«Das Fliegenfischen ist die Königsdisziplin»

An der Aare sind Leo und Fabian in ihrem Element. Hier frönen die beiden Jungfischer ihrer Leidenschaft – die nebst Können auch Geduld fordert.
Ambitionierte Jungtalente: Fabian und Leo vor der Fischerhütte in Brugg. (Bild: aru)

Wenn Leo und Fabian, wie an diesem Sonntagmorgen Mitte Februar, zum Fischen an die Aare fahren, haben sie ausser der Angel bloss einen kleinen Rucksack dabei. Darin findet alles Platz, was die beiden Jungfischer des Fischereivereins Brugg für ihr Hobby brauchen: ein oder zwei Köderboxen, Silch, ein faltbarer Kescher, ein Schlagholz und etwas Werkzeug. «Die ganze Montage mache ich am Abend vorher zu Hause», erklärt Fabian (13), der in Remigen wohnt und in Brugg die Bezirksschule besucht. Das bedeutet, er bereitet die Ruten vor. Normalerweise nimmt er eine mit, heute hat er alle drei dabei.

Fliegenfischen braucht Übung
Die Zapfenrute – «sie ist einfach zu handhaben und ziemlich effizient» – ist die längste von allen. Unter dem Schwimmer, dem Zapfen, befindet sich ein Haken, an dem man als Köder ein Stück Brot oder Mais befestigen kann. Bei der Spinnrute, die man auswirft und gleich wieder einzieht, verwendet man Köder, die kleine Fische imitieren. «Für diese Ruten gibt es ganz unterschiedliche Köder, in allen möglichen Formen und Grössen», erklärt Leo (13), der aus Hunzenschwil nach Brugg gekommen ist. Die sensible Fliegenrute ist sorgsam in einer Hülle verpackt. Sie ist extrem leicht und dient dem Fliegenfischen. «Das ist die Königsdisziplin», strahlt Fabian, der vor einem Jahr damit begonnen hat, die spezielle Auswurftechnik zu üben. Die Köder, die wie Fliegen aussehen, hat er selbst gefertigt. «Das ist ziemlich aufwendig», erzählt er, «aber ich kann so etwas Geld sparen.» Er habe nicht gerade das billigste Hobby ausgewählt, erklärt der Siebtklässler, der für die Fliegenrute lange gespart hat. «Wenn man aber bedenkt, dass so eine Rute dann dreissig Jahre hält, ist sie schnell amortisiert», schmunzelt er.

Fabian hat die Leidenschaft fürs Fischen in den Ferien in Frankreich entdeckt. Damals bekam er von einem Mann, dessen Angel am Ende des Urlaubs nicht mehr ins Auto passte, seine erste «Fischerrute» geschenkt. «Obwohl ich nichts fing, fand ich sofort Gefallen daran», erzählt er. Ein Jahr später sei er dann zum Fischereiverein Brugg gestossen, wo er inzwischen den Jungfischerkurs und die nachfolgende Prüfung absolviert und den Sachkunde-Nachweis Fischerei (SaNa) erworben hat. Mit diesem müssen seit dem 1. Januar 2009 alle Fischenden, die in der Schweiz ein Fischerpatent von mehr als dreissig Tagen Dauer erwerben wollen, nachweisen, dass sie ausreichende Kenntnisse über den tierschutzgerechten Umgang mit Fischen und Krebsen haben. Wer einen SaNa besitzt, kann dann die entsprechende kantonale Lizenz lösen.

Mögen es, in der Natur zu sein: Die Jungfischer Leo und Fabian an der Aare beim Fischerhaus Brugg. (Bild: aru)

Respekt vor der Natur
Denselben Werdegang hat auch Leo hinter sich. «Ich wollte fischen lernen, seit ich laufen kann», lacht er. Sein Vater, der als Landschaftsgärtner tätig ist, hat im Garten einen grossen Teich angelegt. Darin leben Fische verschiedener Arten, die Leo mitbetreut. Um sein Hobby auszuüben, fährt er von seinem Wohnort Hunzenschwil meist nach Rupperswil. «Dort, an der Aare, gibt es einen guten Platz, an dem ich das ganze Jahr über fischen kann», erzählt er. Was die beiden Jungfischer fangen und mit nach Hause nehmen, tragen sie fein säuberlich in ihre Fischereikarte ein. «Letztes Jahr habe ich etwa tausend Egli gefangen und 216 mitgenommen», erklärt Leo. Die Fische, die er mit nach Hause nimmt, müssen ein Mindestmass haben – kleine Fische werden deshalb fachgerecht von der Angel genommen und wieder freigelassen. «Auch auf die Schonzeiten der verschiedenen Arten müssen wir Rücksicht nehmen», erklärt Fabian. «Wir haben eine grosse Achtung vor den Tieren und der Natur», fügt er an. «Deshalb nehme ich auch immer einen grossen Abfallsack zum Fischen mit, um die Ufer zu säubern.» Man könne sich gar nicht vorstellen, was die Menschen alles in der Auenlandschaft entsorgen würden, empört er sich und sammelt im Sand ein paar achtlos weggeforfene Zigarettenstummel zusammen.

Geduld und ein feines Gespür
Am Ufer bei der Fischerhütte im Brugger Wildischachen demonstrieren Leo und Fabian, wie man die Angel fachgerecht auswirft – und wieder einzieht. Hier sind Ruhe und Geduld ebenso gefragt wie ein feines Gespür. Jeder kleine Ruck an der Rute wird von den beiden Jungfischern registriert, und mit ruhiger Hand reagieren sie darauf. «Im Winter sind die Fische etwas langam und träg», sagt Fabian – und zieht den Silch ein, um die Algen abzuwischen, die sich dran verfangen haben. Der Remiger verbringt viel Zeit mit seinem Hobby. «Es ist abwechslungsreich, man ist viel in der Natur, hat Erfolgserlebnisse, tüftelt und entwickelt die Technik weiter», erklärt er, der sich in der Ausbildung der Jungfischer engagiert. Auch Leo kann sich ein Leben ohne sein Hobby nicht mehr vorstellen.

An diesem Sonntagmorgen gehen die beiden Jugendlichen mit leeren Händen nach Hause. «Auch das muss man aushalten können», sind sie sich einig.

ga_b_birrf_die_flugkunst_hauser_3522

Fabian und Leo am Brätelplatz vor dem Fischerhaus Brugg. (Bilder: aru)

ga_b_birrf_die_flugkunst_wengi_3522

Leo und Fabian bereiten sich beim Fischerhaus Brugg aufs Fischen vor.

ga_b_birrf_die_flugkunst_mueller_3522

Bereit zum Einsatz: Köderbox und faltbarer Kescher.

ga_b_birrf_die_flugkunst_herzog_3522

Fabian beim Präparieren eines Köders.

ga_b_birrf_die_flugkunst_perren_3522

Berechtigt zum Fischen: Die SaNa-Karte.

previous arrow
next arrow
Shadow