Um fünf Minuten nach fünf eröffnete Hans-Rudolf Wyss, der Präsident des Verwaltungsrats der Bad Schinznach AG, die 101. Generalversammlung und begrüsste die Aktionärinnen und Aktionäre, geladene Geschäftspartner sowie Vertreterinnen und Vertreter aus Politik, Wirtschaft und Gesellschaft. Der Einlass hatte aufgrund des in neuer Rekordzahl gekommenen Aktionariats – es kamen 263 Stimmberechtigte – länger gedauert, weshalb die Generalversammlung geringfügig verspätet begann. Die Veranstaltung wurde zudem über Video in einen zweiten Saal im gleichen Gebäude übertragen, da die Turnhalle in Schinznach-Bad voll besetzt war.
Zu Beginn verwies der Präsident auf das 100-Jahr-Jubiläum, das die Bad Schinznach AG letztes Jahr begangen hatte. Im Hinblick auf die Festlichkeiten hatte man den Historiker Jürg Stüssi-Lauterburg zudem beauftragt, ein Buch zu schreiben. Das Werk «Bad Schinznach – Geschichten» werde jeder Aktionärin und jedem Aktionär am Ende der Generalversammlung als Geschenk überreicht, kündigte Wyss an.
Der Erfolg ist zurück
Auf dem Podium der Generalversammlung hatten der Verwaltungsrat Giatgen Fontana, der Vorsitzende der Geschäftsleitung der Bad Schinznach AG, Daniel Bieri, Verwaltungsrat Andreas Hotz, Verwaltungsrat Philipp Bill und Verwaltungsrätin Jacqueline Jean-Wyss-Platz genommen. Im letzten Jahr, so Hans-Rudolf Wyss, habe man die Auswirkungen von Corona noch gespürt. «Corona ist überstanden, der Erfolg ist zurück», hielt Wyss fest. Nach der Aufhebung der 2-G-Regeln hätten sich die Besucherzahlen erholt, und man habe zur Normalität zurückkehren können, so Wyss, der eine kompakte Zusammenfassung des Geschäfts- und Lageberichts 2022 folgen liess. Im Vergleich zum Umsatz von 48,72 Millionen Franken aus dem Jahr davor liegt der Wert im Berichtsjahr bei 53,53 Millionen Franken. Dies ist der höchste Umsatz, den die Bad Schinznach Gruppe je erzielt hat.
Im Kurhotel Im Park lag die Auslastung bei rund 80 Prozent; zusammen mit den Dienstleistungen in den Kliniken konnte ein Umsatz von über 40 Millionen Franken verzeichnet werden. Ein erfreuliches Ergebnis kommunizierte Wyss dem Aktionariat aufgrund einer Steigerung von 33 Prozent für die Gastronomie und von 4 Prozent bei den Übernachtungen gegenüber dem Jahr 2022. Für die leichte Erhöhung der Eintrittspreise wurde die Energiekrise als Hauptfaktor genannt, und wie allerorts spürte man den Fachkräftemangel, gerade beim Pflegepersonal. «Alles in allem lässt sich sagen, dass wir 2023 auf der Erfolgsspur bleiben werden», so der VR-Präsident.
Neue Tarife mit Krankenkassen
Hans-Rudolf Wyss vermeldete, dass sich mit den Krankenkassen ein schönes Miteinander eingependelt habe, indem mit ihnen neue Tarife festgelegt worden seien. «Besonders positiv ist, dass wir es in die Zürcher Spitalliste geschafft haben», berichtete er erfreut. Dasselbe werde zurzeit mit Innerschweizer Kantonen angestrebt.
Im neuen und grösseren Produktionsort in Härkingen nahm man einen Textilpflegestandort in Betrieb, der nun zwei Wäschereien an einem Standort vereint und an dem das erwartete und weitere Wachstum gemeistert werden kann. «Ein hochmoderner Betrieb», lobte Wyss. Die Schwob AG, Burgdorf, habe das Geschäftsjahr 2022 mit einem grossen Umsatzwachstum abgeschlossen, verzichte jedoch auch in diesem Jahr auf eine Dividendenausschüttung, denn die Corona-Härtefallgelder, die bei der Bewältigung der Krise sehr geholfen hätten, machten das noch immer zur Bedingung, erläuterte der VR-Präsident.
