Die Stadt mit anderen Augen sehen

Die vierte Klasse aus dem Stapfer lud am Donnerstag zur Premiere ein: Die Brugger Schülerinnen und Schüler organisierten eine Stadtführung.
Die Stadtführerinnen Amelie und Ninay vor dem Strübi-Haus. (Bild: aru)

Es ist beissend kalt an diesem Donnerstagabend, 26. Januar. Trotzdem finden sich rund fünfzig Eltern und Geschwister der Viertklässlerinnen und Viertklässler der 4h vor dem Stapferschulhaus ein. Dort werden sie um 17 Uhr von Lehrerin Julia Grieder begrüsst – zur «ersten Stadtführung von Schülerinnen und Schülern». Den Start übernimmt Grieder gleich selbst. Sie weist auf die spannende Geschichte des 1909 erbauten Schulhauses hin, das seinen Namen Albert Stapfer, dem «Kulturminister» der Helvetik, zu verdanken hat – und verspricht, dass man am Ende auf dessen Turm steigen und den Ausblick über die Stadt geniessen darf.

Giebeldach und Inschrift
Dann ziehen die Anwesenden los. An neun Posten berichten die jungen Stadtführerinnen und Stadtführer von interessanten Orten und Bauten in der Brugger Altstadt, die sie selbst ausgesucht haben. Vor dem Strübi-Haus empfangen Amelie und Ninay ihr Publikum. Begeistert erzählen sie vom rund 200-jährigen Pfadihaus, das sich mit dem Giebeldach von den anderen Gebäuden abhebt und seinen Namen von der ehemaligen Bäckerei Strübi hat. «Noch immer kann man unter der Farbe an der Fassade die alte Beschriftung erkennen», verraten die beiden Stadtführerinnen den Gästen und zeigen auf die übermalte Inschrift. Die Fakten zum Haus haben sie im Gespräch mit Heinz Trachsel zusammengetragen. Beim Erdbeeribrunnen haben sich Johanna und Elin aufgestellt. Sie erzählen – inspiriert vom Recherchegespräch mit Titus Meier – vom weissen Kalkstein, aus dem der Brunnentrog erstellt wurde, von der Wichtigkeit des Wassers zum Löschen von Bränden und vom Pinienzapfen auf dem Brunnenstock, den man scherzhaft Erbeeri nannte und der dem Brunnen, der ursprünglich Platzbrunnen hiess, den Namen gab.

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Aimée und Antonio berichten vom Haus zur alte Musig.

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Johanna und Elin erzählen vom Erdbeeribrunnen.

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Levi und Mattia vor dem Haus zum Fuchs.

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Stadtrat Roger Brogli zeigt auf den Einsteig zum Schacht beim Erdbeeribrunnen. (Bilder: aru)

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Einstieg in den Brunnenschacht
Neben dem Brunnen hat Stadtrat Roger Brogli den Dohlendeckel abgehoben und den Zugang zum Schacht unter dem Brunnen freigelegt. So können die anwesenden Kinder auf einer Leiter hinuntersteigen und den geheimnisvollen Reservoirraum unter dem Brunnen erkunden.

Eine weitere «Surprise» befindet sich beim Posten «Schwarzer Turm», wo die Führung mit einem Einblick in die von Alt-Stadtammann Rolf Alder aufgeschlossenen ehemaligen Gefängniszellen garniert wird. Beim «Haus zum Fuchs» laden Levi und Mattia dazu ein, das Gebäude von aussen zu erkunden. Im 16. Jahrhundert erbaut und Ende des 17. Jahrhunderts erweitert, gehört das Haus, das einst «Haus zum Krebs» hiess, zu den wichtigen Bauwerken der Altstadt. «Hier wohnten berühmte Menschen», berichten die beiden Stadtführer und weisen auf die Tafel an der Fassade hin, die an den bekannten Arzt und Philosophen Johann Georg Zimmermann erinnert.

Dachuntersicht mit Melodie
Beim Haus «Zur alten Musig» an der Spiegelgasse empfangen Aimée und Antônio das Publikum. Informiert von Hausbesitzer Herbert Riner, erzählen sie detailreich von der Bauweise des 1496 erbauten Gebäudes und weisen auf die an der Dachuntersicht notierte Flötenmelodie hin. Damit sich die Zuhörenden ein Bild machen können vom ehemaligen Zustand der Fassade, zeigen die jugendlichen Experten Bilder von früher. «Ich wohne in diesem Haus, zuoberst, im ehemaligen grossen Estrich», erzählt Antônio mit stolzer Stimme.

Im Anschluss an den Rundgang kommen die Schülerinnen und Schüler mit ihren Angehörigen vor dem Stapferschulhaus zusammen, um sich am Feuer zu wärmen und bei Punsch über das Erfahrene zu berichten. Die spannenden und aufwendig vorbereiteten Kurzvorträge haben nicht nur den Kindern, sondern auch dem Publikum die Augen geöffnet für die versteckten, geschichtsträchtigen Details der Altstadt.

Die Parallelklasse 4g von Dani Notter lädt heute Donnerstag, 2. Februar, zu einem weiteren Stadtrundgang ein. Interessierte können sich um 17 Uhr beim Stapferhaus einfinden und von da aus den lehrreichen Gang durch die Altstadt antreten.