«Cello» beendet Curling-Karriere

Mit 29 Jahren tritt Weltklasse-Curler Marcel Käufeler vom Leistungssport zurück. Damit hatten selbst seine Mitspieler nicht gerechnet.
Ihre sportlichen Wege trennen sich nach rund zwanzig Jahren: Marcel Käufeler (rechts) und Romano Meier. Im Hintergrund Skip Michael Brunner. (Bild: zVg)

Es war an einem Abend zwischen Weihnachten und Neujahr, als Marcel Käufeler mit seinem Bruder bei einem Apéro in München sass und plötzlich das Bedürfnis spürte, öfter solche entspannten Momente zu erleben. «Da tauchte zum ersten Mal der Gedanke auf, den Spitzensport aufzugeben», erzählt der Wettinger, den alle «Cello» nennen. Seit rund zwanzig Jahren hat der 29-Jährige Curling gespielt, in den letzten Jahren auf höchstem Niveau. In den folgenden Wochen habe er sich viele Gedanken gemacht und sich mehrmals mit Sportpsychologe Stefan Hell ausgetauscht.

«Obwohl wir nach unserer Neuausrichtung gut unterwegs waren, sah ich immer noch einen grossen Abstand zum Spitzenteam von Yannick Schwaller», erklärt Käufeler. Die zu Ende gehende Saison nach der Neuorientierung mit Skip Michael Brunner war auch resultatmässig ein Auf und Ab. «Und trotz des Vizemeister­titels hatte ich nicht das Gefühl, dass ich mich nochmals auf unser grosses Ziel, Olympia 2026 in Mailand, fokussieren kann», gibt der Wettinger zu. Es sei ein längerer Prozess gewesen, der zum Entscheid geführt habe. Dann war klar: Ende Saison ist Schluss!

Seine Teamkollegen Romano Meier, Michael Brunner und Anthony Petoud informierte «Cello» an einer Teamsitzung am Mittwoch vergangener Woche. Dort wollte das Quartett eigentlich die Schweizer Meisterschaft vom Februar analysieren, bei der es Vizemeister geworden war, aber auch ein Ausblick auf die neue Saison stand auf dem Programm.

Kollegen akzeptieren Entscheid
«Alle waren sehr überrascht und auch etwas überrumpelt, als uns ‹Cello› seinen Entscheid mitteilte», sagt Romano Meier. Ihn persönlich habe es im ersten Moment auch traurig gemacht, zumal er in den letzten zwanzig Jahren fast durchgehend mit Käufeler auf dem Eis um Punkte gekämpft habe, so der Ehrendinger. «Seine Argumente konnten wir jedoch verstehen, und er sagte, dass der Entscheid endgültig sei», so Meier. Gemeinsam waren die Curler in die Top Ten der Weltrangliste vorgedrungen, konnten diverse Turniersiege, zwei Schweizer Meistertitel (bei sechs Finalteilnahmen in Serie!) und EM-Silber 2019 feiern.

Für das Team um Skip Michael Brunner geht nun die Suche nach einem Nachfolger für ihren «Lead» los. Am 16. März fliegen die Curler zum letzten Turnier der Saison nach Aberdeen. Ob Käufeler dann überhaupt noch dabei ist, stand bei Redaktionsschluss noch nicht fest. «Ich habe den Kollegen die Wahl gelassen, ob sie lieber schon einen potenziellen Nachfolger mitnehmen möchten. Es ist mir wichtig, dass ich die Situation für das Team so positiv wie möglich gestalten kann», so der 29-Jährige. Romano Meier sagt, man habe eine Shortlist mit Namen erstellt, die als Ersatz infrage kämen. «Wir werden weiter informieren, sobald wir eine Ergänzung gefunden haben.»

Marcel Käufeler freut sich hingegen nun darauf, bald wieder mehr Freizeit zu haben. Zudem möchte er seine Firma für Inkasso-Dienstleistungen weiter vorantreiben.