Die Nuklearkatastrophe von Fukushima führte 2011 dazu, dass man auch in der Schweiz den Ausstieg der Kernenergie sucht. Damit gewann einheimische, erneuerbare Energie zusätzlich an Bedeutung. Die Limmatkraftwerke AG (LKW) – zu 60 Prozent im Eigentum der Regionalwerke Baden und zu 40 Prozent der AEW Energie AG – beschloss bereits vor Fukushima, ihren Kraftwerkspark für mehr Leistung aufzurüsten. Die LKW betreiben die Anlagen Aue, Kappelerhof, Schiffmühle und Turgi, wobei Letztere das leistungsmässig kleinste Werk ist. Seine Stromproduktion von 7,6 GWh pro Jahr reicht dennoch, um rund 1600 Haushalte zu versorgen.
Ziel war, das Kraftwerk Turgi – es stammt in seiner heutigen Form aus dem Jahr 1986 – mit einer weiteren Maschinengruppe (Turbine und Generator) auszurüsten und so die Leistung zu verdoppeln. So hätte man Strom für insgesamt 3200 Haushalte bereitstellen können. Laut Planung hätte diese bereits in Betrieb sein sollen – es kam aber anders. Eine Stromschwemme aus Solar- und Windenergie – speziell in Deutschland – liess den Preis der «weissen Kohle» einbrechen. Das Projekt Turgi wurde sistiert. Strommangellage und -preis machen den Ausbau des kleinen Laufkraftwerks inzwischen wieder attraktiv, und die Pläne sind aus der Schublade zurück auf dem Tisch.
Lebensraum für Fische
Um diese umsetzen zu können, muss zuerst eine ganze Reihe von Bedingungen erfüllt werden – die Liste von Leuten, die bei der Kraftwerkserweiterung tangiert sind, und Organisationen ist lang. Letzte Woche an einer Orientierung für die Mitglieder der sogenannten Begleitkommission waren Anstösser (ein Kraftwerk ist nicht lautlos), Vertreter der Fischerei, des Vogelschutzes, der Schifffahrt sowie verschiedener Umweltverbände anwesend und liessen sich über den Stand der Dinge informieren. Das Thema Schiffbarkeit dürfte gelöst sein – die Rinne im Flusslauf ist weiterhin tief genug. Für Fische, hier geht es um den unmittelbaren Lebensraum beim Kraftwerk, sowie für Wege, als Fisch die Anlage passieren zu können (Wanderhilfen). Dazu liegen umfassende Studien vor. «Diese und weitere Unterlagen zum Thema Gewässerschutz werden Teil des Bewilligungsgesuchs sein», sagte Susette Burger, Leiterin der kantonalen Sektion Gewässernutzung, an der Versammlung.
Im gleichen Verfahren geht es um eine neue Konzession für das Kraftwerk. Die aktuelle läuft zwar noch bis 2046, aber die Limmatkraftwerke AG möchte ihre Investitionen verständlicherweise für eine volle Konzessionsdauer von sechzig Jahren nutzen können. Um welchen Betrag geht es? Dazu Andreas Doesseger, Bereichsleiter Betrieb und Kraftwerke bei den Regionalwerken Baden: «Wir sprechen von einer Grössenordnung von 20 Millionen Franken.»
Davon gehen Förderbeiträge und Zahlungen des Bundes auf Basis des Gewässerschutzgesetzes in Abzug, deren Summe ist allerdings noch unklar, ebenso der genaue Baubeginn.