Wie beurteilen vier verschiedene Unternehmen aus den vier Gemeinden Killwangen, Neuenhof, Spreitenbach und Würenlos ihre konjunkturellen Aussichten für das Jahr 2023 – und wie sind sie mit 2022 zufrieden? Das obere Aargauer Limmattal ist, von Spreitenbach abgesehen, KMU-Land. Würenlos beispielsweise zählt bei 6500 Einwohnerinnen und Einwohnern rund 2000 Arbeitsplätze in 467 Betrieben. Michael Spühler ist Präsident des örtlichen Gewerbevereins und CEO der SMT Swiss Mains GmbH.
Dieses Unternehmen hat zum Ziel, anspruchsvolle Probleme in verschiedenen technischen Fachrichtungen zu lösen. Kernbereiche seien die Mess- und Regeltechnik, Hochfrequenzelektronik, Hochspannungstechnologie und Softwareentwicklung. «Komplexe Fragestellungen sind unsere Leidenschaft», sagt Spühler. Mit zehn Beschäftigten entspricht das Unternehmen der Durchschnittsgrösse der Würenloser Betriebe.
Zweifel hat «ambitionierte Ziele»
Mit 2022 ist Spühler ab der zweiten Jahreshälfte sehr zufrieden. «Da setzte der pandemiebedingte Nachholbedarf ein.» Von diesem profitiere SMT auch noch 2023. Sorgen macht ihm der Fachkräftemangel. In der IT-Branche sei dieser «grauenhaft». Wie geht es seinen Kolleginnen und Kollegen im Gewerbeverein? Trotz der einen oder anderen Unsicherheit schauen sie positiv in die Zukunft.
Quasi im Schatten des Shopping Centers und der Fachmärkte sind in Spreitenbach Logistiker und Produktionsunternehmen zugezogen – so 1970 die Zweifel Pomy-Chips AG, welche heute 438 Vollzeitstellen zählt.
Trotz Energiekrise, höheren Rohstoffpreisen und Strommangellage sei das Spreitenbacher Familienunternehmen mit dem Geschäftsjahr 2022 sehr zufrieden, sagt Mediensprecherin Anita Binder. «Seit der Wiedereröffnung der Gastro-Kanäle nach Corona hat auch dieser Bereich an Frequenz und Konsum zugenommen. Der Detailhandel wies hingegen leicht tiefere Frequenzen auf.» Übrigens: Nach wie vor sind die «Original Chips Paprika» bei Zweifel das wichtigste Produkt.
Die Erwartungen für 2023? «Für das kommende Jahr haben wir uns ambitionierte Ziele gesetzt – trotz wirtschaftlichen Herausforderungen mit Rohstoff- und Energiepreisen und der voraussichtlichen Inflation», so Binder.
Der Zweiachser aus Killwangen
Auch an «Zweifel» geht der Fachkräftemangel nicht spurlos vorbei – speziell im technisch-handwerklichen Bereich. «Als Arbeitgeber ist es daher essenziell, attraktiv zu bleiben», sagt die Mediensprecherin. Umso mehr freute man sich über die Auszeichnung «Arbeitgeber des Jahres» 2022, die im Frühjahr aus einer Umfrage von Statista und der «Handelszeitung» hervorgegangen war.
2050 Einwohnerinnen und Einwohner, 130 Betriebe und rund 700 Arbeitsplätze – Zahlen aus der Statistik zu Killwangen. Eine vor diesem Hintergrund grosse Firma ist die Rapid Technic AG, welche ihr Domizil in der Nähe des Bahnhofs hat. Das Unternehmen beschäftigt seit 2008 130 Mitarbeitende in Killwangen – zusammen mit einem Standort im Kanton Uri rund 200. Rapid: Der Name steht für einen zweiachsigen Motormäher, der im Urkonzept ab 1926 als erster Balkenmäher weltweit produziert wurde.
Zweiachser für Bauämter, Gartenbau und Landwirtschaft plus verschiedenste «Anbaugeräte» wie Heuwender, Bürstenmaschine zur Strassenreinigung oder Schneefräse sind auch heute das Kerngeschäft. Rolf Schaffner ist CEO der Rapid Technic AG und mit der Nachfrage sehr zufrieden. «Wir haben volle Auftragsbücher», was man innovativen Produkten, insbesondere auch einem vollelektrischem Antriebskonzept mit einer eigens entwickelten Batterie als Alternative zum Verbrennungsmotor verdanke. «Wir könnten noch mehr produzieren, gäbe es keinen Fachkräftemangel und insbesondere keine Lieferengpässe», sagt Schaffner. Lieferverzögerungen gibt es insbesondere bei Motoren und Hydraulik-Komponenten. Bestelle man derzeit, müsse man mit Lieferfristen von rund zwei Jahren rechnen. «So etwas haben wir vor der Pandemie nicht gekannt.» Zum Glück habe Rapid eine rollende Planung und für die nächsten Monate Lagerreserven.
Entsorgung in 60 Gemeinden
Die Fahrzeuge der Obrist Transport + Recycling AG aus Neuenhof kennt man in rund 60 Aargauer Gemeinden, wo diese Hauskehricht und Grüngut einsammeln oder Glas, Papier und Karton abführen. Thomas Benz ist Mitglied der Geschäftsleitung. 2022 bezeichnet er als gutes Jahr für das Unternehmen. Allerdings habe der trockene Sommer zur Folge gehabt, dass weniger Grüngut einzusammeln war. Schwankend seien zudem die Preise für Altpapier und Karton. Für 2023 ist bei der Obrist AG, die rund 100 Personen beschäftigt und 40 Fahrzeuge betreibt, Wachstum angesagt. «Wir haben den Auftrag bekommen, ab nächstem Jahr die Abfallentsorgung im Zürcher Bezirk Horgen sicherzustellen», freut sich Benz. Übrigens: In Neuenhof stehen 1800 Arbeitsplätze in 350 Firmen 8300 Einwohnerinnen und Einwohner gegenüber.