Carmen Spuler-Moser hatte bereits im September 2021 bei den Gesamterneuerungswahlen des Gemeinderats kandidiert, die Wahl jedoch knapp verpasst – gewählt wurde Lea Meier-Roth. Ganz abgehakt hat Spuler ein politisches Amt seither aber nie. «Immerhin hatten mir 622 Menschen ihre Stimme gegeben, das war ein Ansporn für mich.» Eigentlich dachte sie, dass sie sich erst in vier Jahren wieder mit einer allfälligen Kandidatur befassen würde. «Aber nun ging es schneller als erwartet.» Weil Gemeinderat Andreas Knecht aus gesundheitlichen Gründen zurücktreten muss, wird am 12. März eine Ersatzwahl durchgeführt.
Bis Redaktionsschluss dieser Ausgabe war die Parteilose die einzige Kandidierende – ein Umstand, der sie überrascht, zumal es in Würenlingen nie an Interessierten für politische Ämter mangelt. Aber vielleicht tauche ja jetzt nach der Fasnacht noch eine Kandidatin oder ein Kandidat auf, so Spuler beim Interview. Die 45-Jährige wohnt seit zwanzig Jahren in Würenlingen und weiss, dass während der fünften Jahreszeit im fasnachtsverrückten Dorf alles andere still steht.
Dass die zweifache Mutter eigentlich keine gebürtige Würenlingerin ist, verrät heute nur noch ihr leichter Solothurner Dialekt. Aufgewachsen ist Spuler in Dulliken, aber Wurzeln hat sie bereits vor über zwanzig Jahren im Eichelndorf geschlagen. Dabei kam sie eigentlich durch Zufall hierher: «Ich war Lehrperson für Textiles und Technisches Gestalten in Ehrendingen und suchte mit meinem Ex-Mann ein Eigenheim in der Region. In der ‹Rundschau› entdeckte ich ein Inserat für eine Wohnung in Würenlingen. Wir haben uns hier sofort wohlgefühlt, es ist ein sehr aktives Dorf, und die Lage ist sensationell», schwärmt Spuler.
Vier Jahre in der Schulpflege
Schon früh begann sie sich ebenfalls zu engagieren, half an Festen, interessierte sich fürs Dorfgeschehen und besuchte die Gemeindeversammlungen. Auch bei der Fasnacht machte sie mit: «Da war ich schon in Dulliken eifrig dabei, und der grosse Umzug in Olten war jedes Jahr ein Highlight.» Mehrere Jahre lang war sie auch im neuen Wohnort in einer Wagenbaugruppe, hatte jedoch vor der Corona-Pandemie aufgehört. «Letztes Jahr hatte ich aber so starkes ‹Heimweh›, dass ich nun ein Gastjahr bei den Höllhöcklern machen durfte», sagt sie. Denn dass man als Würenlingerin nicht am Umzug mitmarschiere, «das konnte ich mir dann doch nicht so ganz vorstellen!»
2008 wurde Carmen Spuler-Moser in die Schulpflege gewählt. Das Amt habe ihr einen guten Einblick in die Arbeit mit Behörden ermöglicht, sagt sie heute: «Doch nach vier Jahren führten familiäre Veränderungen leider dazu, dass ich es vorzeitig abgeben musste.» Ihr Ex-Mann war nach der Scheidung ins Berner Oberland gezogen, und sie musste als alleinerziehende Mutter ohne familiäre Unterstützung in der Nähe ihre Engagements reduzieren. Seit fünf Jahren ist sie nun mit einem Herzblut-Würenlinger verheiratet: Andy Spuler, der auch einige Jahre Präsident des örtlichen Fussballclubs war.
Parallel zu ihrer Anstellung an der Schule begann Carmen Spuler-Moser 2007 eine Ausbildung in Kinesiologie, die sie 2011 abschloss. 2020 legte sie die höhere Fachprüfung zur Komplementärtherapeutin ab. Komplementärtherapie ist keine Alternative, sondern eine Ergänzung zur Schulmedizin. Dieser Berufstitel kann in verschiedenen komplementärmedizinischen Methoden erworben werden: «Es geht darum, die Selbstheilungskräfte zu aktivieren, die Selbstkompetenz und die eigene Wahrnehmung in Bezug auf seinen Körper und die eigene Gesundheit bewusst zu machen und zu stärken. Zum Beispiel bei körperlichen oder psychischen Beschwerden oder zur Unterstützung in Heilungsprozessen nach Operationen», erklärt Carmen Spuler.
Abschied von der FCW-Familie
Anfänglich behandelte sie zu Hause, 2016 hat sie ihre Praxis an der Endingerstrasse in den Räumlichkeiten eröffnet, wo früher ihre Töchter die Spielgruppe «Wunderchnäuel» besucht hatten: «Ein schöner Zufall!»
Heute arbeitet Carmen Spuler-Moser in einem 70-Prozent-Pensum als Fachlehrerin für TTG an der Oberstufe in Zurzach, und in der restlichen Zeit behandelt sie in ihrer Praxis nach telefonischer Vereinbarung. Sollte sie die Wahl in den Gemeinderat nun im zweiten Anlauf schaffen, würde sie ihr Pensum an der Schule auf fünfzig Prozent reduzieren und gleichzeitig ihre Praxistätigkeit herunterschrauben, verrät die 45-Jährige: «Als Selbständigerwerbende bin ich da glücklicherweise flexibel.»
Ausserdem müsste sie – schweren Herzens – ihre Funktion als Masseurin bei der 3.-Liga-Mannschaft des FC Würenlingen aufgeben, die sie seit 2022 ausübt. «Ich wurde sofort in die FCW-Familie aufgenommen und spüre dort eine grosse Wertschätzung für meine Arbeit», sagt sie wehmütig, und ihr ist bewusst: «Ich würde dies tauschen gegen ein Amt, bei dem man oft in der Kritik steht. Das ist sicher nicht einfach, damit muss man umgehen können. Aber ich mag Herausforderungen.»
Familienfreundlich bleiben
Nun hofft Carmen Spuler-Moser, dass die Leute trotzdem wählen gehen, auch wenn sie keine grosse Auswahl haben: «Möglichst viele Stimmen zu erhalten, das wäre für mich eine Motivation und eine Bestätigung.» Als Gemeinderätin würde sie gern die Ressorts Bildung und Kultur von Andreas Knecht übernehmen: «Da ich seit über zwanzig Jahren Lehrerin bin, kenne ich mich in Bildungsthemen gut aus.» Auch Vereine und die Kultur sieht sie als wichtige Pfeiler der Gesellschaft.
Wichtig sei ihr, dass Würenlingen ein aktives Dorf bleibe, das den Familien etwas biete, sagt Carmen Spuler. Der neue Pumptrack sei zwar ein guter Schritt gewesen, «aber wir müssen noch mehr machen, damit die Jungen im Dorf bleiben und Würenlingen familienfreundlich bleibt», fordert sie. Zudem möchte sie die junge Generation dazu bringen, sich vermehrt in der Gemeinde zu engagieren. «Denn viele Themen von heute betreffen die Generation von morgen, zum Beispiel die aktuellen Verkehrsthemen. Die jetzigen Diskussionen sind wichtig für die Zukunft.»