Mit «upAIRo» in die Badenfahrt starten

In ihrem umgebauten Heli­kopter «Paula» laden vier Freunde zu Apéro und Virtual-Reality-Rundflügen ein – Kotztüten inbegriffen.
Machen aus einem Helikopter eine Bar: Reto Frei, Flavio Killer, Fabian Weidmann und Philipp Rohner. (Bild: is)

In knapp 100 Tagen hebt «Paula» an der Badenfahrt ab. Der zu einer Apérobar umgewandelte Helikopter «Bölkow Bo 105», Baujahr 1972, ist zwar nicht mehr flugfähig, mithilfe einer Virtual-Reality-Brille macht «Paula» aber virtuelle Rundflüge, mit Drohnenaufnahmen, über Baden möglich. «Unsere Idee ist ziemlich verrückt, aber wir hoffen, dass sich die Badenfahrt-Gäste noch viele Jahre an uns ­erinnern werden», sagt Flavio Killer (44). Der Untersiggenthaler hat das Projekt «UpAIRo» gemeinsam mit Reto Frei (41), Philipp Rohner (43) und Fabian Weidmann (39) umgesetzt.

Etwas, das Spass macht
Die vier Freunde nennen ihre Verbindung Paragraph 4/11, weil sie zu viert sind und sich immer am 11. des Monats treffen. Sie alle kennen sich unter anderem von der Guggenmusik Wasserschloss-Fäger und haben schon mehrmals gemeinsam bei Badenfahrt-Beizen mitgemacht – allerdings noch nie mit einem eigenen Projekt. «Für uns war deshalb klar, dass wir zum 100-Jahr-Jubiläum etwas machen wollen, das uns Spass macht und das wir zu viert stemmen können», so Flavio Killer.

Erste Ideen stellten sich als nicht realisierbar heraus. Vor etwas mehr als einem Jahr entdeckte Reto Frei jedoch beim Spazieren mit seinen Kindern die alte «Bo 105», und so wurde die Idee für «UpAIRo» geboren. Die Freunde konnten den Heli kaufen und tauften ihn «Paula» – eine Hommage an den Vorbesitzer Paul. «Er hat uns bei unserem Projekt enorm unterstützt», sagt Flavio Killer.

Gemeinsam machten sich die vier Freunde daran, dem Heli ein neues Leben zu schenken. Zuerst stand «Paula» im Steinenbühl, doch schon bald musste sie in einen neuen Hangar umziehen, da die Wetterverhältnisse dort oben nicht ideal waren. In einer Werkhalle in Birr fanden die vier Freunde ideale Voraussetzungen, inklusive Werkzeug. «Zuerst mussten wir ‹Paula› allerdings von Moos und Vogelnestern befreien», so Reto Frei.

Im Innern des Helikopters wurden ein Bierkühler und ein ausziehbarer Tisch eingebaut. Auch eine Musikanlage hat darin Platz.

Wie auf einem Landeplatz: Helikopterbar «Paula» an ihrem Standort vor dem Tagsatzungssaal. (Visualisierung: zVg)

Rund 1000 Stunden investiert
«Armaturenbrett, Heckrotor und Antrieb mussten wir selbst rekonstruieren, und der Pilotensitz stammt aus einem alten Traktor», erzählt Reto Frei. «Insgesamt haben wir rund 1000 Stunden in die Restaurierung investiert.» Der beträchtliche Aufwand sei jedoch nicht umsonst, ergänzt Philipp Rohner, der für das Elektrische zuständig war: «Unsere Idee ist, dass ‹Paula› im Sinne der Nachhaltigkeit für spätere Feste eingesetzt werden kann.»

Um ihr Projekt finanzieren zu können, haben die Freunde von Paragraph 4/11 sogenannte Co-Piloten mobilisiert, von denen jeder 150 Franken sponserte und ihnen einen Badenfahrt-Festpass abkaufte. Dank ihrer guten Vernetzung in der Region kamen mehr als sechzig Co-Piloten zusammen. «So haben wir eine starke Comunity, die sicherstellt, dass unsere ‹Paula› weitherum bekannt wird», erklärt Flavio Killer. Für ihr Engagement erhalten die Co-Piloten während der Badenfahrt einen Flug mit «Paula» sowie einen Ausweis, mit dem sie täglich einen Gratisdrink bei «UpAIRo» einlösen können.

Am vergangenen Samstag waren die Co-Piloten ausserdem zu einem «Probeflug» in Birr eingeladen. Dabei konnten sie den Helikopter erstmals aus der Nähe begutachten und gleich das kulinarische Angebot testen. Serviert werden Apéroklassiker, die teilweise gemäss dem Badenfahrt-Motto neu interpretiert werden – etwa ein Neo-Groni-Cocktail. Und neben dem obligaten Müllerbräu wird ein täglich wechselndes Craft-Bier im «UpAIRo» ausgeschenkt. Als Häppchen gibt es süsse und salzige Pies (von Teig umhüllte Kuchen). «Uns ist wichtig, dass unser Angebot regional, nachhaltig und sozial ist», erklärt Flavio Killer. Die Pies werden mit Zutaten von Wein & Gemüse Umbricht (Untersiggen­thal) bei der Arwo in Wettingen hergestellt. Die Craft-Biere stammen von zehn Kleinbrauereien der Region, unter anderem vom Neuenhofer Label Chen Van Loon.

Nachhaltig sind sogar die Kotz­tüten aus einem Restposten, die mit Popcorn ­gefüllt werden. Denn nebst Höhenflügen können auch Abstürze beim «UpAIRo» nicht ganz ausgeschlossen werden.