«Unser Brauchtum lebt weiter»

Nadja Räss wurde das Jodeln in die Wiege gelegt. Heute unterrichtet die 42-jährige Powerfrau aus Einsiedeln auf Hochschulniveau.
Einzigartig: Nadja Räss unterrichtet Jodel an der Hochschule Luzern. (Bild: zvg)

Nadja Räss, lange war man der Meinung, die traditionellen ­Trachtengruppen und Jodlerchöre hätten – gerade im Aargau – aus­gedient. Nun gibts aber wieder viele über­raschend innovative ­Projekte: Wie gehts der Schweizer Volksmusik?
Ich beobachte aktuell, dass in der Volksmusik eine Verjüngung statt­findet. Das freut mich überaus. Regional ist dies aber sicherlich sehr unterschiedlich. Auf die ganze Schweiz bezogen, würde ich aufgrund meiner Beobachtungen voller Überzeugung sagen: Der Volksmusik gehts gut.

Die Veranstaltung in Birmenstorf, an der Sie zu Gast sind, läuft unter dem Titel «Heimatabend». Ist diese Kopplung von Heimat an die Volksmusik ein Segen oder doch eher ein Fluch?
Heimat ist für mich ganz klar ein Segen. Es bedeutet Geborgenheit. Ich verbinde den Ausdruck mit dem Gefühl, zu Hause zu sein, und ich bin dankbar, dass ich eine solch schöne Heimat habe. Meiner Meinung nach kann Heimat auch im Innern eines Menschen ver­ortet sein. Ein Heimatabend wie derjenige vom 28. Januar in Birmenstorf kann vielen Menschen auch ein Gefühl der Geborgenheit geben. Das ist viel wert.

Sie setzen sich seit vielen Jahren mit Erfolg für die Schweizer Volksmusik ein. Was ist Ihre Motivation?
Ein grosser Motivator für mich ist, dass ich mit dem, was ich mache, den Menschen eine Freude bereiten kann. An einem Konzert oder einem Workshop können die Teilnehmenden auch mal ihren Alltag vergessen und ganz eintauchen in die Welt des Jodelns. Beim Unterrichten von jungen Menschen motiviert mich besonders, dass diese ihr Wissen später auch wieder an Junge weitergeben. So lebt unser wertvolles Brauchtum von Generation zu Generation weiter.

Sie unterrichten Jodeln – mittlerweile auf Hochschulniveau. Was unterscheidet den Jodel eigentlich vom Gesang?
Der grösste Unterschied zum klassischen Gesang ist, dass wir beim Jodeln elegant zwischen den verschiedenen Stimmregistern wechseln. Das heisst, wir switchen zwischen der Brust- und der Kopfstimme hin und her. Zudem singen wir beim Jodeln viel obertonreicher.

Welche Nachwuchsprojekte im Bereich des Jodels liegen Ihnen besonders am Herzen?
Ganz klar das Nachwuchslager «Jungtalentschuppen» des Hauses für Volksmusik, in welchem ich schon seit fast zehn Jahren Jodeln unterrichte. Es ist jeweils eine sehr intensive, aber auch sehr bereichernde Woche, bei der jungen Jodel- und Volksmusik­talente aus der ganzen Schweiz zusammenkommen.

Samstag, 28. Januar, 20 Uhr
Mehrzweckhalle Birmenstorf
trachtengruppe-birmenstorf.ch