Zwei zukunftsorientierte Projekte

Stadtrat will städtisches Fernwärmenetz vorantreiben und den Wirtschaftsstandort fördern – wofür entsprechende Gelder benötigt werden.
Bis 2031 will Baden die stadteigenen Liegenschaften erneuerbar beheizen und setzt auf Fernwärme. Das Stadthaus und die weiteren Amtsgebäude in der Innenstadt sollen ab 2026 angeschlossen werden. (Bild: bkr)

Für den Badener Stadtrat sind die Energie- und Klimaziele der Gemeinde kein blosser Verwaltungsakt, und er will im Bereich der städtischen Liegenschaft mit der raschen Umstellung von Öl- und Gasheizungen zu Fernwärme vorwärtsmachen. Bedenkt man, dass heute rund sechzig zentrumsnahe Gebäude mit Gas beheizt werden, ist eine solche Umstellung auch finanziell interessant, wie der für das Thema zuständige Stadtrat Philippe Ramseier bestätigt: «Wir können langfristig Kosten einsparen und den fossilen Energieverbrauch um rund 9400 MWh senken, was den CO2-Ausstoss um 1900 Tonnen verringert.»

Vorbildcharakter für Private
Geplant ist, dass die Regionalwerke AG Baden ihr Fernwärme- und Fernkältenetz bis 2028 ausbaut und die Kosten dafür bis und mit Hausanschluss finanziert. Fernkälte? Die ist nicht für die Büros der Verwaltung oder den Stadtratssaal gedacht, sondern beispielsweise zur Kühlung der Geschäfte im Metro-Shop, die Teil des Finanzvermögens der Stadt sind. Heute wird hier mit einer in die Jahre gekommenen Kältemaschine für angenehme Temperaturen gesorgt. Die Bezügerinnen und Bezüger der Fernwärme – unter ihnen die Stadt – haben ihre alte Heizung zu entsorgen, die Wärmeübergabestation zu finanzieren und die interne Heizverteilung anzupassen. Ersetzen will der Stadtrat in zwei Etappen und neuere Heizungen (Burghalde) nicht sofort. Für die Phase 1 werden dem Einwohnerrat 750 000 Franken beantragt. Ein zweiter Kredit für Etappe 2 wird 2025 vorgelegt.

Weshalb «nur» eine Reduktion des CO2-Ausstosses um 96 Prozent? Stadtrat Ramseier: «Die Fernwärme stammt aus Abwärme der KVA Turgi (85 Prozent) und aus Grundwasser-Wärmepumpen – als Redundanz ist ein kleiner Anteil Erdgas nötig». Für Stadtammann Markus Schneider erfüllt die Stadt mit ihrem Vorhaben eine Vorbildfunktion: «Wir möchten Eigentümerinnen und Eigentümer privater Liegenschaften motivieren, auch über den Anschluss in ihren eigenen Gebäuden nachzudenken.»

Wirtschaft zum Boomen bringen
Im Bereich der einst «verbotenen Stadt» (BBC-Areal) spielt sich derzeit ein Strukturwandel ab, der einschneidend ist, aber auch eine grosse Chance darstellt. «Diese gilt es, in Zusammenarbeit mit der Wirtschaft zu nutzen», sagt Stadtammann Markus Schneider. Oder mit anderen Worten: mit einem Projekt «Wirtschaftsstandort Baden 4.0» die Unternehmen besser in die kommunale Entwicklung einbinden. Mit «4.0» ist eine öffentlich-private Partnerschaft (Public Private Partnership) gemeint, die gemeinsame Ziele festgelegt und in einem ebenfalls gemeinsamen Prozess eine Strategie ausarbeitet. «Der Wirtschaftsstandort Baden soll sich so weiterentwickeln, und die Wertschöpfung soll erhöht werden», sagt Schneider. Für den dazu nötigen Prozess verpflichten sich öffentliche Hand und Wirtschaft zu Vorleistungen. Konkret geht es um je rund 400 000 Franken, verteilt auf die Jahre 2023 bis 2026. Spricht der Einwohnerrat den geforderten Kredit, soll eine Trägerschaft in Form eines Vereins oder einer Stiftung gegründet werden.