Das Birrfeld und die Weltpolitik

Ein gutes Geschäftsjahr und anstehende Investitionen vermeldet die im Infrastrukturbereich weltweit tätige Brugg Group mit Hauptsitz in Brugg.
Stephan Wartmann, CEO der Brugg Group, Markus Grüter, Leiter Brugg Lifting, Verwaltungsratspräsident Jürg Suhner und Andrea Roth, Divisionsleiter Brugg Ropes, vor einer Rolle eines Zugriemens, den die Liftindustrie weltweit aus Birr bezieht. (Bild: bkr)

Die Brugg Group mit ihren – inklusive Immobiliengesellschaft – sieben Sparten entwickelte sich 2023 in einem politisch und wirtschaftlich schwierigen Umfeld gut. Wie Verwaltungsratspräsident Jürg Suhner und CEO Stephan Wartmann an einer Medienkonferenz bekannt gaben, stieg der Umsatz der Gruppe um 4,4 Prozent auf 668 Millionen Franken. Keine Angaben macht die Brugg Group zum erzielten Gewinn. CEO Wartmann sagte lediglich: «Die letztjährige Aufwertung des Frankens gegenüber dem Euro und dem US-Dollar belastete unseren Ertrag mehr als üblich.» Dafür, dass dieser für die Aktionärinnen und Aktionäre noch immer stimmen dürfte, ist der Umfang der Investitionen ein Indiz. Diese stiegen – vollständig eigenfinanziert – innert Jahresfrist von 33 auf 55 Millionen Franken. «Die Brugg Group», führt Verwaltungsratspräsident Suhner aus, «arbeitet mit grossen, kapitalintensiven Produktionsmaschinen, die nicht zuletzt aufgrund von Marktentwicklungen beschafft werden müssen.» Zu den Mitarbeitenden: Deren Zahl stieg von 1832 auf 2058. 72 der 226 neuen Stellen entstanden in der Schweiz.

Birr und die bipolare Welt
Investitionen und Wachstum waren auch der Grund, weshalb die Brugg Group ihre Geschäftszahlen am Standort in Birr präsentierte. Dort besitzt sie zum einen baureifes Land in der Industriezone, zum anderen ist hier die Sparte Brugg Lifting mit ihren Produktionsanlagen zu Hause. Lifting steht tatsächlich für die Liftbranche, für welche die Brugg Group eine bedeutende Zulieferin ist. «Ein innovatives Produkt», sagt Bereichsleiter Markus Grüter, «sind unsere Belt genannten Zugriemen. Sie ersetzen im Liftschacht Stahlseile und haben gegenüber diesen verschiedene Vorteile.» Einer ist die grosse Auflagefläche des Belts. Das ist wie beim Auto. Hier werden für eine gute Kraftübertragung zwischen Motor und Lichtmaschine keine Seile, sondern Keilriemen eingesetzt.

Ein wichtiger, neuer Kunde ist Hyundai in Korea. Hyundai will nicht, dass die Komponenten für seine Lifte im Brugg-Werk in China hergestellt werden. Aus politischen Überlegungen wird – trotz höherem Preis – ein in der Schweiz hergestelltes Produkt verlangt. «Wir leben in einer bipolaren Welt, die sich auch auf unser Geschäft auswirkt», stellt CEO Wartmann fest. Die Konsequenz: Im Werk Birr muss die Kapazität verdoppelt und etwa 10 Millionen Franken müssen investiert werden. Die Produktionsanlage selbst kostet 3 Millionen Franken, das Gebäude 7 Millionen Franken. Dazu Geschäftsleitungsmitglied Andrea Roth: «Die steigenden Baukosten in der Schweiz machen mir punkto Wettbewerbsfähigkeit unseres Landes Sorgen.»

Die öffentliche Hand als Kundin
Nicht alle Unternehmensbereiche haben 2023 gleich gute Ergebnisse erzielt. Ausgerechnet Brugg Lifting verzeichnete ein Minus von 8 Prozent. Auslöser waren die Immobilienkrise in China und die schwächelnde Wirtschaft in Deutschland. Die Brugg Group ist ein breit aufgestelltes Unternehmen. Als globale Entwicklerin und Herstellerin ist die Firma in verschiedensten Bereichen tätig. So in der Fernwärmetechnologie, Rohrsystemen, Prozessleittechnik, E-Mobilität, Industriekabeln, Windkraft, Leichtbau und Seilarchitektur, Schwerseilen, Aufzugs- und Hebemitteln sowie Schutznetzsystemen gegen Naturgefahren. Laut CEO Wartmann werden rund 75 Prozent des Umsatzes durch die öffentliche Hand ausgelöst – und das weltweit.