Dorfladen kann nicht mehr existieren

Der Volg mit integrierter Poststelle ist der Scherzer Bevölkerung wichtig. Dennoch ist der Umsatz rückläufig. Der Dorfladen muss nun schliessen.
Der Umsatz ist seit Jahren rückläufig: Noch versucht die Scherzer Bevölkerung, ihren Dorfladen zu retten. (Bild: zvg | Danilo Colombo)

Mitte Dezember informierte die Landi Maiengrün, zu welcher der Volg in Scherz gehört, die Bevölkerung: «Mit Bedauern müssen wir Ihnen mitteilen, dass der Volg Scherz aus wirtschaftlichen Gründen per Ende April 2023 schliessen muss.» Für den Entscheid geltend gemacht wurden die Umsatzentwicklung und die Kundenzahl, beide «seit Jahren stark rückläufig». Zudem stünden hohe Investitionen ins Ladenlokal an, so die Landi Maiengrün. Wie es mit dem Postdienstleistungsangebot weitergehe, erfahre die Bevölkerung zu gegebener Zeit. «Sämtliche Mitarbeitende werden in anderen Volg-Läden der Landi Maiengrün weiterbeschäftigt», so das Schreiben.

Hohe Investitionen nötig
Ganz überraschend kam die Nachricht für die Scherzer Bevölkerung allerdings nicht. Bereits zu einem früheren Zeitpunkt hatte die Landi Maiengrün, die regelmässig mit der Gemeinde im Austausch ist, darauf hingewiesen, dass es um den Laden nicht zum Besten steht und dazu aufgerufen, den Dorfladen mehr zu berücksichtigen. «Dessen Schliessung wurde aber nie explizit angedroht», sagt Pilipp Amrein, Vorsitzender Geschäftsleitung Landi Maiengrün. Seit 2008 betreibt die Genossenschaft den Dorfladen in Scherz, der zuvor der Volg Gruppe Winterthur angeschlossen war. Mit dem Umzug in die gemeindeeigene Liegenschaft wurde der Landi damals der Mietzins erlassen. Begründet durch die angespannte finanzielle Lage in Lupfig, kündigte man letztes Jahr jedoch per 2023 die Einführung einer Miete an. Laut Gemeindeammann Richard Plüss beträgt diese 800 Franken im Monat. «Dieser Preis liegt unter dem Marktwert und ist im Notfall auch noch verhandelbar», betont Plüss. Dies habe man der Landi Maiengrün im Gespräch auch so mitgeteilt. «Es ist mit Sicherheit nicht die Einführung der Miete, die zum Genickbruch des Dorfladens geführt hat», gibt Richard Plüss zu bedenken.

Rückgängiger Umsatz
Dass die Einführung des Mietzinses nur eine Komponente ist, die zur Schliessung des Dorfladens beiträgt, versichert auch Philipp Amrein. «Weitaus höher schlagen die Investitionskosten in der Höhe von rund 50 000 Franken zu Buche», sagt er. Das Lokal sei vierzehn Jahre alt und müsse, obwohl man über die Jahre hinweg immer wieder das eine und andere gemacht habe, renoviert werden. «Ebenfalls sind in den Bereichen Energie und Personal die Betriebskosten angestiegen», erklärt Philipp Amrein. Ein weiterer Kostenpunkt bringt der Wechsel, den die Post vorsieht, mit sich. Dabei wird das Dienstleistungsangebot den aktuellen Bedingungen angepasst, die Frankierautomaten werden aufgehoben. Die von der Post geplanten Veränderungen machen einen Umbau nötig. Das alles rechnet sich für Philipp Amrein bei einem Umsatz von knapp 650 000 Franken jährlich, den der Dorfladen Scherz erwirtschaftet, nicht mehr. «Um kostendeckend zu wirtschaften, wäre ein Umsatz von 1,5 Millionen Franken nötig», gibt er zu bedenken.

Gespräch mit der Post
Sowohl Philipp Amrein als auch Richard Plüss zeigen grosses Verständnis dafür, dass die Scherzer Bevölkerung den Dorfladen erhalten will und aktuell Unterschriften für eine Petition sammelt. «Ein Laden kann aber nur existieren, wenn man auch dort einkauft», gibt Plüss zu bedenken. Die Bevölkerung in Scherz sei leicht gewachsen, trotzdem sei der Umsatz des Ladens gesunken. Aktuell will Richard Plüss noch den Besuch der Post abwarten, den diese im Januar bei der Gemeinde angekündigt hat. «Bei den Dienstleistungen der Post gibt es einen Systemwechsel», sagt er. Man sei gespannt auf die zukünftige Strategie.

Sollte der Volg Scherz per Ende April wirklich schliessen, werde man das Lokal ausschreiben, sagt Richard Plüss. Der Gemeindeammann von Lupfig sieht aber noch eine andere Perspektive. Da der Volg Lupfig sehr gut laufe, kann er sich vorstellen, dass die Volg Gruppe, zu der dieses Geschäft angehört, auch den Dorfladen Scherz übernimmt. «Damit wären die zwei Geschäfte vor Ort in derselben Hand, was Sinn machen würde», meint er. Man sei diesbezüglich aber noch nicht ins Gespräch gekommen. «Wir können uns aufgrund der Umsatzzahlen kaum vorstellen, dass eine solche Lösung zustande kommt», relativiert Philipp Amrein.