Die inspirierenden Farben des Lebens

In ihrer Ausstellung nimmt Künstlerin Claudia Anesini (65) die Betrachtenden mit auf eine Reise durch Jahreszeiten und ihre Stimmungen.
Farbe und Schwung fürs Gemeindehaus. Die Ennetbadener Künstlerin Claudia Anesini, mit ihrem Bild: «Eine tanzende Frau in Gelb im Frühling». (Bild: mpm)

Beim Betreten des Ateliers von Claudia Anesini im Oederlin-Areal findet ein Jahreszeitenwechsel der besonderen Art statt. Eben erst stand man in der eisigen Kälte auf dem grauen Asphalt vor einem alten Fabrikgebäude – und findet sich kurze Zeit darauf inmitten eines Raums voller Farben wieder. Die rechte Seite des grossen, lichtdurchfluteten Ateliers dient als Ausstellungs- und Verkaufsraum. Dort stehen die vollendeten Bilder, in unterschiedlichen Grössen, von klein und schmal bis gross und breit. Die grössten Leinwände sind weit über zwei Meter lang. «Bei diesen Flächen lege ich die Leinwände auf den Boden und muss mich dann daran entlang bewegen», so die Künstlerin. Das setzt nebst dem künstlerischen Können auch eine gewisse Beweglichkeit voraus.

Aquarell- und Bleistiftskizzen
Damit Claudia Anesini nicht das grosse Ganze des Bildes vor lauter Leinwand aus den Augen verliert, erfolgt eine erste Komposition zunächst als Skizze, mit Bleistift oder Aquarell. Dies ist insbesondere hilfreich und auch notwendig, wenn sie beispielsweise am Meer sitzt und der endlosen Bewegung des Wassers zusieht, das «Ein- und Ausatmen» dieser grossen Wassermassen wahrnimmt und das Farbenspiel beobachtet. «Durch meine Lehrmeister, insbesondere bei der Aktmalerei, habe ich gelernt, genau hinzusehen, zu beobachten und auch auf Kontraste wie hell und dunkel zu achten», sagt die 65-Jährige.

Ebenfalls fliesst ihr ursprünglich erlernter Beruf der Vergolderin und Restauratorin in die Bilder ein. Einige wurden mit echtem, hauchzartem Gold und Platin veredelt, was das Bild bei verschiedenen Lichtverhältnissen zusätzlich verändert und Aussagen hervorhebt. Bei anderen hat sie die Technik des Freskos verwendet: Auf die Leinwand wurde frischer Kalkverputz aufgetragen und darauf dann die Farbe direkt verarbeitet. «Das ist eine Technik, die ich sehr gerne mag – man hat nur eine Chance», verrät die Künstlerin. Ist das Bild erst einmal getrocknet, sind Korrekturen nicht mehr möglich.

Bis Ende November stellt Claudia Anesini im Gemeindehaus Obersiggenthal unter dem Titel «Jahreszeitenwechsel» zunächst Bilder des Frühlings vor, welche eine ungeheure Lebenskraft ausstrahlen: Eine Frau mit gelbem Kleid hält einen wirbelnden gelben Schal in Händen und ist vertieft in ihren Tanz. Der blaue Hintergrund spiegelt die geschmeidige Bewegung; es scheint, als würde die Sonne aus der Leinwand heraus strahlen. Auch das Mädchen und der Junge, welche auf einem anderen Bild ihre Arme in die Höhe strecken, tragen eine Lebensfreude nach aussen, welche im Betrachter weiterwirkt.

Eine intensive Farbenwelt: Die grössten Leinwände von Claudia Anesini sind über zwei Meter lang. (Bild: mpm)

Ein Bild soll etwas auslösen
Und wenn es Sommer wird, folgen Bilder vom Meer, vom Himmel, vom Wasser, mal zart und ruhig, dann wieder tosend und wild, aber immer von ungeheurer Schönheit. «Ein Bild ist dann gut, wenn es beim Betrachter etwas auslöst oder wenn es eine Geschichte erzählt, selbst wenn man die Geschichte gar nicht kennt», findet die Mutter von drei erwachsenen Kindern. So kann beispielsweise das Bild eines roten Tulpenfeldes mit einer einzelnen Tulpe im Vordergrund einfach als schönes Blumenbild betrachtet werden. Gleichzeitig kann es aber auch als Sinnbild für das Beziehungsnetz (das Tulpenfeld im Hintergrund) jedes einzelnen Menschen stehen, der eingebettet in dieses Ganze doch seine Eigenständigkeit bewahrt. Diese kommt durch die im Vordergrund stehende, einzelne Tulpe zum Ausdruck.

Besucher im Atelier willkommen
Claudia Anesini freut sich, dass sie ihre Bilder im Gemeindehaus Obersiggenthal ausstellen kann. An der Vernissage am Samstag wird sie persönlich anwesend sein. Sie möchte Interessierte aber auch einladen, bei ihr im Atelier vorbeizukommen und die Bilder dort anzusehen und sich inspirieren zu lassen. «Beim Besuch im Atelier kann man die Bilder auf sich wirken lassen, vielleicht ergibt sich auch ein interessantes Gespräch», hofft die Künstlerin, die in der Nähe des Oederlin-Areals wohnt. Ein Besuch im Atelier ist jederzeit möglich, die Informationen finden sich auf der Website www.claudiaanesini.ch. Dort stehen auch die Kontaktdaten, damit niemand vor verschlossenen Türen steht, falls die Künstlerin nicht vor Ort ist.

Vernissage
Samstag, 11. März, 15 bis 20 Uhr
Gemeindehaus, Obersiggenthal
Ausstellung bis Ende November