Die Menschen zusammenbringen

Roger Rüede (58) lebt seit 25 Jahren in Kirchdorf und war von 2017 bis im März 2023 Präsident der Vereinigung Kirchdorf. Eine Bilanz.
Im Epizentrum von Kirchdorf: Roger Rüede beim Dorfplatz. (Bild: is)

Der Präsident der ­Vereinigung Kirchdorf ist so etwas wie der höchste Kirchdorfer. Fällt Ihnen der Abschied aus diesem prestigeträchtigen Amt schwer?
(Lacht.) Manche hier sagen das. Es ging mir aber nicht um Anerkennung, das habe ich in meiner Abschiedsrede an der Generalversammlung bereits gesagt. Ich sehe es mehr als Verantwortung: Wer ein Anliegen in Kirchdorf hat, kommt mit diesem zum Präsidenten der Vereinigung. Ich habe mich mit viel Freude für Kirchdorf engagiert. Aber nach zwölf Jahren im Vorstand darf man loslassen. Es gibt bei uns das ungeschriebene Gesetz, dass man nach etwa zehn Jahren den Platz für jüngere Kräfte freimacht. Diese haben einen engeren Kontakt zur Schule und somit zu anderen Eltern.

Welche Themen beschäftigen die Kirchdorfer Bevölkerung am meisten?
Ein Dauerthema ist sicher der Verkehr. Wir haben drei Ortsausfahrten, die immer wieder zu reden geben. Die Busschlaufe und die gefährliche Si­tuation um den Trottenplatz beschäftigen die Menschen. Zudem führt die Bautätigkeit in Kirchdorf zu Mehrverkehr. Die Bevölkerung unseres Ortsteils hat zwischen 2012 und 2022 um rund 350 Personen zugenommen. Das sind dreissig Prozent.

Vor Corona sollte sogar eine Verkehrskommission gebildet werden. Was wurde daraus?
Das war ein Auftrag der GV. Wegen der Pandemie ist sie noch nicht aktiv. Das Thema ist aber nicht vergessen.

Was war Ihr Hauptanliegen als Präsident der Vereinigung?
Der Zusammenhalt in Kirchdorf. Ich habe versucht, auf die Menschen zuzugehen und sie zusammenzubringen. Ausserdem habe ich vermehrt den Kontakt zu den beiden anderen Obersiggenthaler Quartiervereinen Häfeler + Hertenstein sowie Rieden gepflegt. An unseren acht bis zehn Anlässen pro Jahr treffen sich viele Leute zu einem Gespräch und zum gemütlichen Beisammensein.

Ist Ihnen das gelungen?
Ich finde, ja. Es ist jedoch schwierig, die Neuzuzüger abzuholen. Jeder, der nach Kirchdorf zieht, ist automatisch Mitglied bei uns, nimmt das aber nicht so wahr. Oft werden die Anlässe eher mit der Schule oder der Gemeinde in Zusammenhang gebracht. Wir hätten die Schule in Kirchdorf gern als Plattform genutzt, um uns bekannter zu machen, denn über sie erreicht man die Eltern. Leider kam das nicht zustande. Deshalb versuchen wir es bei den Anlässen. So haben wir beim Adventsfensterapéro stets darauf geachtet, dass mindestens ein Vorstandsmitglied anwesend ist, um erste Kontakte zu knüpfen. Selbst wenn die Hemmschwelle zu Beginn gross ist, haben wir über solche Anlässe neue Vorstandsmitglieder gewinnen können.

Welche Anlässe bleiben als Meilensteine in Erinnerung?
Die schönsten Anlässe mit vielen Erwachsenen und Kindern sind für mich das Ferienabschlussfest Anfang August und der Räbelichtliumzug. Auch der Advent mit dem Samichlauseinzug ist eine tolle Zeit in Kirchdorf. Und die Public Viewings auf dem Böndler gehörten mit den vielen Menschen und der friedlichen Stimmung zu den Highlights. Zudem haben wir neue Anlässe wie den Kirchdorfer Walk und den Kirchdorfer Treff ins Leben gerufen.

Ihre Nachfolge treten mit Stefan Semela und Reto Pieren zwei Co-Präsidenten an. Sind Sie nicht durch eine Person ersetzbar?
(Lacht.) Die Vereinigung Kirchdorf hat im Vorstand ein Team von neun Leuten, die alles gemeinsam machen. Ich bin glücklich, dass wir die Nachfolge regeln und mit Karin Eichelberger ein neues Vorstandsmitglied gewinnen konnten. Aber ich gebe zu, ich habe einen riesigen Aufwand betrieben, war viele Abende unterwegs. Das war nur möglich, weil ich Teilzeit arbeite und meine Familie mir den ­Rücken freihielt. Dafür bin ich sehr dankbar. Die Freude am Miteinander hat mich angetrieben. Und ich sehe das ganz nüchtern: Mein Abgang ist eine Chance für Neues – für die Vereinigung Kirchdorf und für mich.

Zum Beispiel?
Ich habe ja noch ein politisches Amt, bin seit 2022 gewähltes Mitglied des Einwohnerrats Obersiggenthal. Dort ist ein anderes Engagement möglich. Mein Ziel ist, zwischendurch mehr Zeit für mich zu haben. Des Weiteren wurde ich schon für andere ­Themen oder Projekte angefragt. Man muss aber mal Nein sagen können.

2024 findet wieder die «Sichlete» statt, mit Ihnen als Vizepräsident …
… und Finanzchef! Die Vorbereitungen laufen, es gab bereits Sitzungen. Die Verbindung zwischen der Vereinigung und der «Sichlete» ist historisch gewachsen. Deshalb engagieren sich Mitglieder aus dem Vorstand im «Sichlete»-OK. Getreu unserem Motto in den Statuten: «Für ein lebendiges, aktives und schönes Kirchdorf!» 

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