungnahme wolle ihr Verein verzichten.
Szenarien für ein kleineres Fest
Die vom OK erarbeiteten Grundlagen seien trotzdem nicht umsonst. In einem anderen Rahmen könnten sie zum Einsatz kommen, gibt sich Ulrich zuversichtlich. «Denkbar sind verschiedene Szenarien, wie die Organisation eines kleineren Events oder Festes, basierend auf den Kontakten und Konzepten, die bereits erarbeitet wurden», erklärt der Gemeindeammann. Konkrete Pläne seien ihm nicht bekannt, doch insbesondere Ideen und Initiativen von den jüngeren Dorfbewohnerinnen und -bewohnern seien stets willkommen, betont der IT-Fachmann, der selbst Vater zweier Kinder ist.
Auf die Durchführung und die Dimension des Jugendfests am 1. Juli 2023 habe der Entscheid, das Jubiläumsfest zu annullieren, keinen Einfluss, versichert Ulrich.
Emotionale Debatte
An der Gemeindeversammlung vom 25. November sei die Debatte zwar teilweise emotional, jedoch fair geführt worden. «Die Betroffenen sprachen die Unstimmigkeiten direkt und offen an, und die Anwesenden konnten sich ein eigenes und ausgewogenes Bild machen. Die Stimmung am Apéro nach der Versammlung war dann bereits wieder wesentlich entspannter, und die Perspektive richtet sich nun klar nach vorne», so die Beobachtung des parteilosen Gemeindeammanns.
Spannungen hinter sich gelassen?
Ulrich selbst findet es bedauerlich, dass das 125-Jahre-Jubiläum abgesagt wurde, auch wenn es ein vernünftiger Entscheid gewesen sei. «Der Entscheid fiel dem OK und dem Gemeinderat sehr schwer. Doch bereits vor Beginn der aktuellen Legislaturperiode zeichnete sich ab, dass die Vorzeichen für ein Jubiläumsfest nicht zum Besten standen und es nicht gelingen würde, die nötige Unterstützung zu mobilisieren», gibt der Gemeindeammann zu, der seit Januar 2022 im Amt ist. Die Fusion von Rüfenach mit Rein (Hinter- und Vorderrein) war 1898 erfolgt und damals auf grossen Widerstand gestossen. Dass aus dieser Zeit noch immer Ressentiments spürbar seien, hält Ulrich jedoch für unrealistisch. «Das 125-Jahre-Jubiläum wäre sicher ein schöner Grund für ein Fest gewesen», stimmt der Gemeindeammann zu. «Aber es wird sicher bald andere Anlässe zum Feiern geben», zeigt sich Ulrich optimistisch. Zum Jahreswechsel wünscht der Gemeindeammann der Verwaltung ruhigere Zeiten als im Jahr 2022 und der Bevölkerung Erfolg, gute Gesundheit und schöne Begegnungen im Dorf.