Mit Solarstrom gegen Energieknappheit

Reto Miloni baute im Rahmen eines Stiftungsauftrags in Burundi eine Solaranlage. Kürzlich präsentierte er vor Ort eigene Projektideen.
Reto Miloni (Mitte) mit Teammitgliedern vor den Schaltschränken der grössten Solaranlage in Burundi, welche direkt in das 110-kV-Hochspannungsnetz unweit der Hauptstadt Gitega einspeist. (Bild: zvg)

Der ostafrikanische Binnenstaat Burundi berührt im Osten die Grenze von Tansania und im Westen diejenige der Demokratischen Republik Kongo. Mit einem Bruttoinlandsprodukt (BIP) von rund 261 Dollar pro Kopf weist das Land gemäss Erhebungen aus dem Jahr 2022 das geringste BIP weltweit auf. Gerade einmal sieben Prozent der Bewohnerinnen und Bewohner des gesamten ostafrikanischen Staates haben Zugang zu Strom. In Bujumbura, der grössten Stadt in Burundi, ist die Stromversorgung zwar besser, fällt aber häufig aus. Doch gerade medizinische Einrichtungen sind aufgrund der Stromunterbrüche und instabilen Netz­zustände auf eine möglichst unabhängige und sichere Stromversorgung angewiesen. 

Das Kraftwerk auf dem Dach
Vor Kurzem hat der Solarunternehmer Reto Miloni in Bujumbura im Auftrag der Stiftung «Burundikids» auf dem Dach eines Spitals eine Solaranlage installiert sowie ein Notstrom­aggregat samt eines Batteriespeichersystems geliefert. Die Photovoltaikanlage erzeugt tagsüber ausreichend Strom und kann den Mehrertrag in Batterien für die Nacht zwischenspeichern. Bei der Installation wurden Miloni und sein Team aus der Schweiz von Handwerkern, Elektroingenieurinnen und -ingenieuren sowie den Angestellten des Spitals vor Ort unterstützt. Der diplomierte ETH-Architekt Reto Miloni hat schon Planungs- und Installationsaufträge weltweit ausgeführt. Erfahrung hat er auch bei schwierigen Aktionen, die er etwa in Pakistan oder im Rahmen von Kata­strophenhilfeeinsätzen bei Hungersnöten oder Flüchtlingswellen umsetzte. So plante der frühere Grossrat (GLP), der in Hausen wohnt, während seiner humanitären Miliztätigkeit unter anderem Lager für das UN-Flüchtlingshochkommissariat in Tansania für Flüchtlinge, die als Folge des Genozids in Ruanda und Burundi zu Hunderttausenden ins Nachbarland gelangt waren.

Innovative Projekte
Vor einer Woche ist der 78-Jährige erneut aus Ostafrika zurückgekehrt. Der Inhaber von «Miloni Solar», einem Architekturbüro für Solarenergiesysteme, ist überzeugt, dass er in Burundi noch mehr bewegen kann – sogar auf institutioneller Ebene. «Ich durfte in Bujumbura im Ministerium für Hydraulik, Energie und Minen beim Generaldirektor meine Projektideen vorstellen», berichtet Miloni. Nach der Projektpräsentation sei er gebeten worden, seine innovativen Konzepte auszuarbeiten und die Projektierung aufzusetzen, gibt er Auskunft.

Elektroingenieure bei der Montage der Solaranlage am Spital. (Bild: zvg)

Vom Pilotprojekt zum Vertrag
Milonis Projektideen reichen vom Pilotprojekt für die solare Elektrifizierung der lokalen Fischerei-Infrastruktur am See Tanganyika über Ausbildungsprogramme für Solartechniker bis zum Entwurf eines Staatsvertrags. «Bestünde ein solcher zwischen der Schweiz und Burundi, wären die Voraussetzungen gegeben, dass Klimakompensationsprojekte mit diesem ärmsten Land der Welt gemacht werden könnten», erklärt er. «Die Schweiz verfügt für solche Projekte über Millionen-Budgets, und Burundi, das am Äquator liegt, hat dazu mit 50 Prozent mehr Sonnenscheindauer als die Schweiz ein optimales Potenzial», so der Experte.

Seltene Erden, fehlendes Kapital
Weil in Burundi die gleichen seltenen Erden und Rohstoffe vorkommen wie im Kongo, wäre das ärmste Land der Welt faktisch sehr reich: Gold, Nickel, Uran, Niob, Zinn, Kobalt, Kupfer, Platin, Vanadium, Tantal, Wolfram und Lithium – alles wäre vorhanden. Nur fehlt es an Infrastruktur, Energie, Kapital und Fachkräften, um diese Bodenschätze zu fördern. «Genau hier könnte die Schweiz in die Bresche springen, um diesem durch koloniale Vergangenheit und Völkermord zurückgebliebenen Land, das nur halb so gross wie die Schweiz ist, auf die Beine zu helfen», zeigt Miloni die Möglichkeiten auf. Ausserdem weiss der Unternehmer, dass Solartechnologie in Entwicklungsweltregionen im Vergleich zum Einsatz in Industrieländern einen Beitrag von ungleich grösserer Wirksamkeit leisten kann. «Mit der gleichen Solaranlage, die hierzulande auf einem Einfamilienhausdach installiert ist, kann in einem Entwicklungsland eine ganze Schule mit Strom versorgt werden», stützt der Solar­experte das Beispiel realitätsnah. In Bujumbura ist dies bereits der Fall. Dort liefert die Photovoltaikanlage Solarstrom rund um die Uhr für ein Distriktspital und eine Schule.

Als Nächstes plant Miloni mit der in Burundi seit Jahrzehnten bestehenden «Fondation Stamm» ein Ausbildungsprogramm für Solartechniker, das den Aufbau eines Solarlabors vor Ort vorsieht und an eine dort bereits bestehende Schule angegliedert werden soll. «Es reicht nicht, Technologien ins Land zu bringen, ohne dass diese finanziert, verstanden und unterhalten werden können», erklärt er. Ein weiteres Pilotprojekt soll Fischern helfen, den Strom für die beim nächtlichen Fischfang eingesetzten Lampen statt mit Dieselgeneratoren klimafreundlich und günstig mit Solarmodulen bereitzustellen. «Wir streben eine Weiterbildung der besten Elektroingenieure hier in der Schweiz im Rahmen eines dreimonatigen Einsatzes an, die uns beim Bau der Solaranlage auf dem Spital in Burundi aktiv unterstützt hatten», berichtet er aus der Fülle seiner Projekttätigkeiten. «Wir hoffen, etwas mehr Schwung und Nachhaltigkeit in die uns etwas verschlafen erscheinende traditionelle Entwicklungshilfe der Schweiz zu bringen und damit indirekt skalierbare Lösungen für neue Anwendungen zu generieren», sagt der Solarexperte. Mit «wir» meint er sein kleines, tatkräftiges Projektteam in der Schweiz, mit dem er unermüdlich nach Lösungen für durch Energieknappheit verursachte Probleme sucht.

Vortrag von Reto Miloni
zum Solarprojekt in Bujumbura
Donnerstag, 30. März, 19.30 Uhr
Gemeindesaal Hausen
hausen.swiss