Solaranlage für Meisenberg
In der Klinik Meisenberg AG in Zug sei der Überbauungsplan genehmigt worden. Im Sommer 2021 sei ein Haus in der Klinik für einen ersten Sanierungsschritt vier Wochen lang geschlossen gewesen, und in einer zweiten Phase habe man die Fassade und weitere Zimmer des Hauses erneuert. Aufgrund der stark steigenden Energiekosten habe man sich relativ kurzfristig entschlossen, auf dem Dach des Hauses eine Solaranlage zu installieren.
Bilanz: ähnlich wie im Vorjahr
Die Präsentation der Erfolgsrechnung nahm Wyss zügig vor. «Wir gehen durch die groben Zahlen», kündigte er an. Sehr stark angestiegen seien die Kosten für den Betriebsaufwand und jene für die Energiekosten. Die Energiemangellage führte zu weiter steigenden Gaspreisen. Deshalb habe man sich in der Klinik Meisenberg entschieden, die Heizung für den Winter 2022/2023 von Erdgas- auf Heizölbetrieb umzustellen. Mit einem Anteil von 10,6 Prozent am Umsatz liegen die Abschreibungen wieder auf dem Niveau wie vor der Coronakrise. «Nächstes Jahr soll eine Zahl geschrieben werden, die über den Dividenden liegt», kommentierte Hans-Rudolf Wyss die Abschreibungen. Einstimmig wurde die Dividende von 12 Prozent von den 263 anwesenden Aktionärinnen und Aktionären angenommen. Leicht verändert zeigte sich hingegen das Finanzergebnis. Der Gewinn für das Geschäftsjahr 2022 liegt mit 1,59 Millionen Franken etwas tiefer. «Die Bilanz ist mehr oder weniger ähnlich, das Eigenkapital stabil», rekapitulierte Wyss.
Von roten zu guten Zahlen
Weiter informierte der Präsident über den Rücktritt von Verwaltungsrat Giatgen Fontana. «Er hat ein wesentliches Verdienst daran, dass wir es von den roten in die guten Zahlen geschafft haben», betonte Wyss und bezeichnete Fontana anerkennend als «kritischen Frager». Mit einer Gegenstimme neu in den Verwaltungsrat gewählt wurde Werner Schiesser, Präsident der Revisionsstelle BDO. «Wir sind sehr froh, vor allem wegen der Finanzthemen», sagte Wyss. «Das Know-how tut uns gut.» Schiesser richtete sein Wort an den voll besetzten Saal. Er freue sich sehr, so der frisch Gewählte, nicht nur als Verwaltungsrat, sondern auch im Sinne eines Gestaltungsrats in die Zukunft zu gehen.
Kapazitätsgrenze erreicht
Zum zweiten Teil der etwa einstündigen Generalversammlung begrüsste Daniel Bieri. Die Kapazitätsgrenze in der Turnhalle in Schinznach-Bad sei erreicht, stellte er fest. Vielleicht werde man deshalb die Generalversammlung nächstes Jahr in Brugg abhalten. «2022 war wirklich umsatzstark», bilanzierte er und stellte eine deutliche Umsatzsteigerung in Aussicht. Bieri präsentierte kurz das neue Hotel- und Infrastrukturprojekt. Die Gestaltungsplananpassungen für das Neubauprojekt, das in Zusammenarbeit mit Walker Architekten entwickelt worden sei, seien inzwischen vom Kanton Aargau genehmigt worden. Bieri ermunterte dazu, sich am reichhaltigen Apéro die Modelle und Stimmungsbilder zu den neuen Innen- und Aussenräumen anzusehen.