Er diente, ohne sich hervorzutun

Hausens früherer Gemeindeammann Fritz Richner ist vier Tage nach dem achtzigsten Geburtstag an einer schweren Krankheit gestorben.
Fritz Richner kam in der Welt herum, behielt aber seine heimatlichen Wurzeln. (Bild: zVg)

Gefasst, in Würde und bei klarem Verstand ist Fritz Richner nach kurzem Aufenthalt im Hospiz Brugg an der schmerzvollen Krankheit gestorben, die seine Kräfte in den letzten Wochen aufzehrte. Es war beeindruckend, mit welcher Geduld und Zuversicht er eine Reihe gesundheitlicher Schicksalsschläge ertrug. Seine Familie gab ihm Halt, die Grosskinder bedeuteten ihm eine Quelle der Hoffnung. Daraus schöpfte er Lebensmut. Bewusst hinterliess er keinen Lebenslauf, er wollte sich nicht hervorheben. Aber an der Trauerfeier würdigte Pfarrer Dominik Fröhlich-Walker mit Feingefühl das Wesen und Wirken des Verstorbenen. Er verglich ihn mit einem solid verwurzelten Baum und dessen Krone mit den weiten Interessen des Dahingegangenen. 

Offen für Begegnungen
«Servier et disparaître»: Das Wort von Friedrich dem Grossen, dem «Alten Fritz», war auch Fritz Richners Motiv. «Dienen und abtreten» – der Dorfgemeinschaft jedoch nicht den Rücken kehren. Zwar war er gern für sich allein, aber nach dem Rücktritt aus der Behörde engagierte er sich weiterhin für öffentliche Belange und pflegte Kontakte in der Männerriege sowie in der Gruppe ehemaliger Gemeinderäte, Vize- und Gemeindeammänner von Hausen. Er war der Obmann dieses «Schattenkabinetts», das sich monatlich zum Stammtisch trifft, ohne freilich Nachfolgern am Zeug zu flicken. Drei Wochen vor dem Hinschied bat er um die Ablösung, verabschiedete sich von seinen früheren Amtskolleginnen und -kollegen und legte ihnen die Fortsetzung der Begegnungen ans Herz.

Im Dienst der Öffentlichkeit
Von 1990 bis 1997 gehörte Fritz Richner dem Gemeinderat an; vier Jahre lang war er ein zugänglicher Gemeindeammann. Wegen einer Darmerkrankung verzichtete er schweren Herzens auf die Wiederwahl. Gern hätte er die Herausforderungen der Gemeinde weiter mitgetragen. Es gab viel zu entscheiden, denn die Dorfbevölkerung wuchs innert acht Jahren um 28 Prozent auf 2450 Einwohner. Schulräume wurden erweitert, Alterswohnungen erstellt und Strassen, etwa die Holzgasse im Ortszentrum, erneuert. Das Jahrhundertprojekt war die rechtzeitige Inbetriebnahme der Umfahrungs- und Zubringerstrasse auf den Zeitpunkt der Eröffnung der Autobahn A3 1996 – eine grosse Entlastung für Hausen.

Während Fritz Richners Amtszeit wurde auch das Gemeindegebiet Hausen West teilreguliert und neu vermessen, was für die Eigentumssicherung wichtig war, sowie eine Zonenplan-Revision durchgeführt. Knackpunkt war die Reduktion der viel zu grossen Bauzone um 22 Hektaren. Zusätzliche Brisanz bekam das diffizile Geschäft, weil der Regierungsrat auch die Rückführung des Baugebiets Sonnhalde in die Landwirtschaftszone verlangte. Die planmässige Erschliessung war bereits im Gang. Der Gemeinderat wehrte sich mit Erfolg gegen das Ansinnen, sonst wären bewilligte 5,5 Millionen Erschliessungskredite in den Sand gesetzt worden.

Weltoffen und heimatverbunden
Fritz Richner war als Ingenieur 35 Jahre lang für den Holcim-Konzern tätig und kam weit in der Welt herum. Das prägte seinen Horizont und die Einstellung gegenüber anderen Ländern und Kulturen. Aber gerade deswegen waren ihm auch die eigenen Wurzeln wichtig. Er wuchs in Rohr bei Aarau auf, die Eltern führten einen Bauernbetrieb; das prägte seine Naturverbundenheit – und die Liebe zur Heimat. Diesem Bewusstsein gab an der Trauerfeier in der vollbesetzten reformierten Kirche in Windisch das Ensemble Orion Vokal 4 mit gefühlvollen Liedern Ausdruck, wie dem romanischen «La sera sper il lag» («Der Abend am See») oder «Lueged vo Bärg und Tal».

Am Schluss seines Lebens erfüllten sich Fritz Richner zwei Wünsche: Er konnte seinen achtzigsten Geburtstag noch zu Hause feiern und vier Tage später im Hospiz loslassen.